Rüstungskonzern L3Harris will Aerojet Rocketdyne übernehmen
Zwischen den Feiertagen fanden erwartungsgemäß keine spektakulären Übernahmen statt, sodass ich zum Start des neuen Jahres auf einen Deal zurückgreifen muss, der schon vor Weihnachten veröffentlicht wurde.
Bereits am 18.12.2022 gab der US-amerikanische Rüstungskonzern L3Harris Technologies Inc. bekannt, dass er den ebenfalls in den USA beheimateten Hersteller von Raketentriebwerken Aerojet Rocketdyne Holdings Inc. übernehmen werde.
L3Harris bietet 4,7 Mrd. US-Dollar
Beide Unternehmen hätten bereits eine Übernahmevereinbarung unterzeichnet, so L3Harris in einer Pressemitteilung. Laut Vereinbarung hat sich L3Harris bereit erklärt, den Aerojet Rocketdyne-Aktionären 58 US-Dollar (USD) in bar für jede Aktie zu zahlen.
Einschließlich der Nettoschulden bewertet diese Offerte Aerojet Rocketdyne mit stolzen 4,7 Mrd. USD (entspricht etwa 4,4 Mrd. Euro). Die gebotenen 58 USD pro Aktie lagen 5,7% über dem Schlusskurs der Aerojet Rocketdyne-Aktie vom 16.12.2022, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe der Übernahme.
Die Unternehmen im Kurzporträt
Bevor ich Ihnen weitere Details über den Deal liefere, möchte ich die in Deutschland relativ unbekannten Rüstungsunternehmen kurz vorstellen. Aerojet Rocketdyne ist laut eigenen Angaben ein weltweit anerkanntes und führendes Unternehmen in den Bereichen Luft- und Raumfahrt sowie der Verteidigungsindustrie.
Das in El Segundo/Kalifornien (Großraum Los Angeles) ansässige Unternehmen entwickelt und produziert Antriebssysteme und Energietechnik für die Bereiche Raumfahrt, Raketenabwehr, strategische Systeme und taktische Systeme. Zu den wichtigsten Kunden von Aerojet Rocketdyne zählen das US-Verteidigungsministerium, die NASA, Boeing und Lockheed Martin.
Aerojet Rocketdyne beschäftigt gut 5.000 Mitarbeiter, die in 2021 einen Jahresumsatz von 2,2 Mrd. USD erwirtschaftet haben. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 220 Mio. USD.
Die in Melbourne/Florida (knapp 300 km nördlich von Miami gelegen) ansässige L3Harris Technologies Inc. bietet innovative Verteidigungs- und kommerzielle Technologien für die Bereiche Weltraum, Luft, Land, See und Cyber an. Zu den Produkten von L3Harris zählen z.B. Luft- und Seedrohnen, Kommunikationssysteme für Streitkräfte und Systeme zur Luftraumüberwachung.
L3Harris erzielte in 2021 einen Jahresumsatz von mehr als 17 Mrd. USD und beliefert Kunden in mehr als 100 Ländern. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 2,55 Mrd. USD.
So reagierte die Börse
Der Kurs der Aerojet Rocketdyne-Aktie stieg nach Bekanntgabe der Übernahme am 19.12.2022 um 1,3% auf 55,60 USD und blieb damit – und das änderte sich auch nicht an den danach folgenden Tagen – deutlich unter den gebotenen 58 USD.
Der Hauptgrund für diese nur sehr verhaltene Reaktion der Anleger dürfte darin liegen, dass eine zuvor vereinbarte Übernahme von Aerojet Rocketdyne im Februar 2022 sang und klanglos an einem Veto der Aufsichtsbehörde gescheitert ist.
Bereits in 2021 hatte der US-amerikanischer Rüstungskonzern Lockheed Martin 4,4 Mrd. USD für die Übernahme von Aerojet Rocketdyne geboten. Die US-amerikanische Kartellbehörde (Federal Trade Commission -FTC) entschied jedoch, dass Lockheed Martin durch die Übernahme eine Monopolstellung erhalten würde. Somit platzte die geplante Übernahme im Frühjahr 2022.
Investoren zweifeln offensichtlich daran, dass nun die Übernahme von Aerojet Rocketdyne durch L3Harris Technologies problemlos über die Bühne gehen wird. Allerdings ist L3Harris mit einem Jahresumsatz von 17,8 Mrd. USD in 2021 wesentlich kleiner als Lockheed Martin, das im gleichen Jahr einen Umsatz von 67 Mrd. USD erzielt hat.
Möglicherweise sieht die FTC daher bei einer Fusion zwischen L3Harris und Aerojet Rocketdyne nicht die Gefahr einer marktbeherrschenden Stellung. Wenn die FTC diesmal kein Veto einlegt, bietet die Aerojet Rocketdyne-Aktie durchaus noch Potenzial für Spekulanten.
Wie es weitergeht
Der Abschluss der Transaktion wird für das neue Jahr 2023 erwartet. Zuvor müssen jedoch noch die erforderlichen behördlichen Genehmigungen und Freigaben erfolgen sowie andere übliche Abschlussbedingungen erfüllt werden.