Große Rückrufaktion belastet Rivian-Aktienkurs
Die Aktie des Automobilspezialisten Rivian ist definitiv nichts für schwache Nerven. Rivian ist erst im November 2021 an die Börse gegangen und hatte bereits damals für Furore gesorgt: Amazon und Ford hatten sich nämlich mit hohen Summen an dem Unternehmen beteiligt. Entsprechend groß war die Euphorie zu Beginn. Die Anleger trieben die Aktie in der Spitze bis auf 172 Dollar, bevor die Luft aus den Papieren entwich. Die folgende Talfahrt endete erst im Mai bei knapp über 20 Dollar. Dann folgte eine Kursverdopplung, bevor die Aktie in den letzten Tagen wieder kräftig abverkauft wurde. Ein Grund für das jüngste Minus war eine umfangreiche Rückrufaktion.
Rivian auf Teslas Spuren
Rivian wurde 2009 gegründet und ist ein US-amerikanischer Hersteller von vollelektrischen Automobilen im Premium-Segment. Das Unternehmen baut, ähnlich wie Tesla, ein vollständiges Ökosystem rund um die Fahrzeuge auf. Der Gründer Robert Scaringe wollte zunächst Sportwagen und normale Pkw herstellen, bevor er vor einigen Jahren auf die vor allem in den USA beliebteren Segmente der SUVs und Pick-up-Trucks umschwenkte. Nun ist die Strategie klar definiert: Der Konzern will mit vollelektrischen Pick-ups und SUVs in Segmente vordringen, die Tesla noch nicht erschlossen hat.
Autobauer bestätigt halbierte Produktionsziele
Im abgelaufenen Quartal steigerte das Elektroauto-Start-up seine Produktion im Vergleich zum Vorjahresquartal um 67%. Unter dem Strich produzierte Rivian also 7.363 Fahrzeuge. Zudem bestätigte der Konzern seine gekappten Produktionsziele. Im Gesamtjahr 2022 sollen 25.000 Elektroautos hergestellt werden. Ursprünglich hatte Rivian 50.000 Fahrzeuge produzieren wollen, sich im März aber auf Grund von Lieferkettenproblemen von diesen Zielen verabschiedet.
Milliardenverluste im zweiten Quartal
Unter dem Strich verbrennt der Autobauer weiterhin viel Geld. Im zweiten Quartal ging ein Umsatz von 364 Millionen Dollar durch die Bücher. Gleichzeitig wurde der Verlust deutlich ausgeweitet. Am Ende stand ein Verlust von 1,7 Milliarden Dollar in den Büchern nach 580 Millionen Dollar im Vorjahresquartal.
Rivian muss über 12.000 Fahrzeuge zurückrufen
Zuletzt wurde die Stimmung der Anleger durch eine Rückrufaktion belastet. Der US-Elektroautohersteller ruft den Großteil seiner in diesem Jahr ausgelieferten Fahrzeuge in die Werkstatt zurück. Der Rückruf gilt für insgesamt 12.212 Fahrzeuge, die in diesem Jahr gebaut wurden. Betroffen sind der Pick-up R1T und das Sports Utility R1S sowie der Elektrolieferwagen EDV. Grund ist eine Verbindung, die mutmaßlich nicht ausreichend fest angezogen ist. Betroffen sein sollen aber nur wenige Fahrzeuge.
Renommierte Investoren wittern langfristige Gewinnchance
Kurzfristig hat sich die Stimmung eingetrübt, langfristig wittern aber auch einige renommierte Großinvestoren eine Erfolgsgeschichte. Auch wenn George Soros die Position zuletzt leicht reduziert hat, mit einer Gewichtung von über 11,7% ist die Rivian-Aktie weiterhin die größte Aktienposition in seinem Depot. Soros hat beinahe 460 Millionen Dollar seiner Kundengelder in den Autobauer investiert.
Auch Philippe Laffont von Coatue Management ist mit einer auffällig hohen Summe in dem Unternehmen investiert. Bei ihm macht die Position 485 Millionen Dollar beziehungsweise 5,8% seine Gesamtportfolios aus. Damit rangiert der Titel auf Platz Drei in seinem Portfolio.
Wer am Ende Recht behält, wird sich zeigen. Offenbar gehen aber bei Rivian, wie bei Tesla in den letzten Jahren, die Meinungen geradezu diametral auseinander. Das dürfte auf jeden Fall dafür sagen, dass die Schwankungsbreite der Aktie auch in Zukunft nicht abnehmen wird.