iRobot Aktie: Saugroboterhersteller verfehlt die Erwartungen

Nach einem verheißungsvollen Jahresstart wurden die iRobot-Aktionäre gestern wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Anhaltende Probleme in den Lieferketten und der Logistik hatten den US-Konzern im Schlussquartal ausgebremst. Auch wenn iRobot die Anleger bereits im letzten Jahr auf die aktuellen Herausforderungen hingewiesen hat, die Reaktion fiel drastisch aus. Nach Vorlage der Geschäftszahlen sackten die iRobot-Papiere um 13% in den Keller.
iRobot – der Pionier der Saugroboter
Bevor wir auf die aktuellen Zahlen im Detail kommen, noch ein paar Hintergrundinformationen zum Geschäftsmodell des Konzerns: iRobot gilt als unangefochtene Größe auf dem Markt für Haushaltsroboter. Den Großteil der Umsätze (über 80%) stammen vom Saugroboter Roomba. Der Rest wird mit komplementären Produkten erwirtschaftet. Im Programm befinden sich u. a.: der Wischroboter Scooba (zum Nasswischen), der Kehrroboter Braava sowie Roboter zum Reinigen von Schwimmbädern und Abflussrinnen.
Mit einem Marktanteil von z. T. 75% in einzelnen Märkten wie den USA ist iRobot trotz der zunehmenden Konkurrenz der unangefochtene Marktführer. Lediglich im stark wachsenden chinesischen Markt hinkt der Konzern seinen Rivalen deutlich hinterher.
Markt ist laut Experten noch lange nicht gesättigt
Auch wenn iRobot der mit Abstand größte Player ist und mittlerweile weit über 20 Millionen Einheiten verkauft hat, ist der Markt noch lange nicht gesättigt. Davon gehen zumindest die Marktforscher von Markets Research Private aus. Sie bescheinigen der Branche weiterhin satte Zuwachsraten von jährlich 24% bis 2023. Momentan ist der Markt noch stark Nordamerika-lastig. Doch auch in Europa und zunehmend dann auch in Asien werden die kleinen Helfer in immer mehr Haushalten eingesetzt werden.
Rückläufige Umsätze im Schlussquartal
Im zurückliegenden vierten Quartal musste das Unternehmen aber mit kräftigem Gegenwind kämpfen. Halbleiterchips und Lieferverzögerungen sorgten dafür, dass Aufträge im Wert von 35 Millionen Dollar nicht abgearbeitet werden konnten. Entsprechend gingen die Umsätze um 16,4% auf 455,4 Millionen Dollar zurück. Das lag nochmals 8,37 Millionen Dollar unter den Erwartungen der Analysten.
Regional gab es starke Unterschiede: Während beispielsweise der Umsatz in den USA um 29% absackte und in EMEA um 2% zurückging, konnte in Japan ein Wachstum um 19% erzielt werden.
iRobot rutscht in die Verlustzone
Bei der Profitabilität musste der Roboterspezialist ebenfalls einen ordentlichen Dämpfer hinnehmen. Stand im Vorjahresquartal noch ein operativer Gewinn von 15,27 Millionen Dollar in den Büchern, musste nun ein Verlust von 44,9 Millionen Dollar ausgewiesen werden. Am Ende lag das Nettoergebnis bei -31,5 Millionen Dollar beziehungsweise -1,17 Dollar je Aktie (vs. +47 Cent im Q4 2020).
Direktgeschäft gewinnt an Bedeutung
Dabei gewinnen Stammkunden verstärkt an Bedeutung und waren in 2021 für ein Drittel der Umsätze verantwortlich. Am Ende des Quartals nutzten 14 Millionen Kunden die App des Konzerns – ein Anstieg von 44% im Jahresvergleich. Über die App versucht iRobot die Kundenbeziehung zu erhöhen, Cross Selling zu betreiben und Kundendaten zu sammeln.
Auch das Geschäft über die eigene Webseite soll forciert werden. Über diesen Absatzkanal erzielte iRobot im letzten Jahr 24% der Umsätze. Unter dem Strich stand der Absatzkanal für 12% der Gesamtumsätze. Der Verkauf mit Zubehör legte im Gegenzug um 24% zu und trug 4% zu den gesamten Konzernerlösen bei.
Stärkeres zweites Halbjahr erwartet
Für das laufende Geschäftsjahr 2022 stellte Firmenboss Colin M. Angle einen Umsatz zwischen 1,75 und 1,85 Milliarden Dollar in Aussicht. Das entspricht einem Wachstum von 12% bis 18% gegenüber 2021. Dabei sollen rund 65% des Gesamtjahresumsatzes in der zweiten Jahreshälfte erzielt werden. Im ersten Halbjahr wird ein Umsatzrückgang von 3 bis 8% erwartet und im zweiten Halbjahr dann ein Wachstum von 26 bis 34%. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll unterdessen zwischen 1,50 und 2,00 Dollar liegen.
Zukauf von Luftfilter-Startup soll weiteres Wachstums sichern
Darüber hinaus soll sich die Übernahme von Aeris, einem Spezialisten für Luftfilter, bald spürbar bezahlt machen. Im November hatte iRobot das Schweizer Startup für 72 Millionen Dollar geschluckt. Die Geräte von Aeris filtern Staub, Pollen oder Tierhaare aus der Luft. 20 Angestellte hat das Unternehmen in der Schweiz, nochmal zwölf in den USA und Asien. Für das neue Jahr sind weitere Anstellungen geplant. 100.000 Geräte pro Jahr kann Aeris bereits heute produzieren. Sie kosten zwischen 500 bis 1000 Franken. Bis 2024 rechnet iRobot mit einem Umsatzbeitrag des Geschäfts von mindestens 150 Millionen Dollar.