Sanofi im Kaufrausch: Nächster Biotech-Deal für 1 Milliarde Dollar

Momentan geht es im Biotechnologiesektor Schlag auf Schlag. Dabei sind auch europäische Firmen verstärkt auf der Käuferseite zu beobachten. Zuletzt hat der französische Pharma-Riese Sanofi wieder zugeschlagen und sich mit einem Zukauf in den USA verstärkt. Für rund 1 Milliarde Dollar schluckt Sanofi das kalifornische Biotechunternehmen Amunix Pharmaceuticals, das sich auf Krebs-Immuntherapien spezialisiert hat.
Sanofi – der Pharma-Gigant aus Frankreich
Sanofi ist ein international agierender Pharmakonzern mit Sitz in Frankreich. Die Gesellschaft entstand in ihrer heutigen Form 2004 aus dem Zusammenschluss von Sanofi-Synthelabo mit Aventis. Durch Tochtergesellschaften, Kooperationen oder Joint Ventures ist der Konzern vornehmlich in Europa, den USA und in Japan vertreten.
In seiner Forschung konzentriert sich Sanofi vor allem auf die Bereiche Diabetes/Stoffwechsel, Herz-Kreislauf, Thrombose, Zentrales Nervensystem, Innere Medizin, Onkologie und die Entwicklung von Impfstoffen.
Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte der Konzern bei einem Jahresumsatz von 37,36 Milliarden Euro einen Nettogewinn von 12,3 Milliarden Euro.
Übernahmen spielen wichtige Rolle
Neben organischem Wachstum setzen die Franzosen auch immer wieder auf gezielte Übernahmen. So wurde in diesem Jahr unter anderem bereits für 3,2 Milliarden Dollar der mRNA-Spezialist Translate Bio und für 1,1 Milliarden Dollar der Antikörper-Spezialist Kymab geschluckt. Im August des vergangenen Jahres hatte Sanofi für 3,7 Milliarden Dollar die US-Biotechfirma Principia Biopharma übernommen. Dieser Kauf stärkt die Forschungskapazitäten in Bereichen wie Autoimmun- und allergische Erkrankungen. Hintergrund des Zukaufs sind die Bemühungen des Sanofi-Managements, das Portfolio im lukrativen Bereich Immunkrankheiten auszubauen.
Ende 2019 hatte der Konzern ferner den Krebsmedikamentenhersteller Synthorx für rund 2,5 Milliarden Dollar übernommen. Synthorx entwickelt Arzneien, die das körpereigene Abwehrsystem gegen Krebszellen aktivieren sollen.
Milliarden-Deal im Krebsbereich
Nun will sich Sanofi mit einem weiteren Zukauf stärken. Für mindestens 1 Milliarde Dollar soll das US-Biotech-Unternehmen Amunix den Besitzer wechseln. Zusätzlich könnten erfolgsabhängige Zahlungen von 225 Millionen Dollar fällig werden.
Hinter Amunix verbirgt sich ein Unternehmen, dass sich auf die Entwicklung therapeutischer Zytokine und Immuntherapien spezialisiert, die die T-Lymphozyten für die Behandlung von Krebspatienten aktivieren. Bisher hat Amunix aber noch kein Medikament auf dem Markt. Mit der Übernahme werden die fünf Arzneimittelkandidaten von Amunix in die Krebsmedikamenten-Pipeline von Sanofi aufgenommen, die nach Angaben des Pharmariesen derzeit etwa 20 Moleküle in der Entwicklung hat.
Klinische Studien könnten 2022 beginnen
Sanofi verspricht sich viel von dem Deal: „Die Amunix-Technologieplattform nutzt einen intelligenten Biologika-Ansatz der nächsten Generation zur präzisen Bereitstellung von Medikamenten, die nur in Tumorgewebe wirksam werden und gleichzeitig normales Gewebe schonen“, so der Konzern in einer Pressemitteilung. Die ersten klinischen Studien könnten bereits Anfang 2022 beginnen.
Eines steht unterdessen fest: Die Übernahmeaktivität im Bereich der sogenannten T-Zellen Engager nimmt derzeit richtig Fahrt auf. Der Hintergrund ist so einleuchtend wie vielversprechend: Wirkstoffe, die nur im Tumorgewebe selbst aktiv werden und damit anderes Gewebe bei der Behandlung schonen, könnten sich als Heilsbringer erweisen. Davon scheint nicht nur der Pharma-Riese Sanofi überzeugt zu sein.