Haldex-Aktie schießt nach Übernahmeangebot 40% nach oben
Der fränkische Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland ist auf Expansionskurs. Nach sechs Jahren startet der Konzern den zweiten Versuch, um den schwedischen Rivalen Haldex zu schlucken. Damit soll sowohl das Produktangebot als auch die geografische Präsenz entscheidend erweitert werden.
Den Anlegern beider Firmen scheint ein möglicher Zusammenschluss zu gefallen. Während die Haldex-Papiere um 40% in die Höhe schossen, konnte sich auch die SAF-Holland-Aktie von den anfänglichen Kursverlusten am Folgetag wieder erholen.
SAF-Holland – der Spezialist für Nutzfahrzeugteile…
SAF-Holland mit Sitz in Bessenbach zählt zu den international führenden Herstellern von fahrwerksbezogenen Baugruppen und Komponenten, vor allem für Trailer und Lkw. Der Konzern ist als einer von nur wenigen Zulieferern in der Truck- und Trailerindustrie international breit aufgestellt und in den meisten Märkten weltweit präsent.
Die Produktpalette umfasst neben Achs- und Federungssystemen unter anderem Sattelkupplungen, Kupplungssysteme, Königszapfen und Stützwinden und wird unter den Marken SAF, HOLLAND, Neway, KLL, V.ORLANDI, TrailerMaster und York vertrieben. Der Konzern beliefert die Fahrzeughersteller in der Erstausrüstung (OEM) auf 6 Kontinenten und arbeitet eng mit den Flottenbetreibern und Spediteuren zusammen.
…..greift nach schwedischem Rivalen Haldex
Jetzt legt SAF-Holland eine Offerte für den schwedischen Rivalen Haldex auf den Tisch. Das Angebot liegt bei 66 Schwedischen Kronen (6,30 Euro) je Haldex-Aktie. Das entspricht einem deutlichen Aufpreis von 46% auf den Schlusskurs vor der Übernahme. Mit der Offerte wird Haldex mit umgerechnet rund 307 Millionen Euro bewertet. Finanziert werden soll die Übernahme mit Barmitteln und Krediten. Um die Schulden wieder abzubauen, ist später eine Kapitalerhöhung geplant.
Preis erheblich unter dem Übernahmeversuch in 2016
Dabei ist der Übernahmeversuch nicht der Erste. Bereits vor sechs Jahren hatte der LKW-Zulieferer SAF-Holland seine Fühler nach den Schweden ausgestreckt. Damals belief sich die Offerte von SAF-Holland über 94,42 Schwedische Kronen, wurde aber von den Rivalen ZF und von Knorr-Bremse überboten. Am Ende lag der Preis bei 125 Schwedische Kronen und damit massiv über dem heutigen Kursniveau. Allerdings scheiterte die Übernahme, da dem Unternehmen zu wenig Aktien angedient wurden.
Jetziger Deal steht unter besserem Stern
Dieses Mal stehen die Chancen jedoch ungleich höher, dass der Deal letzten Endes über die Ziellinie geht. Sowohl der Haldex-Vorstand als auch der Aufsichtsrat unterstützen das Angebot. Allerdings, so die Bedingung für eine erfolgreiche Übernahme, müssen SAF-Holland mehr als 90 % der Aktien angedient werden.
Anschließend soll Haldex von der Börse genommen werden. Laut Medienberichten hat SAF-Holland bereits 14,1% der Haldex-Aktien erworben. Zudem haben sich vier skandinavische Aktionäre mit zusammen 22,5% der Aktien unwiderruflich verpflichtet, das Angebot anzunehmen.
Abhängigkeit vom europäischen Markt wird reduziert
Mit dem Deal könnte SAF-Holland gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen wird die Abhängigkeit vom europäischen Markt (Anm.: hier wurden zuletzt 59% der Umsätze erzielt) reduziert und auf der anderen Seite der Anteil mit lukrativen Ersatzteilen gestärkt.
Haldex ist ein Hersteller von Bremssystemen wie Druckluft-Scheibenbremsen und automatischen Bremsnachstellern sowie von Luftfederungen für schwere Lkw, Busse und Anhänger. Zu den Kunden gehören große Hersteller von Lkw, Bussen und Trailern in Nordamerika, Europa und Asien. Das Unternehmen erzielte 2021 einen Umsatz von etwa 455 Millionen Euro. Zum Vergleich: Bei SAF-Holland ging im letzten Jahr ein Umsatz von 1,4 Milliarden Euro durch die Bücher.
Zusätzlich rechnet SAF-Holland Firmenchef Alexander Geis mit jährlichen Synergien von 10 Millionen Euro. Integrationsprobleme sollten sich unterdessen in Grenzen halten. Beide Firmen kennen sich bestens und arbeiten seit mittlerweile 15 Jahren bei gemeinsamen Produktentwicklungen zusammen.