Tourismus: Diese Branchen profitieren in Deutschland
Der Tourismus ist weltweit einer der wichtigsten Wirtschafts- und Wachstumsfaktoren. Über 1,1 Mrd. Reisende bescheren Einnahmen, die nach Angaben des World Travel & Tourism Council (WTTC) mittlerweile gut 7,2 Bio. US-$ zum Bruttoinlandsprodukt der Länder beitragen.
Am meisten geben chinesische Touristen aus. Der wachsende Wohlstand auch in anderen Schwellenländern beflügelt den Aufwärtstrend.
Tourismus in Deutschland: Diese Branchen profitieren zusätzlich
Langfristiges Potenzial ist also vorhanden. Allerdings fällt nicht für jedes Gewerbe gleich viel ab. Am besten stehen die Chancen für Reiseveranstalter, Hotels, Gastronomie, Flughäfen, Airlines oder Redereien mit direktem Bezug zum Tourismus. Diese Branchen profitieren auch in Deutschland selbst, da die Regionen zwischen Nordsee und Zugspitze als Reiseziele immer beliebter werden.
Die Zahl der Übernachtungen in deutschen Herbergen stieg letztes Jahr um 5% auf 436,4 Mio., wobei 4,3 Mio. Touristen allein aus den USA kamen. Insgesamt verzeichnete die Branche Umsätze von 21,971 Mrd. €. Die deutschen Flughäfen begrüßten fast 216 Mio. Passagiere, 3,9% mehr als im Vorjahr.
Die deutschen Fluggesellschaften beförderten 150,4 Mio. Reisende und verbuchten damit ein leichtes Plus von 0,6%. Auch auf See tummeln sich mehr Deutsche. Um rund 5% stieg die Zahl deutscher Kreuzfahrtgäste auf 1,813 Mio.
TUI Konzern – weltgrößter Reiseanbieter
Wer nun angesichts dieser viel versprechenden Zahlen in rein deutsche Aktiengesellschaften investieren will, dem bleiben unter den großen Anbietern nicht allzu viele Kandidaten.
Allen voran der TUI-Konzern mit Sitz in Hannover, der mit TUI Travel, TUI Hotels & Resorts sowie TUI Kreuzfahrten die drei Sparten Reiseveranstalter, Hotelanbieter und Reederei abdeckt. Die Angebotspalette reicht von Pauschalreisen bis zu hochspeziellen Nischenprodukten.
TUI hat es geschafft, im international hart umkämpften Geschäft Tourismusanbieter Nummer eins zu werden. So ist TUI Hotels & Resorts mit fast 250 Hotels mittlerweile der größte Ferienhotelanbieter Europas. Und mit TUI Cruises sowie Hapag-Lloyd stieg der Konzern 2008 in den Wachstumsbereich der Kreuzfahrten ein. Aus der Reihe „Mein Schiff“ ist die Nummer 5 das jüngste auf den Weltmeeren und „Mein Schiff 6“ ist derzeit im Bau.
Fürs laufende Jahr strebt TUI ein Umsatzplus von 5% und eine Gewinnsteigerung um bis zu 10% an. Die Aktie gilt als leicht unterbewertet und erfreut mit einer Dividendenrendite von 4,85%.
Frankfurter Flughafen mit Bremsspuren
Die einzige deutsche Flughafen-AG ist Fraport. Der größte deutsche Airport in Frankfurt am Main konnte stetig zulegen und sollte auch 2016 von den Zuwächsen im Luftverkehr profitieren, die der internationale Luftverkehrsverband IATA prognostiziert.
Doch anders als geplant haben seit Anfang des Jahres sowohl die Spannungen mit der Türkei und im Nahen Osten, vor allem aber auch die Gefahr von Terroranschlägen für Einbußen gesorgt. Aus Analystensicht ist die Aktie dennoch einen Kauf wert.
Lufthansa im Tiefflug
Von Unsicherheiten betroffen ist auch das Papier von Lufthansa. Allerdings geht es mit der Notierung schon länger bergab. Wenn Lufthansa vom Potenzial des Tourismus profitieren will, muss die Airline strukturell wettbewerbsfähiger werden und die Gewerkschaften von dringend notwendigen Reformen überzeugen.
Holiday Check Group startet durch
Schlanker und wendiger sind Anbieter mit geringen Fixkosten und hoher Umsatzrendite. Was klassischen Reiseunternehmen, Hotels, Fluglinien oder Reedereien nur mit Mühe gelingt, geht Internet-Reisevermittlern leichter von der Hand. Das deutsche Gegenstück zu den US-Platzhirschen Tripadvisor und Expedia ist Tomorrow Focus.
Im knallharten Geschäft mit teurer Werbung und Rabatten musste der Münchner Anbieter in den letzten Jahren zwar deutlich Federn lassen, hat sich jetzt aber neu aufgestellt. Künftig firmiert das Unternehmen unter der Holiday Check Group.
Dank der Erlöse aus dem Verkauf etwa der Portale ElitePartner oder jameda ist die Gesellschaft nun schuldenfrei. Zwar werden auch fürs laufende Jahr noch rote Zahlen erwartet, doch könnte es sich lohnen, die Entwicklung zu beobachten und bei passender Gelegenheit günstig zuzusteigen.
Insgesamt gehören die Papiere von TUI und Fraport eher in die engere Wahl und Holiday Check Group auf die Beobachtungsliste. Ansonsten kämpft die gesamte Branche trotz aller Potenziale vor allem mit krisen- und terrorismusbedingten Unwägbarkeiten.