Lee Kun-hee: der Manager Südkoreas
Lee Kun-hee ist wohl weniger das, was man einen modernen Manager nennt, sondern eher einer vom alten Schlag. Dies nicht nur auf Grund seines Alters (Jahrgang 1942), sondern auch hinsichtlich der familiären Strukturen, die er in seinem Konzernkonglomerat Samsung mit aufgebaut hat.
Lee Kun-hee, der Hausherr des „Familienkonzerns“ Samsung
Dabei bleibt Lee Kun-hee der Tradition treu, hohe Managerposten familienintern zu besetzen. Nachdem sein Vater Lee Byung-chull Samsung 1938 gründete und über die Jahre ausbaute, wurde sein dritter Sohn Lee Kun-hee ab 1968 zunehmend mit Aufgaben innerhalb des wachsenden Samsung-Konzerns betraut. Nach dem Tod des Vaters 1987 übernahm er dessen Posten als Konzernchef.
Neben Lee Kun-hee bekleiden einige seiner Geschwister Führungspositionen in der Samsung-Unternehmensgruppe. Auch die dritte Lee-Generation ist bereits in der Unternehmensführung vertreten. Zum einen sind Lee Kun-hees eigene Kinder in den Konzern eingeführt worden, zum anderen aber auch Neffen von ihm. Was dies betrifft ist für die Zukunft also bestens vorgesorgt.
Durch Lee Kun-hee wird Samsung zum Global Player
Bevor Lee Kun-hee ins väterliche Unternehmen einstieg, studierte er an der Waseda Universität in Tokyo Wirtschaftswissenschaften. Anschließend erlangte er an der George Washington University in Washington D.C. einen Master of Business Administration.
Nachdem er das unternehmerische Erbe seines Vaters antrat, machte Lee Kun-hee Samsung zu dem Global Player, der er heute ist. Zwar hatte sich Samsung bis zum Tod des Vaters 1987 bereits zu einem stattlichen, weltweit agierenden Unternehmen mit vielen Sparten gemausert. Bis in die früheren 1990er Jahre lag der Fokus aber auf der Massenproduktion von eher minderwertigen Produkten.
Dies änderte sich unter der Führung Lee Kun-hees nachhaltig. Er änderte Unternehmensstrukturen, indem er sie beispielsweise von der bislang vorherrschenden koreanischen Kultur distanzierte und im Gegenzug internationalisierte. So wurde eine neue Arbeitskultur eingeführt und die Personalstruktur drastisch verändert.
Lee Kun-hee sorgte dafür, dass Ausländer frischen Wind und Ideen nach Südkorea brachten und im Gegenzug südkoreanische Mitarbeiter ins Ausland gingen. Er forderte von seinem Personal radikales Umdenken und Aufbrechen alter Strukturen. Gerne wird er diesbezüglich mit dem bezeichnenden Motivationsausspruch von 1993 zitiert: „Change everything except your wife and kids.“ (Ändere alles außer deiner Frau und deinen Kindern).
Dies führte dazu, dass Samsung zu einem der größten und erfolgreichsten Unternehmen überhaupt wurde. Insbesondere die Sparte Samsung Electronics ist hier zu nennen, die (neben Apple) in den letzten Jahren den Handy-/Smartphone-Markt zunehmend beherrschte.
Mittlerweile ist Samsung allein für rund 20% des südkoreanischen BIP verantwortlich. Lee Kun-hee gilt als der reichste Mann Südkoreas und Forbes befand ihn bereits als zweitwichtigsten/-mächtigsten Mann Südkoreas nach UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon.
Eine Karriere mit Höhen und Tiefen
Einen deutlichen Knacks bekam das Image des Konzernchefs durch Steuer- und Schmiergeldaffären. Bereits 1996 wurde er wegen einer Schmiergeldaffäre zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, hatte aber das Glück ein Jahr später von der Regierung begnadigt zu werden.
2008 ähnelten sich die Ereignisse nach einer erneuten Steuer- und Schmiergeldaffäre. Diesmal führte dies aber noch im selben Jahr zu seinem Rücktritt als CEO (Chief Executive Officer) des Samsung-Konzerns, wobei er die moralische und rechtliche Verantwortung übernahm. Diesem Rücktritt folgte eine saftige Steuernachzahlung sowie 2009 eine Geld- und Freiheitsstrafe wegen Korruption. Zudem gab es weitere rechtliche Verfahren geschäftlicher Natur in Indien sowie privater Natur mit seinen Brüdern in Südkorea.
Zwischenzeitlich wendete sich das Blatt für Lee Kun-hee, da ihn die südkoreanische Regierung Ende 2009 praktisch begnadigte. Dies geschah allerdings vor dem denkwürdigen Hintergrund, dass Lee Kun-hee seit 1996 Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees ist und für die Vergabe der Winterspiele 2018 nach Pyeongchang wichtig war.
Schließlich schaffte er es auch wieder zurück in seinen Konzern und bekleidete ab 2010 einen Vorsitz bei Samsung Electronics. Nachdem Lee Kun-hee in der Vergangenheit bereits mehrfach mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte erlitt er im Mai 2014 einen Herzinfarkt. Daher scheint seine Zukunft bei Samsung ungewiss. Sicher dürfte dagegen sein, dass auch künftig wieder ein Lee an der Spitze von Samsung stehen wird – wenn auch aus der nächsten Generation. Lee Kun-hee ist aber zuzutrauen, dass er es auch dieses Mal wieder selbst schaffen könnte.