US-Anlegerstimmung so schlecht wie seit 30 Jahren nicht mehr
Die Schwankungen an den Aktienmärkten bleiben hoch. Nach einer schönen Erholung ging es zuletzt wieder etwas deutlicher nach unten. Der S&P 500 ist wieder unter seine 200-Tage-Linie, die er zeitweise schon überwunden hatte, zurückgefallen. Droht jetzt ein neuerlicher Kursrutsch, möglicherweise sogar auf neue Tiefstände?
Hinweise auf die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten kann Ihnen die aktuelle Anlegerstimmung geben. Momentan ist die Stimmung unter den Anlegern auf dem Tiefpunkt. Auch wenn es für Sie vielleicht paradox klingen mag – das ist ein positives Zeichen. Denn die Anlegerstimmung ist ein Kontra-Indikator.
Die Anlegerstimmung kann Ihnen wertvolle Hinweise liefern
Eines sollten Sie bei Ihren Investitionen immer im Hinterkopf haben: Schätzungsweise 80% aller Aktien bewegen sich im Einklang mit dem Gesamtmarkt. Deshalb ist es immer wichtig zu wissen, wohin die Reise am Aktienmarkt geht, um sein Depot entsprechend ausrichten zu können.
Es gibt unterschiedliche Aktienmarkt-Indikatoren, die Ihnen Auskunft über die Verfassung des Gesamtmarkts geben können. Besonders interessant ist für mich immer der Blick auf die Anlegerstimmung. Besonders in Extremsituationen kann dies sehr hilfreich sein.
Überwiegt der Pessimismus, ist das ein positives Zeichen
Ist die Mehrheit der Anleger euphorisch, wächst das Risiko einer Korrektur. Ist die Stimmung dagegen extrem schlecht, ist das ein positives Indiz. Aktuell haben wir so eine Situation.
Wenn der Pessimismus unter den Anlegern überwiegt, ist das tatsächlich ein positives Zeichen. Denn die skeptischen Investoren stehen in der Regel bereits an der Seitenlinie und sind nicht (mehr) investiert. Sie jedoch sind die potenziellen Käufer von morgen. Gibt es extrem viele Pessimisten, ist das ein Indiz für eine mögliche Wende. Dreht die Stimmung, kommen die Käufer zurück und es kann mit den Kursen sehr schnell wieder nach oben gehen.
US Investor Confidence auf dem tiefsten Stand seit fast 30 Jahren
Um die Stimmung auszuloten, sollten Sie sich insbesondere die US Investor Confidence, das Anlegervertrauen, anschauen. Diese wird von der American Association of Individual Investors (AAII), der Vereinigung amerikanischer Privatanleger, einmal pro Woche ermittelt. Sie gibt an, welcher Anteil der US-Anleger bullish ist, also mit steigenden Aktienkursen rechnet, wie viele neutral sind und welcher Anteil bearish ist, also mit fallenden Kursen rechnet.
Bei der jüngsten Befragung in der vergangenen Woche liegt der Anteil der Optimisten nur noch bei knapp 16% und damit auf dem tiefsten Stand seit fast 30 Jahren. Der Anteil der Pessimisten beträgt 48%, neutral sind 36%. Damit sind die Bären ganz klar in der Überzahl. Die Differenz zwischen bearischen und bullishen Anlegern liegt bei 32%. Eine derart starke Diskrepanz gab es zuletzt vor neun Jahren.
Weitere massive Einbußen sind unwahrscheinlich
Natürlich kann die Anlegerstimmung Wendepunkte nicht exakt anzeigen. Ganz besonders in Extremsituationen kann sie aber wertvolle Hinweise liefern. Ist die Stimmung – so wie jetzt – besonders schlecht, lässt dies auf eine baldige Wende schließen. Als der Anteil der Optimisten letztmals so gering war (im September 1992), stand der S&P 500 nach sechs Monaten rund 10% höher.
Auch aktuell liefern die Stimmungsindikatoren positive Signale. Kurzfristige Einbußen sind natürlich nicht auszuschließen. Auf mittlere Sicht stehen die Chancen für eine Kurserholung aber gut.