Übernahme wirbelt Glücksspielbranche durcheinander

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Die Meldung war ein Paukenschlag. Der US-Casinobetreiber MGM Resorts will groß ins Geschäft mit Onlinewetten einsteigen und buhlt um die Übernahme des Anbieters Entain. Die Firma mit Töchtern wie Bwin oder Ladbrokes reagiert abweisend und stuft das 9 Milliarden Euro schwere Übernahmeangebot als viel zu gering ein. Die Entain-Aktionäre freut es. Der Kurs sprang nach den jüngsten Übernahmemeldungen um mehr als ein Viertel in die Höhe. Seit der Kursdelle im zurückliegenden März haben die Papiere sogar mehr als 350% an Wert zulegen können.

Der Deal wäre die zweite Milliardenübernahme im Glückspielsektor innerhalb kurzer Zeit. Im vergangenen Jahr erwarb Caesars Entertainment für 2,9 Milliarden Pfund den britischen Buchmacher William Hill.

9 Milliarden Dollar für Entain

Der österreichische Internet-Sportwettenanbieter „Bwin“ und die „Ladbrokes“-Wettbüros in Großbritannien könnten durch die geplante Übernahme nun in amerikanische Hände kommen. Der Casinobetreiber MGM Resorts bietet 8,1 Milliarden Pfund (umgerechnet rund 9 Milliarden Euro) für den britischen Wettkonzern Entain (früher GVC), zu dem unter anderem Bwin und Ladbrokes gehören. Das Angebot entspricht einem Aufschlag von 22 % auf den Schlusskurs vor Bekanntwerden des Kaufinteresses. Dabei soll der Kaufpreis in Form von MGM-Aktien fließen. Für jede Etain-Aktie bietet MGM 0,6 eigene Aktion. Nach der Transaktion würden die Entain-Aktionäre 41,5 % des fusionierten Unternehmens halten.

Dabei hat MGM aber bereits angedeutet, dass man den Etain-Aktionären gegebenenfalls auch einen Teil in Bargeld zahlen könnte. MGM Resorts hat nach britischem Übernahmerecht bis zum 1. Februar Zeit, nachzulegen.

Etain lehnt Angebot als deutlich zu niedrig ab

Die Reaktion des Etain-Managements ließ nicht lange auf sich warten. Zwar zeigt die Konzernführung grundsätzlich Interesse an Gesprächen, stuft den angebotenen Preis aber als deutlich zu niedrig ein. Fremd sind sich beide Firmen ohnehin nicht. Beide Unternehmen arbeiten seit 2018 beim Aufbau einer Internetwettplattform in den USA zusammen.

Lukrativer Onlinemarkt im Fokus

Der Hintergrund des Deals liegt auf der Hand: Die fortschreitende Legalisierung von Sportwetten in den Vereinigten Staaten hat bei den großen Kasinobetreibern Interesse an Firmen geweckt, die bereits im Onlinemarkt aktiv sind. Zum Hintergrund: Die USA gelten als nächster großer Wachstumsmarkt für Sportwetten, nachdem der Oberste Gerichtshof 2018 ein Verbot aufgehoben hat. Der MGM-Rivale Caesars Entertainment – der Eigentümer des Caesars Palace in der Spielermetropole Las Vegas – hat sich für 2,9 Milliarden Pfund bereits den britischen Wettanbieter William Hill geschnappt.

Dass MGM jetzt nachlegen will, wundert nicht. Die Coronavirus-Pandemie hat dem Geschäft von Kasinobetreibern weltweit geschadet, aber die Nachfrage nach Online-Glücksspielformaten beflügelt. Allein der US-Sportwettenmarkt soll sich bis 2024 auf 8,4 Milliarden Dollar verfünffachen, so das Beratungsunternehmen Vixio Gambling Compliance.

MGM kann bislang nur regionale Online-Märkte bedienen. Mit der Sportwetten-Marke BetMGM ist das Unternehmen derzeit in mehreren US-Staaten aktiv. Die Plattform, die durch die Kooperation mit dem Entain-Vorgänger GVC-Holdings zustande kam, soll nach aktuellen Plänen bis Ende 2021 in mehr als 20 US-Bundesstaaten operieren.

Anleger spekulieren auf höhere Offerte

Die Entain-Aktionäre scheinen unterdessen auf eine Erhöhung des Angebots zu setzen. Zumindest einen Unterstützer hat MGM. Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ steht der US-Milliardär Barry Diller (78), der 12% der MGM-Aktien hält, hinter dem Übernahmeangebot. Diller hat bereits durchblicken lassen, dass er gegebenenfalls einen Teil einer Barofferte finanzieren würde, in dem er mehr in MGM investiert. Ob allerdings die übrigen Aktionäre mitziehen, wird sich erst noch zeigen müssen.