Hohe Inflation bedeutet nicht immer Crash
Das haben Sie bestimmt auch schön öfter gelesen: Die hohe Inflation wird einen Crash an der Börse auslösen. Also nicht eine Korrektur oder den fortgesetzten Bärenmarkt, den wir jetzt erlebt haben. Sondern, dass da noch richtig viel auf uns zu kommen wird. Namentlich lange rote Kerzen.
Aber ist das wirklich so? Kann eine hohe Inflation alleine dafür sorgen, dass die Unternehmenswerte nach unten gehen? Nichts anderes bedeutet ein Crash. Es gibt dabei Beispiele aus der Vergangenheit, die nämlich genau das Gegenteil beweisen.
Wir können starkes Börsenjahr mit hoher Inflation erleben!
Im Jahr 1974 lag die Inflation in den USA bei 11 Prozent. Der Dow Jones stieg im Folgejahr um gigantische 44,6 Prozent! Im selben Jahr war die Inflation noch bei 9,1 Prozent. Der Dow machte 1976 immer noch 22,3 Prozent plus.
Gehen wir ein paar Jahre nach vorne. 1979 gab es wieder 11 Prozent Inflation. Der Dow Jones klettert um 21,5 Prozent im Jahr danach. 1980 hatten wir 13,55 Prozent Inflation in den USA und im Folgejahr gingen die Kurse um 3,9 Prozent zurück.
Das war übrigens das einzige Jahr aus dem Zeitraum 1974 bis 1981, in dem die Kurse einen Verlust auf Jahressicht zeigten, während die Inflation über 6 Prozent im Vorjahr lag. Alleine von diesen Daten spricht offenbar einiges dafür, dass dieses Jahr durchaus positiv verlaufen kann.
S&P 500 im Tageschart am 6.2.23
Hier sehen Sie den Ausbruch nach oben. Wir hatten tatsächlich nur einen angetäuschten Fehlausbruch. Die Kurse machten ein neues Hoch und sind jetzt wieder zurückgelaufen. Praktischerweise genau an die ehemaligen Hochs aus dem Winter 2022. Von hier kann die nächste Strecke nach oben starten.

(Quelle: Tradingview.com)
Die EMA 200 in Blau dreht sogar auch schon wieder nach oben. Im Chart habe ich Ihnen noch die beiden wichtigen Marken in Rot markiert. Diese Zone sollten die Kurse jetzt nicht mehr unterschreiten. Das ist der Bereich zwischen 3.700 und 3.765 Punkte. Dort liegen die Tiefs von November und Dezember 2022.
Bis zu diesen Marken hat der S&P 500 jetzt Spielraum. Theoretisch. Richtig chic wäre natürlich ein weiterer Anstieg. Aber da hat die Fed auch noch ein Wörtchen mitzureden. Wir sind erst im Februar.
Ob das Jahr 2023 einen positiven Verlauf hat, ist jetzt noch nicht entschieden. Oder doch? Ja, eigentlich ist die Entscheidung schon gefallen. Wenn Sie sich an der ersten Jahreswoche orientieren. Oft verläuft das Jahr so, wie die Woche 1 abschließt.
Der S&P 500 hat eine grüne Wochenkerze Anfang des Jahres hingestellt mit einem Plus von 4,93 Prozent. Das ist mehr als stabil. Jetzt muss sich der Index nur noch an diese Börsenweisheit halten und schon kann 2023 fast nichts anbrennen.
Zwischendurch darf es übrigens doch noch steil nach unten gehen. Die oben genannten Zahlen ziehen nur Bilanz auf Jahressicht. Hohe Inflation in einem Jahr, ermöglicht hohe Renditen in dem darauffolgenden Jahr. Starke Schwankungen und Phasen der Untersicherheit inklusive.
Lehnen Sie sich also etwas zurück und betrachten Sie das Jahr 2023 aus einem anderen Blickwinkel. Historisch betrachtet, stehen wir nicht vor dem Abgrund. Die Märkte drehen auch gerne früher nach oben, als die Masse es glaubt.
Und für alle Bären: Ja, es könnte sich immer noch um eine große Bullenfalle handeln. Noch ist die Sache nicht final entschieden. Wenngleich – und da muss ich als Teilzeit-Bär auch ehrlich sein – die Chancen für einen neuen steilen Abverkauf deutlich schwinden. Für den Moment.