Bayer schluckt KI-Spezialisten für Bilderkennung

Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer gerät zunehmend unter Druck. Nachdem der Aktienkurs als Folge der Monsanto-Übernahme kräftig in die Knie ging, mischen nun gleich mehrere Investoren den Laden auf: Mit Jeffrey Ubben von Inclusive Capital Partners stieg ein renommiertes Hedgefonds-Urgestein (Anm.: Gründer von Blum Capital 1995 und Valueact Capital in 2000) ein und platzierte seine Forderungen beim Bayer-Management.
Die Debatte um eine mögliche Aufspaltung dürfte in den nächsten Monaten hitziger werden. Dafür spricht auch der Londoner Hedgefonds Bluebell Capital, der vor wenigen Tagen ebenfalls bei Bayer eingestiegen ist und der Bayer-Führung die Zerschlagung des Unternehmens auferlegte.
Während die Investoren also beginnen, jeden Stein umzudrehen und gehörig Druck aufzubauen, gab das Bayer-Management gestern erst einmal einen Zukauf bekannt. Die Leverkusener kaufen einen Spezialisten für automatisierte Bilderkennung und bauen damit das Radiologie-Geschäft weiter aus.
Bayer schlägt im Bereich Künstliche Intelligenz zu
Die Bayer-Konzernführung lässt damit Taten auf seine Worte folgen. Anfang Januar hatte der Bayer-Pharmachef Stefan Oelrich bereits digitale Angebote in der Radiologie als einen Investitionsschwerpunkt genannt. Jetzt folgt der Zukauf des in Großbritannien und den USA ansässigen Spezialisten für künstliche Intelligenz (KI) Blackford Analysis.
Bereits Ende 2020 hatten die beiden Firmen eine Entwicklungskooperation ins Leben gerufen, infolge derer Bayer 2022 eine Bildverarbeitungsplattform auf den Markt brachte. Grundsätzlich soll der Softwareeinsatz helfen, beispielsweise Computertomografien schneller und genauer auszuwerten.
Bayer bietet im Radiologie-Geschäft Kontrastmitteln für Computertomografie, Röntgen und Magnetresonanztomografie an, aber auch Injektoren sowie Softwarelösungen. 2021 erzielte der Bereich einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro. Das entspricht etwa 4% der Gesamterlöse des Konzerns.
Kaufpreis bislang unbekannt
Zum Kaufpreis machten beide Unternehmen keine Angaben. Blackford soll weiterhin als weitgehend unabhängiges Unternehmen agieren. „Mit der Erweiterung unseres Radiologie-Portfolios um Blackford und seine KI-Technologie sichert sich Bayer eine hervorragende Position im am schnellsten wachsenden Segment innerhalb der gesamten globalen Radiologie-Branche“, so der Pharmachef Stefan Oelrich.
Wachstumsmarkt mit Bilderkennung
Der gesamte globale Bereich der medizinischen Bildgebung mit einem Umsatz von mehr als 400 Millionen Dollar im Jahr 2021 wird voraussichtlich weiter dynamisch wachsen, mit einer geschätzten durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von mehr als 26% (2020 bis 2026). Bis 2026 soll das Volumen 1,36 Milliarden Dollar erreichen.
Fest steht: KI-gestützte Innovationen werden mehr denn je benötigt. Die alternde Bevölkerung und veränderte Lebensgewohnheiten führen zu einer Zunahme chronischer Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Infolgedessen steigt auch die Nachfrage nach medizinischer Bildgebung, um Krankheiten zu erkennen, Behandlungsentscheidungen zu treffen und die Therapieplanung zu unterstützen. Auf diesem Gebiet kann die künstliche Intelligenz ihre Stärken ausspielen. Zudem bietet die KI den Vorteil, die Diagnose zu unterstützen und den Durchsatz radiologischer Untersuchungen zu erhöhen.