Kurseinbruch bei Adobe nach Übernahmeankündigung

Am vergangenen Donnerstag stürzte der Kurs der Adobe-Aktie um fast 17% ab. Der Grund für diesen Einbruch war die Ankündigung einer Übernahme: Am frühen Donnerstagmorgen hatte der Photoshop-Konzern bekannt gegeben, dass er den wesentlich kleineren Mitbewerber Figma für teures Geld übernehmen werde.
Laut Adobe haben beide Unternehmen eine endgültige Übernahmevereinbarung unterzeichnet. Darin hat Adobe zugesagt, Figma für einen Preis von rund 20 Mrd. US-Dollar (USD) zu übernehmen. Der Kaufpreis wird je zur Hälfte in bar und in Aktien gezahlt werden.
Zusätzlich erhalten der CEO und die Mitarbeiter von Figma Aktienoptionen (Restricted Stock Units), die innerhalb von vier Jahren nach Abschluss der Transaktion eingelöst werden können.
Anleger strafen Adobe ab
Die Anleger zeigten sich sichtlich geschockt über den teuren Mega-Deal. So war Figma in der letzten Finanzierungsrunde im Juni 2021 mit rund 10 Mrd. USD bewertet worden. Und nur ein gutes Jahr später zahlt Adobe mehr als das Doppelte für das Design-Startup aus San Francisco.
Hinzu kommt auch, dass das von Adobe gemachte Übernahmeangebot in keinem guten Verhältnis zu den für 2022 geplanten Einnahmen von Figma steht: Figma rechnet für das laufende Jahr mit einem Umsatz von etwa 400 Mio. USD und Adobe bietet mehr als das 50-fache für die Übernahme.
So war es nicht überraschend, dass sich nach der Ankündigung des kostspieligen Mega-Deals viele Investoren von ihren Adobe-Papieren trennten. Im Vergleich zum Schlusskurs des Vortags brach der Kurs der Adobe-Aktie am 15.09.2022 um 16,8% ein und ging mit nur noch 309,13 USD aus dem Handel.
Profitiert von dem Deal haben also nicht die Adobe-Anleger, sondern die Risikokapitalgeber von Figma. Hierzu zählen z.B. die US-amerikanischen Venture-Capital-Unternehmen Index Ventures, Greylock Partners und Kleiner Perkins, die einen Teil des Kaufpreises erhalten werden. Sie sollen laut Presseberichten teilweise das 450-fache ihres Einsatzes zurückerhalten.
Die am Deal beteiligten Unternehmen im Kurzporträt
Die bereits 1982 gegründete Adobe Inc. hat ihren Hauptsitz in San Jose, Kalifornien (80 km südöstlich von San Francisco gelegen). Der Software-Gigant entwickelt und vertreibt Software, mit deren Hilfe Kunden digitale Inhalte erstellen, veröffentlichen und die Wirkung messen können.
Das Angebot umfasst Grafik- und Bildbearbeitungsprogramme, Audio- und Videoschnittsysteme und Webanalyse-Tools. Zu den bekanntesten Adobe-Produkten gehören Photoshop, Acrobat, Flash und Dreamweaver.
Die etwa 26.000 Adobe-Mitarbeiter erzielten in 2021 einen Jahresumsatz von 15,8 Mrd. USD. Der operative Gewinn (EBIT) lag im vergangenen Jahr bei 5,8 Mrd. USD.
In 2015 veröffentlichte die in San Francisco, Kalifornien, ansässige Figma Inc. eine kollaborative Design-Software zum Erstellen von Prototypen. Figma-Entwürfe können modular aufgebaut und in Echtzeit mit anderen geteilt werden.
Die Figma-Plattform ist eine browserbasierte Designplattform. Sie wird mittlerweile von namhaften Tech-Firmen wie z.B. Zoom Video Communications, Airbnb Inc und Coinbase genutzt.
Figma wird laut Unternehmensangaben in diesem Jahr einen Umsatz von 400 Mio. USD erzielen. Mit Bruttomargen von etwa 90% und einem positiven operativen Cashflow hat Figma ein effizientes, wachstumsstarkes Unternehmen aufgebaut.
Wie es weitergeht
Der Abschluss der Transaktion wird für 2023 erwartet, vorbehaltlich des Erhalts der erforderlichen behördlichen Genehmigungen und der Erfüllung anderer Abschlussbedingungen.
Nach Abschluss der Transaktion wird Dylan Field, Mitbegründer und CEO von Figma, weiterhin das Figma-Team leiten und an David Wadhwani, Präsident des Geschäftsbereichs Digital Media von Adobe, berichten. Bis zum Abschluss der Transaktion werden beide Unternehmen weiterhin unabhängig voneinander operieren.