Illumina: Genomspezialist vor Milliardenübernahme?

Die Gerüchteküche brodelt. Dieses Mal ist es die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf gut informierte Kreise, die zusätzlich Öl ins Feuer gießt. Treffen die Spekulationen zu, dann könnte der US-Genomspezialist Illumina vor einer milliardenschweren Übernahme stehen. Ziel eines möglichen Deals ist Grail, ein Spezialist für Flüssigbiopsie, der eigentlich kurz vor dem Sprung aufs Börsenparkett steht.
Die Anleger haben ihr Urteil vorerst schon gefällt und senken den Daumen. Die Illumina-Aktie knickte deutlich ein und rutschte in den letzten beiden Tagen von über 360 auf unter 310 Dollar in den Keller.
Illumina – der Spezialist für Genomsequenzierung…
Bevor ich auf die Details zur Übernahme eingehe, möchte ich Ihnen Illumina erst noch einmal näher vorstellen. Illumina ist ein US-Unternehmen, das im Bereich Genforschung tätig ist. Die Kernkompetenzen des Konzerns liegen auf der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Life Science-Geräten und integrierten Systemen für die Analyse von genetischen Variationen und Funktionen. In diesem Zusammenhang werden innovative Sequenzierungs- und Array-basierte Lösungen für Genotypisierung, Variationsanalyse, Methylierung sowie Genprofilierung und DNA-, RNA- und Protein-Untersuchung in Studien zur Verfügung gestellt.
Darüber hinaus enthält das Leistungsspektrum auch Services und Hilfsmittel im Bereich Genomik und Diagnostik. Dabei kommen die Lösungen und Produkte der Gesellschaft in vielfältigen Bereichen wie beispielsweise bei Pharma- und Biotechnologieunternehmen wie auch bei Regierungs- und Bildungsbehörden weltweit zum Einsatz. Im Wesentlichen dienen die Produkte und Technologien von Illumina der Erforschung von Genmaterial sowie einer schnellen Analyse und ebnen den Weg für molekulare Medizin. Nicht zuletzt werden durch DNA- und Protein-Analysen Fortschritte in der Erforschung von Krankheiten, Medikamenten und molekularen klinischen Tests ermöglicht.
…profitiert von Megatrends
Der Gentechnik prophezeien Experten ein enormes Wachstum. Als unangefochtener Marktführer im Bereich Gensequenzierung profitiert Illumina wie kein anderes Unternehmen von diesem Megatrend im Gesundheitssektor. Es gibt Tausende Erbkrankheiten, die mit einer Veränderung des Erbguts zusammenhängen. Besondere Bedeutung könnte der Methode bei der Krebsfrüherkennung erlangen.
Die erstmalige Entschlüsselung der DNA eines Menschen dauerte zur Jahrtausendwende über zehn Jahre und kostete drei Milliarden Dollar. Mit den Illumina-Maschinen dauert eine komplette Sequenzierung der DNA heute nur noch wenige Stunden. Die Kosten laufen in Richtung 1000 Dollar. Firmenchef Francis deSouza will den Preis in einigen Jahren bis auf 100 Dollar drücken.
Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 3,54 Milliarden Dollar einen Jahresgewinn von 1 Milliarde Dollar.
Illumina dringt in die Krebsdiagnostik vor
Jetzt machen Gerüchte die Runde, dass Illumina den Flüssigbiopsie-Spezialisten Grail für bis zu 8 Milliarden Dollar schlucken könnte. Die beiden Unternehmen sind bereits miteinander verbunden. Illumina gründete Gral 2016 als eigenständiges Unternehmen und hält immer noch einen Anteil von fast 15% an Grail. Grals Ambition ist es, führend in der Früherkennung von Krebs zu sein und es Ärzten zu ermöglichen, bösartige Tumore zu erkennen, während diese leichter zu behandeln und im Idealfall ganz zu beseitigen sind. Die Firma hat noch keine Produkte auf dem Markt. Der diagnostische Test namens Galleri, der sich in der Entwicklung befindet, zielt auf die Erkennung verschiedener Krebsarten ab und befindet sich derzeit in der klinischen Erprobung.
Zu den übrigen Geldgebern Grails zählen neben Amazon-Chef Jeff Bezos und Microsoft-Gründer Bill Gates auch Frühphaseninvestoren wie Bob Nelsens (Arch Ventures) und der Venture-Capital-Arm von Johnson & Johnson.
Illumina setzt Einkaufstour fort
Für Illumina wäre der Deal die erste größere Akquisition, seit die FTC (Federal Trade Commission) im Januar die Übernahme des Sequenzierrivalen PacBio im Wert von 1,2 Milliarden Dollar abgelehnt hat. Das Unternehmen ist dafür bekannt, dass es Konkurrenten aufkauft. In den letzten Jahren hat sich die Gesellschaft zunehmend in einen neuen Bereich bewegt: die Diagnostik. Sie hat Verträge mit Unternehmen wie Adaptive Biotechnologies unterzeichnet und arbeitet jetzt mit Ginkgo an einem ehrgeizigen sequenzbasierten Covid-19-Testplan. Die Übernahme von Grail würde den umstrittenen Spitzenplatz im engsten Diagnostik-Rennen der Branche sichern.