Milliardenschwere Fusion wirbelt Markt für Billigfluggesellschaften durcheinander

Das Fusionskarussell dreht sich auf Hochtouren und hat nun auch den Flugverkehrsmarkt erwischt. Die geplante Übernahme durch den Rivalen Frontier bescherte Spirit Airlines den größten Kurssprung seit mehr als einem Jahr. Die Aktien des Billig-Fliegers stiegen um 17% in die Höhe. Inklusive Verbindlichkeiten hat die Transaktion ein Volumen von 6,6 Milliarden Dollar.
Aufschlag von rund 20%
Im Rahmen des Deals bietet Frontier den Spirit-Aktionären 2,13 Dollar in bar zusätzlich zu 1,9126 Frontier-Aktien. Zusammen ergibt dies 25,83 Dollar pro Anteilsschein, was wiederum einem Aufschlag von rund 20% zum Schlusskurs vor der Übernahmemeldung entspricht.
Nach Abschluss der 6,6 Milliarden Dollar schweren Übernahme (einschließlich Nettoverschuldung und Operating-Leasing-Verbindlichkeiten) entsteht die fünftgrößte Fluggesellschaft des Landes. Die gesamte Übernahme soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 final über die Bühne gehen.
Mehrheitseigner von Frontier ist die Beteiligungsgesellschaft Indigo Partners, zu der auch Wizz Air aus Ungarn gehört. Die Inhaber von Frontier werden 51,5 % des fusionierten Unternehmens besitzen und sieben der zwölf Direktoren benennen, darunter Indigo-Chef William A. Franke als Vorsitzender.
Hohe Synergien erwartet
Diese lang erwartete Fusion könnte neues Wachstumspotenzial und jährliche Kostensynergien in Höhe von 500 Millionen Dollar freisetzen. Spirit und Frontier könnten aber auf den Widerstand der Kartellbehörden stoßen, von denen viele einer weiteren Konsolidierung der Luftfahrtindustrie skeptisch gegenüberstehen.
Befürworter des Deals verweisen hingegen darauf, dass Spirit und Frontier heute aber auf weniger als 20% ihrer Strecken miteinander konkurrieren, so dass eine Fusion den Wettbewerb auf vielen Märkten nicht verringern würde. Außerdem würde das fusionierte Unternehmen zwar zur fünftgrößten US-Fluggesellschaft aufsteigen, wäre aber immer noch viel kleiner als die vier größten. Darüber hinaus haben Spirit und Frontier einen starken Anreiz, die Preise niedrig zu halten, um neue Kunden anzuziehen, damit sie weiterhin schnell wachsen können.
Konsolidierung in der Luftfahrtindustrie nimmt wieder Fahrt auf
Die amerikanische Luftfahrtindustrie erlebte zwischen 2005 und 2013 ein Jahrzehnt des Fusionswahns, als sich neun Fluggesellschaften zu den vier Megacarriern zusammenschlossen, die die Branche heute dominieren. Seit dem Abschluss der Fusion zwischen American Airlines und US Airways Ende 2013 hat sich der Konsolidierungsprozess jedoch abgekühlt, was vor allem auf den zunehmenden Druck der Kartellbehörden zurückzuführen ist. Zwischen 2014 und 2021 wurde nur ein einziger bedeutender Deal abgeschlossen: Die Übernahme von Virgin America durch Alaska Air.
Das könnte sich mit dem Zusammenschluss von Spirit Airlines und Frontier nun ändern.
Streckennetz ergänzt sich
Laut der Pressemitteilung wird das gemeinsame Unternehmen mit mehr als 1.000 Flügen pro Tag zu über 145 Zielen in 19 Ländern einen Jahresumsatz von 5,3 Milliarden Dollar erzielen. Das Unternehmen wird über rund 2,42 Milliarden Dollar an Barmitteln verfügen.
Der Plan hinter dem Deal ist offensichtlich: Durch den Zusammenschluss können die Billigfluglinien eine größere Flugplantiefe erreichen, d. h. häufigere Flüge und mehr Anschlussmöglichkeiten. Dies würde ihnen helfen, auf kleineren Märkten zu konkurrieren. Außerdem wäre es dann einfacher, sich von Betriebsstörungen zu erholen.
Darüber hinaus haben Spirit und Frontier wenig Überschneidungen im Streckennetz. Spirit konzentriert sich stark auf den Osten der USA und hat eine starke Position in Lateinamerika und der Karibik. Frontier hingegen hat seinen Sitz in Denver und verfügt über ein viel stärkeres Streckennetz im Westen der USA.
Den Anlegern von Frontier gefällt der mögliche Zusammenschluss ebenfalls. Denn auch die Aktie des Bieters tendierten am gestrigen Handelstag mit leichten Aufschlägen.