Proto Labs: Auftragsfertiger mit 3D-Druck Phantasie

Starke Nerven brauchen Anleger bei der Aktie des Auftragsfertigers Proto Labs. Von November letzten Jahres bis Januar verdoppelten sich die Papiere und kletterten in der Spitze bis auf über 250 Dollar. Seither ging es aber steil bergab, die Aktie wurde bis auf 114 Dollar durchgereicht und hat sämtliche Gewinne wieder abgegeben. Es ist also Zeit, ein näheren Blick auf das Geschäftsmodell der Firma zu werfen.
Proto Labs – längst kein Start up mehr
Protolabs wurde 1999 von Larry Lukis, einem erfolgreichen Unternehmer und Computerfreak, gegründet. Sein Ziel war es, die Herstellung von Prototypen im Spritzguss aus Kunststoff zu revolutionieren. Seine Lösung bestand in der Automation des traditionellen Herstellungsverfahrens durch die Entwicklung komplexer Software, die mit einem Netz aus Fräsmaschinen und Spritzguss-Pressen kommunizierte. Er vernetzte also die Maschinen so, dass sie Daten austauschen konnte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Kunststoff- und Metallteile konnten in einem Bruchteil der zuvor erforderlichen Zeit produziert werden.
In den darauffolgenden zehn Jahren entwickelte das Unternehmen seine Spritzgussmöglichkeiten weiter, führte ein Express-Verfahren für CNC-Bearbeitung ein und eröffneten Produktionsanlagen in Europa und in Japan. 2014 brachten Proto Labs industriegeeignete 3D-Druckdienste auf den Markt, um Produktentwicklern, Designern, Ingenieuren und Konstrukteuren den Weg von ersten Prototypen bis zur Kleinserienherstellung zu erleichtern.
Spezialist für Kleinserienherstellung
Heute hat sich der US-Konzern komplett auf die Annahme von Aufträgen für Prototypen und Kleinserien spezialisiert. Die Aufträge kommen digital rein und werden extrem schnell bearbeitet. Der Kunde erhält automatisiert innerhalb von Minuten einen Kostenvoranschlag für die Fertigung. Nach Auftragsvergabe werden beispielsweise Kunststoff- und Metall-Prototypen innerhalb weniger Tage, zum Teil sogar innerhalb von nur 24 Stunden fertiggestellt. Anstatt dass Kunden Wochen auf einen Prototyp warten müssen, geht es bei Proto Labs blitzschnell.
Quer durch die Branchen genutzt
Entscheidend für den Unternehmenserfolg ist dabei die Software zur Auftragsverarbeitung und die Schnelligkeit der Lieferung. Inzwischen nutzen mehr als 48.000 Entwickler die Plattform. Damit hat sich die Anzahl der Entwickler seit 2013 in etwa verdreifacht.
Proto Labs selbst beschäftig mehr als 2.500 Mitarbeiter und verfügt mittlerweile über 12 Fertigungsstätten in sieben Ländern. Dabei bedient das Unternehmen komplett unterschiedliche Industrien. Rund ein Viertel der Kunden stammt aus dem Gesundheitsbereich, ein Fünftel macht die Computer- und Elektronikindustrie aus. Rund 10% gehen auf das Konto von Industriemaschinen und -zubehör, 5% stammen aus der Luftfahrt und rund 5% aus der Automobilindustrie. Den adressierbaren Gesamtmarkt schätzt Proto Labs auf 10 bis 15 Milliarden Dollar.
Leichter Umsatzrückgang in 2020
Während die reinen Hersteller von 3D-Druckmaschinen im Corona-Jahr 2020 stärkere Umsatzrückgänge zu verzeichnen hatten (Stratasys: -18%; 3D System: -12%), konnte sich der Auftragsfertiger Proto Labs recht gut behaupten. Unter dem Strich erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von 434,4 Millionen Dollar (-5,4% vs. 2019).
Protolabs berichtet über Einnahmen in vier Marktsegmenten: Spritzguss, CNC-Bearbeitung, 3D-Druck und Blech. Der Spritzguss machte die Hälfte des Gesamtumsatzes des Unternehmens (217,9 Mio. Dollar) und blieb im Jahresvergleich unverändert. Rückläufig war hingegen der Umsatz im Segment CNC-Machining (-15% auf 131 Mio. Dollar) und Blech (-10% auf 18,8 Mio. Dollar). Im Zukunftsmarkt mit 3D-Druck erzielte der Konzern hingegen ein leichtes Umsatzplus von 1,8% auf 62,5 Millionen Dollar.
Die Gewinnmarge vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) verschlechterte sich um 2,3 Prozentpunkte auf 21,7%, unter dem Strich blieb der Konzern aber hochprofitabel. Am Ende stand ein Nettogewinn von 50,9 Millionen Dollar beziehungsweise 1,89 Dollar in den Büchern. Das lag zwar unter dem Vorjahrswert von 63,7 Millionen Dollar, entspricht aber immer noch einer ansehnlichen Nettogewinnmarge von 11,7%.
Fazit: Proto Labs hat sich als spezialisierter Auftragsfertiger in einer lukrativen Nische etabliert und selbst in der Corona-Krise seine hohen Gewinnmargen behauptet. Auch die hohe Eigenkapitalquote von 86% ist durchaus beeindruckend. Allerdings ist Aktie trotz des 50%-igen Kursrückgangs nach klassischen Bewertungskriterien immer noch kein Schnäppchen. Auf Basis der aktuellen Analystenschätzungen für das laufende Geschäftsjahr (Umsatz: 479 Mio. Dollar; Gewinn je Aktie: 2,06 Dollar) wird das Unternehmen mit dem 6-Fachen Umsatz und dem 54-Fachen des Gewinns bewertet.