Übernahmegerüchte in den USA: Marktforscher Nielsen steht im Fokus
Gerüchte um eine mögliche Übernahme des weltweit führenden Marktforschungsunternehmens Nielsen hat die Aktie des Unternehmens in die Höhe schießen lassen. Die Nielsen-Papiere legten am Montag an der New Yorker Börse (NYSE) zwischenzeitlich über 40% zu und gingen schließlich mit einem Kurs von 22,85 US-Dollar (USD) in den Feierabend.
Unter dem Strich legte der Kurs der Nielsen-Aktie an der NYSE gestern stolze 30,49% zu. Falls Sie Aktien des US-Marktforschers in Ihrem Portfolio, können Sie sich freuen.
Grund für diese Kursexplosion war ein Artikel im Wall Street Journal, in dem mit Berufung auf gut informierte Kreise von fortgeschrittenen Übernahmeverhandlungen zwischen der Nielsen Holdings plc und einem Bieterkonsortium unter Beteiligung des Hedgefonds Elliott Management Corp. die Rede war.
Kaufpreis soll bei 15 Mrd. Dollar liegen
Laut Insidern sollen die Bieter das Marktforschungsunternehmen mit 15 Mrd. USD inklusive Schulden bewerten. Zum Vergleich: Mit 358,8 Mio. Aktien ausgegebenen Aktien hat die Nielsen Holdings plc nach dem gestrigen Kurssprung einen Börsen- bzw. Marktwert von etwa 8,2 Mrd. USD.
Damit liegt der deutlich angestiegene Marktwert immer noch deutlich unter dem möglichen Kaufpreis von 15 Mrd. USD. Berücksichtigt man auch noch die Schulden des Marktforschungsinstituts von aktuell 5,8 Mrd. USD, liegt der vermeintliche Kaufpreis noch immer 1 Mrd. USD über dem Marktwert.
Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt
Nielsen ist laut eigenen Aussagen ein weltweit führendes Unternehmen für Markt- bzw. Publikumsforschung. Mit seinen Nielsen-Panels misst Nielsen das Nutzerverhalten von Medienunternehmen über alle Kanäle und Plattformen hinweg.
Die aus der Befragung der Panelgruppen erhaltenen Informationen liefert Nielsen an seine Kunden. Medien nutzen diese Daten z.B. zur Programmgestaltung und zur Platzierung von Werbespots.
Nielsen ist mit seinem TV-Panel in den USA nach wie vor Platzhirsch bzw. Marktführer. Nielsen hat durch neue Übertragungskanäle (Streaming, Smart-TV) und durch zahlreiche Startups in den letzten Jahren jedoch viele neue Mitbewerber bekommen.
Die Nielsen Holdings plc ist in New York beheimatet und weltweit in 55 Ländern vertreten. Etwa 14.000 Mitarbeiter erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 3,5 Mrd. USD, was eine Steigerung von 4,1% gegenüber dem Vorjahreswert war. Die operativen Erlöse (EBIT) laben in 2021 bei 843 Mio. USD.
Der Hedgefonds Elliott Management Corporation wurde 1977 vom aktivistischen Investor Paul Elliott Singer in New York gegründet und ist somit einer der ältesten noch aktiven Hedgefonds.
Ende 2021 verwaltet die Elliott-Gruppe ein Vermögen von rund 51,5 Mrd. USD. Das Unternehmen beschäftigt derzeit etwa 480 Mitarbeiter. Die Muttergesellschaft Elliott Investment Management L.P. hat ihren Hauptsitz in Florida und in den angeschlossenen Büros in den USA, Europa und Asien.
Elliot ist als aktivistischer Investor bekannt, d.h. das Unternehmen greift häufig aktiv in die Geschäftsführung der Unternehmen ein, an der es beteiligt ist. So erwarb Elliott bereits in 2018 Nielsen-Anteile und drängte das Unternehmen dazu, einen möglichen Verkauf zu prüfen.
Wie es weitergeht
Ob die aktuellen Gespräche tatsächlich zu einer Übernahme von Nielsen durch Elliot führen werden, ist offen. Beide Unternehmen wollten auf Presseanfragen keinen Kommentar abgeben.
Auch wenn der Kurs der Nielsen-Aktie aufgrund der aktuellen Gerüchte schon deutlich angestiegen ist, wird das Übernahmeangebot – wenn es denn tatsächlich so weit kommt – noch oberhalb des aktuellen Kurses liegen müssen.
Ansonsten hätte die Nielsen-Aktionäre keinen Anreiz, ihre Papiere dem Bieterkonsortium um Elliot anzudienen. Für sehr risikofreudige Anleger sind die Nielsen-Aktien also ein interessantes Spekulationsobjekt.