58.com: Chinesischer Internetkonzern soll vom Börsenzettel verschwinden
Die Schnäppchenjäger sind unterwegs. Der schwächelnde Kurs des chinesischen Internetkonzerns 58.com haben ein Investorenkonsortiums jetzt dazu verleitet, ein milliardenschweres Übernahmeangebot auf den Tisch zu legen. Für insgesamt 8,7 Milliarden Dollar soll der an der Technologiebörse Nasdaq notierte Konzern vom Kurszettel verschwinden. Dem zusammengeschmolzenen Kurs verschaffte die Meldung des „Taking Privates“ ein Kursplus von 10%.
Trotz des jüngsten Kurssprungs liegt die 58.com-Aktie deutlich (40%) unter ihrem Allzeithoch, dass die Papiere in 2018 markiert hatten. Auch seit Jahresbeginn notiert die Aktie noch mit 15% in der Verlustzone.
58.com – der Spezialist für Kleinanzeigen in China
Hierzulande dürfte den wenigstens der Konzern 58.com ein Begriff sein. Die Firma betreibt eine chinesische Seite für Kleinanzeigen. Das Pendant ist die US-Anzeigenseite des Rivalen Craigslist. Nutzer können dort Anzeigen für Jobs, Wohnungen und Autos gegen eine Gebühr einstellen und so können Parteien zueinander finden, die sich suchen.
Kleinanzeigen gelten als ein sehr attraktives Geschäftsmodell, da der Inhalt vom Benutzer erstellt wird und starke Netzwerkeffekte entstehen können, da die Nutzer sich am liebsten auf der Plattform bewegen, wo es die meisten Käufer bzw. Verkäufer gibt.
Hohe Wachstumsraten in den letzten Jahren
In den zurückliegenden Jahren feierte die Online-Plattform eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Immerhin kletterten die Erlöse seit 2010 von 11 Millionen auf 2,22 Milliarden Dollar im zurückliegenden Geschäftsjahr. Seit nunmehr drei Jahren in Folge operiert der Konzern in der Gewinnzone. Nach einem Nettogewinn von 210 Millionen Dollar (2017) und 309 Millionen Dollar in 2018 schoss der Gewinn im letzten Jahr auf 1,2 Milliarden Dollar in die Höhe. Allerdings war der Gewinnsprung auf einen Anteilsverkauf an der Autobörse CheHaoDuo für rund 710 Millionen Dollar zurückzuführen.
Übernahmeangebot mit 20% Prämie
Nun hat ein Investorenkonsortium den gedrückten Aktienkurs genutzt, um eine Übernahmeofferte zu präsentieren. Hinter dem 58.com-Deal steht die Erwartung der Investoren, die Gesellschaft in absehbarer Zeit erneut auf dem chinesischen Festland oder in Hongkong an die Börse zu bringen. Konkret bieten das unter der Führung der Private Equity-Gesellschaften Warburg Pincus und General Atlantic angeführte Konsortium 56 Dollar je 58.com-Aktie. Es handelt sich um eine reine Barofferte, die nochmals einen Dollar höher liegt, als in einem ursprünglichen Vorschlag skizziert wurde.
Der Transaktionspreis bietet Investoren einen Aufschlag von knapp 20% auf den Kurs vor Bekanntwerden der Übernahme. Zum Konsortium gehören auch die Finanzinvestoren Ocean Link Partners und Internet Opportunity Fund LP. Interessant: Bei dem Internet Opportunity Fund LP handelt es sich um ein vom Chief Executive Officer (CEO) der 58.com, Yao Jinbo, kontrolliertes Investmentvehikel. Yao wird auch nach der Transaktion mit einem Stimmrechtsanteil von 42 % mit an Bord bleiben.
Wachstumsdelle scheint Käufer nicht zu jucken
Der Deal soll noch im Laufe des zweiten Halbjahrs über die Bühne gehen. Dabei scheinen die Käufer vom langfristigen Wachstumspotenzial ausgesprochen überzeugt zu sein. Immerhin legen Sie das Vierfache des letztjährigen Umsatzes auf den Tisch. Zudem läuft das erste Quartal ungewohnt hakelig. Die Corona-Krise hat für einen deutlichen Einbruch gesorgt. Die Konzernführung rechnet im Startquartal mit einem Umsatzeinbruch von 25 bis 30%.
Die Anleger scheinen unterdessen nicht auf eine höhere Offerte zu spekulieren. Der 58.com-Kurs liegt mit 54,4 Dollar nur minimal unter dem Niveau des Übernahmeangebots.