Lennar Corp.-Aktie: Gewinnsprung zum Jahresstart
Zuletzt standen auch die Aktien von Immobilienkonzerne in den USA stark unter Druck. Beispiel Lennar Corp.: Die Aktie eines der größten US-Immobilienfirmen rauschte seit dem Jahreswechsel beinahe 40% in den Keller. Auf die gerade vorgelegten Geschäftszahlen reagierte die Aktie nur mit einem kleinen Kursplus, obwohl die Ergebnisse deutlich besser als erwartet ausfielen. Zu groß ist die Angst vor steigenden Zinsen und einer möglichen Abkühlung des in den letzten Jahren boomenden Immobilienmarktes.
Lennar – der Riese unter den Wohnungsbauunternehmen
Wer in den USA ein Eigenheim erwerben will, kommt an Lennar Corp. kaum vorbei. Das 1954 als lokaler Hausbauer in Miami/Florida gegründete Unternehmen ist inzwischen in 23 Bundesstaaten aktiv, in denen es Einfamilienhäuser baut und verkauft und zudem Wohngrundstücke erwirbt, entwickelt und veräußert. Inzwischen gehört Lennar zu den größten US-Immobilienfirmen.
Mit einer eigenen Finanzdienstleistungstochter bieten die US-Amerikaner ihren Kunden die für den Hauskauf nötigen Finanzierungen an. Außerdem ist der Konzern über nicht konsolidierte Gesellschaften an der Entwicklung, dem Bau und der Immobilienverwaltung von Mehrfamilienhäusern beteiligt. Dieses Segment zählt zu den größten Entwicklern von Wohngemeinschaften in den USA, worunter auch innovative Lösungen für Mehrgenerationenhaushalte fallen.
Starkes Wachstum in den letzten Jahren
In den letzten Jahren konnte der Konzern beeindruckende Wachstumsraten aufweisen. Seit 2010 erhöhten sich die Jahresumsätze von 3,07 auf 27,13 Milliarden Dollar in 2021. Zeitgleich verbesserte sich der Gewinn von 95 Millionen Dollar auf 4,43 Milliarden Dollar. Diese Entwicklung ist das Ergebnis eines jahreslangen Booms auf dem Immobilienmarkt, der nach der Finanzkrise einsetzte.
Umsatz klettert um 30% in die Höhe
Auch im zweiten Quartal (Anm.: endet bei Lennar im Mai) konnte das Unternehmen noch beachtliche Wachstumsraten erzielen. Der Umsatz erhöhte sich auf 8,36 Milliarden Dollar. Das lag sowohl um 30% über dem Vorjahresniveau als auch 270 Millionen Dollar über den Schätzungen der Wallstreet-Analysten. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Gewinnentwicklung: Am Ende stand ein Gewinn von 1,32 Milliarden Dollar – ein Plus von 59% zum vergleichbaren Vorjahresquartal.
Bereinigt um Einmaleffekte konnte Lennar einen Gewinn von 4,69 Dollar je Aktie ausweisen. Auch das lag deutlich (um 74 Cent) über den Prognosen der Analysten.
Nachfragedynamik lässt aber nach
Die Nachfrage nach Eigenheimen war weiter robust. Im Quartal wurden 16.549 Häuser verkauft, ein Anstieg von 14%. Allerdings legte der Auftragseingang nur um 4% auf 17.792 Wohnungen zu. Auf Grund höherer Preise kletterte der Auftragswert allerdings um 20% auf 9,1 Milliarden Dollar.
Der Auftragsbestand stieg unterdessen um 16% auf 28.624 Wohnungen; der Wert des Auftragsbestands in Dollar legte um 33% auf 14,7 Milliarden Dollar zu.
Firmenboss warnt vor schwierigem Marktumfeld
So gut die Ergebnisse ausfielen, der Blick in die Zukunft treibt den Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn. Denn der US-Häuslebauer warnte vor einem Rückgang der Nachfrage nach Eigenheimen, da die hohen Preise und die steigenden Zinssätze die Käufer in Bedrängnis bringen und die Nachfrage ausbremsen könnten. Lennar teilte seinen Anlegern sogar mit, dass jede Prognose zum jetzigen Zeitpunkt auf „Vermutungen“ hinauslaufen würde, obwohl das Unternehmen seine Liefererwartungen für das gesamte Jahr bei etwa 68.000 Häusern beibehielt.
Fazit: Erste Anzeichen einer Marktabschwächung sind in den jüngsten Quartalszahlen von Lennar bereits sichtbar. Der Cocktail aus stark ansteigenden Zinsen und Baupreisen macht den Hauserwerb für viele Amerikaner immer unerschwinglicher. Damit dürften die Corona-bedingten Gewinnsprünge bei Lennar vorerst der Vergangenheit angehören. Allerdings ist durch den Kursrutsch auch einiges bereits eingepreist. Auf Basis der Analystenschätzungen handelt die Aktie für das laufende Geschäftsjahr gerade mal mit dem 4-fachen Jahresgewinn. Ob allerdings das Niveau gehalten werden kann, darf stark bezweifelt werden. In der Finanzkrise brach der Umsatz um 70% ein und Lennar rutschte tief in die Verlustzone. Diese Entwicklung haben einige Anleger offenbar immer noch in den Köpfen.