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Nach EU-Parlamentsbeschluss: Muss BMW seine E-Fuel-Ambitionen begraben?

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Das EU-Parlament hat einen historischen Beschluss gefasst: Ab 2035 sollen in der Europäischen Union keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden.

Zwar müssen die einzelnen Mitgliedsstaaten das Verbot noch bestätigen. Angesichts der umfassenden Klimaschutzbestrebungen zur Eindämmung der Erderwärmung, die die EU bereits auf den Weg gebracht hat, gilt die Zustimmung aber als Formsache.

Zahlreiche Hersteller planen E-Wende noch vor 2035

Die Parlamentarier befinden sich mit ihrem Beschluss im Wesentlichen auf einer Linie mit Wissenschaftlern, Umweltschützern und Vertretern der Automobilindustrie, die allesamt einen verbindlichen Abschied vom Verbrenner gefordert hatten. Zwar kritisieren vor allem Klimaschützer den Ausstiegszeitpunkt zur Mitte des kommenden Jahrzehnts als zu spät gewählt, doch zahlreiche Hersteller verfolgen ohnehin längst noch ambitioniertere Ziele.

So wollen etwa Opel, Fiat, Ford, Volvo und Bentley bereits bis 2030 auf Elektromobilität umsteigen. VW, Audi und Mercedes-Benz sind mit 2035 einverstanden, es passt in die konzerneigene Planung. Dass nun auch politisch ein Enddatum festgeschrieben wird, begrüßen die Autobauer im Hinblick auf mehr Chancengleichheit im Wettbewerb.

BMW stand stets für Technologieoffenheit

BMW allerdings tut sich schwer mit dem Abschied. Anders als die Konkurrenten aus Stuttgart und Ingolstadt hatten die Münchener bis zuletzt auf technologieoffene Alternativen gehofft, etwa Wasserstoffantriebe oder E-Fuels. BMW-Chef Oliver Zipse hält eine Planung, die über das laufende Jahrzehnt hinaus geht, generell für nicht sinnvoll und verweist auf Volatilitäten und Unsicherheiten.

Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisiert den kompletten Fokus auf Elektroantriebe und den Verzicht auf E-Fuels. Porsche hatte ebenfalls auf synthetische Kraftstoffe gesetzt, um Verbrennungsmotoren bei insgesamt besserer Klimabilanz länger am Leben zu halten.

Voller Fokus auf Elektro

Insgesamt aber vertreten BMW und auch der VDA damit eine Minderheitenposition. Volkswagen, Audi und Mercedes-Benz hatten sich schon seit Längerem von derartigen Alternativlösungen verabschiedet und ganz auf Elektromobilität gesetzt. Der Vorteil eines Komplettschwenks liegt auf der Hand: Anstatt mehrere Pferde gleichzeitig zu reiten, kann man Investitionen und Innovationskraft voll und ganz auf eine Antriebstechnologie münzen.

Dennoch hat BMW lang an der technologieoffenen Forschung festgehalten und immer wieder darauf gepocht, Alternativen wie Wasserstoff und E-Fuels nicht vorschnell abzuschreiben. Nun könnte die Gesetzgebung der EU den Münchenern einen schmerzhaften Strich durch die Rechnung machen.

BMW Aktie: Verhaltener Optimismus

Am Parkett immerhin steht BMW derzeit etwas besser da als die Konkurrenz aus Wolfsburg: Während die VW Vorzugsaktie im Jahresverlauf bisher rund ein Fünftel an Wert eingebüßt hat, ging es für die BMW Aktie „nur“ 15 Prozentpunkte abwärts. Mercedes-Benz dagegen profitiert von der Konzernaufspaltung und verzeichnet seit Jahresbeginn lediglich einen Rückgang um rund 10 Prozent.

Analysten bleiben mit Blick auf die BMW Aktie verhalten optimistisch. Zwar sehen sie mehrheitlich Kurspotenzial, doch längst nicht alle Experten raten deswegen auch zum Kauf des Papiers. Vielmehr positionierten in den vergangenen Monaten etliche Analysten ihre Empfehlungen auf „neutral“ beziehungsweise „halten“, so etwa Merrill Lynch (Kursziel: 85 Euro), Kepler Cheuvreux (Kursziel: 87 Euro), die Schweizer UBS (Kursziel: 93 Euro), JP Morgan (Kursziel: 90 Euro) oder auch die kanadische Bank RBC (Kursziel: 107 Euro).

Optimistischer zeigten sich unter anderem Analysten von Bernstein Research (Ziel: 100 Euro), Goldman Sachs (98 Euro), Credit Suisse (112 Euro), Berenberg Bank (110 Euro) oder Deutscher Bank (130 Euro), die allesamt zum Kauf der BMW Aktie raten. Zuletzt war das Papier für knapp unter 80 Euro zu haben.