Japanischer Pharma-Riese kauft Iveric Bio für 5,9 Mrd. $
Lange Zeit war es etwas ruhiger, doch inzwischen geht es am Markt für Fusionen und Übernahmen wieder richtig heiß her. Vor allem die Biotechnologie-Branche hat es in sich. Ende April berichtete ich Ihnen bereits über das stark anziehende Geschäft in der Biotechnologie-Branche und nun haben wir den nächsten Milliarden-Deal.
Gerade gab der japanische Pharma-Riese Astella bekannt, für 5,9 Milliarden Dollar die US-Biotech-Schmiede Iveric Bio zu schlucken. Das Objekt der Begierde ist vor allem auf Therapien gegen Netzhauterkrankungen spezialisiert.
Dritter Milliarden-Deal innerhalb weniger Wochen
Bemerkenswert: Die Übernahme ist die dritte Milliardentransaktion innerhalb kürzester Zeit. Zur Erinnerung: Erst gab Merck die Übernahme des auf Immunologie spezialisierten Unternehmens Prometheus Biosciences für rund 11 Milliarden bekannt, bevor der britische Pharmariese GSK eine 2 Milliarden Dollar-Offerte für das kanadische Biotech-Unternehmen Bellus Health auf den Tisch legte.
Iveric mit spektakulärer Kursentwicklung
Freuen können sich die Anleger von Iveric. Die Aktie kletterte bei der Bekanntgabe um 18% in die Höhe. Seit dem Jahreswechsel haben die Iveric-Papiere um mehr als 80% zugelegt. Bezogen auf den 30 tägigen Durchschnittskurs vor dem 31. März zahlen die Japaner eine Übernahmeprämie von 75%.
Allerdings notiert die Aktie mit einem Kurs von derzeit rund 37,60 Dollar noch ein gutes Stück unter dem Übernahmeangebot. Der japanische Pharmakonzern Astellas bietet nämlich 40 Dollar in bar je Iveric-Aktie. Das entspricht einem Marktwert von 5,9 Milliarden Dollar.
Die Verwaltungsräte beider Unternehmen haben der Übernahme einstimmig zugestimmt.
Augenerkrankungen im Fokus
Iveric Bio konzentriert sich auf die Entdeckung und Entwicklung neuer Therapien für Netzhauterkrankungen, für die es einen erheblichen medizinischen Bedarf gibt. Der Hauptfokus von Astellas Pharma dürfte hierbei auf das am weitesten entwickelte Medikament von Iveric Bio liegen.
Hierbei handelt es sich die Substanz Avacincaptad Pegol, für das kürzlich in den USA die Zulassung zur Behandlung der geografischen Atrophie (GA) als Folge der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) beantragt wurde. Zum Hintergrund: AMD ist eine der Hauptursachen für den mäßigen und schweren Verlust des zentralen Sehvermögens bei älteren Erwachsenen und betrifft bei der Mehrheit der Patienten beide Augen. Schätzungen zufolge leiden etwa 1,6 Millionen Menschen in den USA an GA in mindestens einem Auge.
Beschleunigtes Zulassungsverfahren beantragt
Das Medikament befindet sich gerade im beschleunigten Zulassungsverfahren bei der US-Arzneimittelbehörde FDA. Wenn es zugelassen wird, könnte die Behandlung bis Ende dieses Jahres auf den Markt kommen.
Umsätze machte Iveric Bio im abgelaufenen Geschäftsjahr noch keine. Unter dem Strich fiel ein Jahresverlust von 185 Millionen Dollar an.
Astella will auslaufenden Patentschutz kompensieren
Durch den Kauf von Iveric beschleunigt Astella die Expansion in die Augenheilkunde, indem es die Kontrolle über das kommerzielle Team und andere Infrastrukturen erhält. Anfang des Jahres hatte Iveric angekündigt, ein 120-köpfiges Vertriebsteam aufzubauen, zu dem 50 bis 70 Außendienstmitarbeiter gehören werden.
Außerdem spiegelt die Übernahme den Wunsch des japanischen Arzneimittelherstellers wider, neue Wachstumstreiber hinzuzufügen. Denn ab 2027 verliert das Prostatakrebsmedikament Xtandi von Astella seinen Patentschutz, was für Bremsspuren in der Geschäftsentwicklung sorgen dürfte.