New York Times schnappt sich die Sport-Website The Athletic
Führende Verlage arbeiten bereits seit Jahren daran, ihre Inhalte auch in digitaler Form zu publizieren und zu vermarkten. Neben der Platzierung eigener News auf hauseigenen Internetplattformen erweitern große Medienunternehmen ihre Online-Präsenz auch durch die Übernahme kleinerer Newsplattformen.
So hat das renommierte US-Medienunternehmen The New York Times Company (NYT) am Donnerstag bekannt gegeben, dass sie eine Vereinbarung zur Übernahme der Internetplattform The Athletic abgeschlossen hat. Für das in Privatbesitz befindliche Sportportal zahlt die NYT stolze 550 Millionen US-Dollar (USD) in bar.
The Athletic stand schon seit Längerem zum Verkauf…
Diese Nachricht kam ein wenig überraschend. Zwar ist The Athletic schon seit längerer Zeit auf Brautschau nach einem potenziellen Käufer. Doch im Juni 2021 wurde bekannt, dass Übernahmeverhandlungen zwischen der NYT und The Athletic gescheitert waren. Strittige Punkte sollen neben dem Kaufpreis auch die Abfindungszahlungen an die Athletic-Mitarbeiter gewesen sein.
Auch weitere Fusionsverhandlungen von The Athletic mit dem US-Nachrichtenportal von Axios Media Inc. und der auch in Washington D.C. ansässigen Vox Media führten ebenfalls zu keinem Abschluss.
Tiefrote Zahlen
Das erst 2016 in San Francisco gegründete Sportportal The Athletic verkauft seine News über ein Abosystem. Für 7,99 USD im Monat können Kunden auf dem Sportportal solide recherchierte Artikel über Sportveranstaltungen und -vereine lesen.
Zwar hat The Athletic bis Ende letzten Jahres stolze 1,2 Mio. Abonnementen gewinnen können, aber trotzdem hat das kalifornische Unternehmen immer noch keine Gewinne einfahren können. Diese erwartet The Athletic erst für 2023.
Auf der Ausgabenseite muss das Sport-Startup ein mehr als 600-köpfiges Journalisten-Team finanzieren. Das führte dazu, dass The Athletic in den 5 Jahren, die es am Markt aktiv ist, viel Geld verbraten hat. In 2019 sollen es Verluste in Höhe von 54 Mio. USD gewesen sein. Im letzten Jahr machte das Sportportal laut Medienberichten „nur noch“ 41 Mio. USD Miese.
Neben den hohen Personalkostenblock hat es The Athletic aber auch mit starken Mitbewerbern auf dem US-Sportmedienmarkt zu tun. Darunter befinden sich große Namen wie z.B. Walt Disneys‘ ESPN, WarnerMedias Bleacher Report und Spotifys The Ringer Podcast-Netzwerk. Diese Portale stellen einen Großteil ihrer Inhalte sogar kostenlos zur Verfügung.
The Athletic finanziert sich durch Abonnements
Während die Mitbewerber sich fast ausschließlich durch Werbeanzeigen finanzieren, basiert das Geschäft von The Athletic auf Abo-Einnahmen. Als die Live-Sportübertragungen im Frühjahr 2020 wegen des Lockdowns fast vollständig zum Erliegen kam, brach auch das Abogeschäft von The Athletic ein.
The Athletic blieb seinerzeit nichts anderes übrig, als 46 Mitarbeiter zu entlassen und die Gehälter der anderen zu kürzen. Kein Wunder, dass das Unternehmen in 2020 Übernahme- bzw. Fusionsgespräche mit Mitbewerbern aufgenommen hat.
New York Times setzt verstärkt auf Abogeschäft
Wenn Sie sich jetzt wundern, warum die NYT trotz der schwachen Geschäftszahlen an der Übernahme von The Athletic interessiert war, kann es eigentlich nur eine Antwort geben: NYT hatte es auf die 1,2 Mio. Abonnenten abgesehen.
So hat die NYT ihr Abonnementgeschäft in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut. Allein in den letzten drei Jahren stieg die Zahl der Abonnements für digitale und gedruckte NYT-Produkte auf über 8 Mio. an. Dies betont auch Meredith Levien, Präsidentin und Vorstandsvorsitzende der New York Times Company:
„Strategisch gesehen glauben wir, dass diese Akquisition unsere Fähigkeit zur Skalierung und Vertiefung der Abonnentenbeziehungen beschleunigen wird. Wir verfolgen jetzt ein Ziel von deutlich mehr als 10 Millionen Abonnements und glauben, dass The Athletic uns in die Lage versetzen wird, unseren adressierbaren Markt an potenziellen Abonnenten zu erweitern.“
Deal verleiht NYT-Aktie Flügel
Als die Nachricht über den Kauf von The Athletic durch die NYT Company am vergangenen Donnerstag publik wurde, vollführte der Kurs der NYT-Aktie wahre Freudensprünge. Er stieg im Tagesverlauf um stolze 4,7% auf 47,82 USD an.
Anleger begrüßen also die Übernahme der Sportwebsite durch den Zeitungsriesen aus Manhattan. Kein Wunder, denn die von der NYT gezahlten 550 Mio. USD liegen deutlich unter den 750 Mio. USD, mit denen The Athletic im Frühjahr letzten Jahres taxiert worden war.
Wie es weitergeht
The Athletic wird zukünftig als eigenständige Einheit der New York Times Company operieren. Alex Mather und Adam Hansmann, die The Athletic im Jahr 2016 gegründet haben, werden auch nach der Übernahme in der Teamleitung des Sportportals weiterarbeiten.
Der Deal bedarf noch der üblichen Genehmigungen durch die Aufsichtsbehörden. Mit dem Abschluss der Transaktion wird im ersten Quartal 2022 gerechnet.