Trotz Absage: Unilever weiter an OTC-Gesundheitssparte von GSK interessiert

Gleich zu Jahresbeginn könnte es in Großbritannien zu einem der spektakulärsten Übernahmedeals der letzten Jahre kommen: Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) hat am vergangenen Samstag bestätigt, dass der niederländisch-britische Konsumgüterkonzern Unilever bereits 3 Angebote für die Übernahme seiner OTC-Gesundheitssparte gemacht hat.
Dabei belief sich das letzte Angebot vom 20. Dezember 2021 auf einen Kaufpreis von stolzen 50 Mrd. Britischen Pfund (GBP, was etwa 60 Mrd. Euro entspricht), der sich aus 41,7 Mrd. GBP in bar und 8,3 Mrd. GBP in Unilever-Aktien zusammensetzt.
GSK-Gesundheitsprodukte mit bekannten Marken
Konkret geht es bei dem Unilever-Angebot um die frei verkäuflichen Gesundheitsprodukte (OTC- bzw. Over-The-Counter-Produkte) von GSK. Zu diesen OTC-Produkten zählen z.B. die auch in Deutschland bekannten Marken Sensodyne, Dr.-Best-Zahnbürsten, Voltaren-Salbe und die Nahrungsergänzungsmittel der Marke Centrum.
Allerdings gehört GSK das OTC-Geschäft nicht allein. Vielmehr handelt es sich bei diesem Geschäftsbereich um ein Joint Venture zwischen GSK und dem US-amerikanischen Pharmakonzern Pfizer, an der GSK eine Mehrheitsbeteiligung von 68% und Pfizer 32% hält.
GSK lässt Unilever abblitzen
In einer Pressemitteilung vom 15.01.2022 teilte GSK mit, dass der Vorstand die Angebote eingehend geprüft habe. Dabei sei der GSK-Vorstand einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass die Vorschläge nicht im Interesse der GSK-Aktionäre sind, da sie das Consumer Healthcare-Geschäft und seine Zukunftsaussichten grundlegend unterbewerten.
So hat die OTC-Sparte von GSK allein im vergangenen Jahr einen Jahresumsatz von 9,6 Mrd. GBP erwirtschaftet. Darüber hinaus ist der Vorstand von GSK zuversichtlich, dass das Consumer-Healthcare-Geschäft mittelfristig ein jährliches organisches Umsatzwachstum von 4 – 6% erzielen kann und somit auch über einen längeren Zeitraum lukrativ sein wird.
GSK will auch weiterhin an der ohnehin geplanten Abspaltung seines Consumer-Healthcare-Geschäfts festhalten. Durch diese Abspaltung soll ein weltweit führendes OTC-Gesundheits-Unternehmen entstehen. Wenn die GSK-Aktionäre dieser Planung zustimmen, soll die Abspaltung bereits Mitte 2022 realisiert werden.
Unilever bleibt am Ball
Doch Unilever will nicht aufgeben und konterte die Absage am Montag mit einer als „Update“ betitelten Pressemitteilung. Darin betonte das Unternehmen, dass es an seiner neuen strategischen Ausrichtung festhalten werde. Ziel dieser Strategie ist es, stärker in Wachstumsmärkte – wie dem Consumer-Healthcare-Geschäft – zu investieren.
In diesem Zusammenhang wäre die GSK Consumer Healthcare-Sparte eine starke strategische Ergänzung zu den Unilever-Aktivitäten in diesem Sektor. So stammen allein 45% der GSK Healthcare-Produkte aus den Bereichen Mundpflege und Verbrauchsmaterialien. Das sind Märkte, in denen auch Unilever, z.B. mit seiner Signal-Zahnpasta, bereits seit Langem aktiv ist.
GSK-Kurs steigt, Unilever fällt
Am vergangenen Montag, dem ersten Börsentag nach Ablehnung des Übernahmeangebots durch GSK, sprang der Kurs der GSK-Papiere an der Londoner Börse um mehr als 4%. Parallel dazu brach der Kurs der Unilever-Aktie um -6,5% ein.
Bei den Investoren kam der Übernahmeversuch von Unilever nicht gut an. Ähnlich argumentieren auch mehrere Analysten. Für sie scheint der Übernahmeversuch ein Ablenkungsmanöver über die insgesamt schlechte wirtschaftliche Entwicklung von Unilever zu sein.
Wie es weitergeht
In der Pressemitteilung vom Montag bekundete Unilever zwar das auch weiterhin bestehende Interesse an der Übernahme der GSK Consumer Healthcare-Sparte, besserte das Angebot aber nicht offiziell nach. Es bleibt abzuwarten, ob Unilever auch hinter den Kulissen weiter aktiv bleibt und sein Angebot noch einmal aufstockt. Ich werde Sie diesbezüglich auf dem Laufenden halten.