VW Aktie: Analysten senken den Daumen

Schlechte Nachrichten aus Wolfsburg: Bei Volkswagen läuft es nach wie vor nicht rund – und das hat gleich mit mehreren Baustellen zu tun.
Skoda kündigt Produktionskürzung an
So ist der Halbleitermangel noch immer nicht ausgestanden. Gerade erst verkündete die tschechische Volkswagen-Tochter Skoda, dass wegen der fehlenden Bauteile die Produktion gedrosselt wird. Konkret sollen die Produktionsschichten reduziert, aber nicht komplett gestoppt werden. Mit einer Verbesserung der Lage rechnet Skoda demnach erst im zweiten Halbjahr 2023.
Zudem laufen weiterhin mehrere Klagen gegen Volkswagen. Unter anderem klagt derzeit ein Biobauer aus Detmold, unterstützt von der Umweltschutzorganisation Greenpeace, gegen den Autobauer. Die Klage zielt unter anderem darauf ab, dass VW nur noch in maximal 25 Prozent seiner konzernweiten Pkw-Flotte Verbrennungsmotoren verbauen dürfen soll – und ab 2030 überhaupt keine mehr. Ein vergleichbares Verfahren läuft aktuell vor dem Landgericht Braunschweig. Das Gericht in Detmold will am 24. Februar eine Entscheidung verkünden. Dann wird entweder die Klage abgewiesen – oder die Beweisaufnahme eröffnet.
Klimakontroversen und Familienstreitigkeiten
Seit dem Dieselskandal, der im September 2015 öffentlich wurde, sieht sich Volkswagen immer wieder mit Kritik hinsichtlich der CO2-Bilanz seiner Fahrzeuge konfrontiert. Auch das unzureichende Krisenmanagement bescherte dem Hersteller immer wieder Negativschlagzeilen und tiefe Kratzer im Image.
Hinzu kommen interne Querelen: So sind sich die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch nicht immer einig, die Eigentümerstrukturen für ausländische Investoren ziemlich undurchsichtig und verworren, die Fronten zwischen Vorstand und Betriebsrat verhärtet – es gibt also zahlreiche Baustellen neben dem eigentlichen operativen Tagesgeschäft, die Volkswagen belasten.
Starke Konkurrenz auf Chinas Elektroautomarkt
Mit Blick auf die Konkurrenz drohen die Wolfsburger ebenfalls abgehängt zu werden. Bei den Verkaufszahlen hat der japanische Hersteller Toyota seit einiger Zeit wieder die Nase vorn. Im zunehmend wichtiger werdenden Segment der Elektromobilität stellt der US-Hersteller Tesla die alteingesessenen Autobauer in den Schatten.
Frischer Gegenwind kommt auch von relativ jungen chinesischen Herstellern, die auf die spezifischen Bedürfnisse der chinesischen und ostasiatischen Kundschaft zugeschnittene Fahrzeuge und Vertriebswege anbieten. Hier tut sich Volkswagen nach wie vor schwer, einen Fuß in die Tür zu bekommen – und das obwohl das Reich der Mitte der wichtigste Absatzmarkt der Wolfsburger ist. Rund 40 Prozent seiner Gewinne erzielt der Konzern mittlerweile in China.
VW Aktie: Zahlreiche Analysten kürzen die Kursziele
Das könnte sich ändern, wenn die E-Auto-Konkurrenz aus China Europas größten Hersteller hinter sich lässt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage derzeit wieder verändert. Profitierten die Hersteller in den vergangenen beiden Jahren noch von hoher Nachfrage bei knappem Angebot aufgrund von Lieferschwierigkeiten, ändern sich aktuell die Vorzeichen. Die Inflation dämpft Kaufkraft und Nachfrage auf Verbraucherseite, zugleich entspannt sich die Situation in den Lieferketten. Schon bald dürften größere Preisnachlässe beim Neuwagenkauf wieder zur Normalität gehören.
Mit Blick auf die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie senkten gleich mehrere Analysten in den vergangenen Wochen den Daumen und strichen die Kursziele zusammen. Kepler Cheuvreux beispielsweise senkte das Kursziel von 250 auf 205 Euro, die Investmentbank Oddo BHF reduzierte das Ziel von 175 auf 165 Euro. Bei der Berenberg Bank sank das Kursziel für die VW Vorzüge von 160 auf 145 Euro, auch die kanadische Bank RBC sieht die faire Bewertung nur noch bei 237 nach zuvor 281 Euro.
Viele Experten sehen VW aktuell nicht als Kauf
Zwar gibt es nach wie vor Kaufempfehlungen für das Papier, etwa von der britischen Barclays Bank (Kursziel: 150 Euro), der US-Großbank JP Morgan (Kursziel: 235 Euro) oder der Deutschen Bank (Kursziel: 180 Euro), doch zahlreiche Experten raten derzeit lediglich zum Halten der VW Vorzugsaktie. Dazu zählen im Januar etwa die Analysten von Bernstein Research (Kursziel: 145 Euro), der Schweizer UBS (Kursziel: 130 Euro) oder der US-Investmentbank Goldman Sachs (Kursziel: 150 Euro).
Zum Wochenauftakt war die VW Vorzugsaktie für rund 130 Euro zu haben. Damit notiert das Papier rund 10 Prozent höher als noch zu Beginn des Jahres.