Twitter: Kurznachrichtendienst stößt Werbebörse MoPub für eine Milliarde Dollar ab

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Das Kerngeschäft soll gestärkt und Schlüsselbereiche wie leistungsabhängige Werbung mit Angeboten für kleine und mittlere Unternehmen sowie Handelsinitiativen gestärkt werden. So begründet Twitter-Chef Jack Dorsey den Verkauf der Werbebörse Mobub, die jetzt für 1,05 Milliarden Dollar den Besitzer wechselt.

Dabei kann der Kurznachrichtendienst den Verkaufserlös auf jeden Fall gebrauchen. Immerhin muss Twitter einer Sammelklage seiner Aktionäre abwehren und dafür 810 Millionen Dollar zahlen. Der Hintergrund sind gefälschte Nutzerzahlen aus dem Jahr 2015 und gleichzeitige Aktienverkäufe von Managern.

Den Aktionären scheint der Deal zu gefallen. Am gestrigen Handelstag notierte die Twitter-Aktie mit einem Kursplus von über 3% deutlich fester.

Kurz, kürzer, Twitter

Twitter bietet eine Kommunikationsplattform, die auf digitalen Kurznachrichten basiert. Ursprünglich war jede Mitteilung (Tweet), die über den Dienst veröffentlicht wird, maximal 140 Zeichen lang und sofort für jedermann sichtbar. In die Texte können zudem Bilder und Videos eingebettet werden. Für die Nutzung des Services stehen mittlerweile zahlreiche Apps und Add-ons beispielsweise für Web-Browser zur Verfügung, die die abonnierten Tweets übersichtlich darstellen. Inzwischen wurde die Zeichen-Grenze gelockert und es sind Nachrichten mit bis zu 280 Zeichen möglich.

Besonders während Fernsehausstrahlungen oder anderen Großereignissen werden Tweets als Diskussionsmedium über das aktuelle Geschehen genutzt. Umsatz generiert das Unternehmen durch das Hinzufügen von Anzeigen in Form von Tweets, das Hinweisen auf bestimmte Nutzer (zahlende Kunden) oder das Einblenden von gesponserten Schlagworten in die Top-10 Themenliste.

AppLovin kauft MoPub für 1,05 Milliarden Dollar

Am Mittwoch Abend lief die Verkaufsmeldung über die Nachrichtenticker: Twitter verkauft MoPub, seine Echtzeit-Börse für Werbung in Apps, an AppLovin. Der Käufer bezahlt dafür 1,05 Milliarden US-Dollar bar. Das Closing ist für 2022 vorgesehen. Twitter selbst hatte MoPub vor acht Jahren im Tausch gegen eigene Aktien erworben. Der geschätzte Kaufpreis lag bei rund 350 Millionen Dollar.

Mit MoPub verliert Twitter auch einen Teil seiner Umsätze. Im zurückliegenden Geschäftsjahr erzielte die Werbebörse einen Umsatz von 188 Millionen Dollar. Twitter hat diese Umsätze bislang unter „Daten-Lizenzierung und sonstige Umsätze“ verbucht. In Summe stand MoPub für 5% der gesamten Twitter-Konzernumsätze.

Twitter hält an Umsatzverdopplung bis 2023 fest

An seinen mittelfristigen Wachstumszielen hält der US-Konzern aber fest. So soll der Umsatz von 2020 bis 2023 auf 7,5 Milliarden Dollar anwachsen. Das entspricht einem Plus von 103% zum letzten Geschäftsjahr.

Zuletzt kaufte Twitter unter anderem den News-Aggregator Brief, das werbefreie Lesetool Scroll und die beliebte Newsletter-Plattform Revue. Zudem hat Twitter Clubhouse-ähnliche Audio-Räume, neue interessenbasierte Communities und eine Reihe experimenteller Funktionen eingeführt. Damit soll die Verweildauer auf der Plattform weiter erhöht werden.

Die neuen Funktionalitäten dürften zukünftig vor allem bei Twitter Blue eine Rolle spielen. Momentan testet der Konzern die Einführung seines kostenpflichtigen monatlichen Abonnementdienstes in Kanada und Australien. Mit dem Twitter Blue-Abo können zusätzliche Funktionen in der mobilen Twitter-App freigeschaltet werden. Der Dienst kostet 3,49 kanadischen Dollar beziehungsweise 4,49 Dollar in Australien.

Die Anleger dürften daher gespannt auf die nächsten Quartale blicken. Spätestens dann wird sich zeigen, ob sich die Twitter-Fangemeinde ähnlich gut monetarisieren lässt wie andere soziale Netzwerke.