VW Aktie: Kurs im Keller – Analysten zuversichtlich

Lockdowns in China, Lieferprobleme bei Mikrochips, Absatzeinbruch in den USA – für Volkswagen läuft es derzeit nicht wirklich rund.
China-Lockdown und Chipmangel setzen Volkswagen zu
Die strikte Null-Covid-Politik der chinesischen Führung macht den Wolfsburgern zu schaffen. Mehrere Standorte waren in den vergangenen Wochen von den Maßnahmen betroffen und mussten zeitweise die Produktion einstellen.
Hinzu kommt die weiterhin stark angespannte Lage auf den Weltmärkten mit Blick auf Computerchips, von denen in modernen Fahrzeugen eine ganze Menge verbaut wird. Die Engpässe beim Materialnachschub sorgen auch jenseits des Reichs der Mitte immer wieder zu Produktionsausfällen: Autos können nicht fertig gebaut werden, weil schlichtweg die benötigten Komponenten fehlen.
Ukraine-Krieg verschärft Materialknappheit
Das betrifft indes längst nicht mehr nur die Halbleiter. Auch generell herrscht rund um den Globus Materialknappheit bei Rohstoffen wie auch bei Vorprodukten. Gestörte Lieferketten verschärfen das Problem zusätzlich. Hinzu kommt seit knapp 2 Monaten der Krieg in der Ukraine. Dort werden normalerweise Kabelbäume für Volkswagen gefertigt, die nun vorübergehend anderswo beschafft werden müssen. Die Umstrukturierung von Lieferketten ist aber ein aufwendiges Prozedere, was insbesondere mit der sonst üblichen Just-in-Time-Fertigung bei den Autobauern kollidiert.
Seit der Pandemie findet hier ein allmähliches Umdenken statt. Mehr Eigenproduktion, weniger Abhängigkeit von externen Lieferanten, kürzere Lieferketten – all das soll in Zukunft dazu beitragen, schwierige Situationen besser zu meistern. Das ist dringend nötig, denn mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine und den darauffolgenden Sanktionen westlicher Verbündeter gegen Russland zeigt sich bereits jetzt, dass die geopolitischen Karten neu gemischt werden – mit direkten Folgen auch für die internationalen Handelsbeziehungen.
Zukäufe und Neufabriken: VWs Strategien für die Zukunft
Die Autobranche, eines der wichtigsten Standbeine für Deutschlands wirtschaftlichen Erfolg, steht in diesem Jahrzehnt jedoch auch ungeachtet der globalen Großwetterlage vor tiefgreifenden Umwälzungen. Autonomes Fahren und alternative Antriebsformen erfordern eine Transformation in den Herstellungsprozessen. Volkswagen hatte zuletzt angekündigt, eine zweite Batteriezellfabrik hochziehen zu wollen, entstehen soll sie im spanischen Valencia.
Auch neue strategische Kooperationen und Zukäufe häufen sich. Erst kürzlich gab das Unternehmen bekannt, dass die konzerneigene Softwaretochter Cariad den Chemnitzer Sensor-Spezialisten Intenta übernehmen will. Stimmen die zuständigen Wettbewerbsbehörden zu, soll der Deal bis Ende des Jahres über den Tisch gehen. Investitionen in Höhe von rund 30 Milliarden Euro plant die VW-Gruppe bis Ende 2026 allein in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung.
Holpriger Jahresauftakt am US-Markt
Mit Blick auf das zurückliegende Quartal weisen erste Eckdaten auf einen schwierigen Jahresstart hin. So gingen die Absatzzahlen am US-Markt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28,5 Prozent zurück auf knapp 65.000 Neuwagen.
Davon ist nicht nur die VW-Kernmarke betroffen: Auch die Premium- und Luxustöchter Audi und Porsche meldeten rückläufige Verkaufszahlen für das erste Quartal: Porsche verzeichnete hier ein Minus von knapp 25 Prozent und verkaufte in den USA zu Jahresbeginn etwas mehr als 13.000 Fahrzeuge. Audi fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 35 Prozent zurück und konnte nur noch gut 35.500 Autos an Kunden übergeben.
VW Aktie: Kurs im Keller – Analysten sehen Aufwärtspotenzial
Trotz der schwierigen Gesamtlage blicken Analysten optimistisch in die Zukunft und empfehlen die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie auch weiterhin mit großer Mehrheit zum Kauf. Die Kursziele liegen dabei meist in einem Korridor zwischen 200 und 300 Euro, die kanadische RBC traut der VW Aktie sogar einen Anstieg auf 310 Euro zu. Im Schnitt lag das Kursziel zuletzt bei 237 Euro.
Das wäre ein saftiger Aufschlag: Aktuell dümpelt die VW Aktie bei gerade einmal rund 150 Euro herum, seit Jahresbeginn hat das Papier gut 17 Prozent an Wert verloren.