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VW Aktie: Wochenplus trotz Zukunftssorgen

VW Aktie: Wochenplus trotz Zukunftssorgen
AR Pictures / shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

In wenigen Tagen jährt sich das Auffliegen des VW-Dieselskandals zum 8. Mal. Im September 2015 kam heraus, dass die Abgaswerte bestimmter Dieselmodelle durch das Unternehmen systematisch manipuliert wurden. So wurden auf dem Prüfstand erheblich umweltfreundlichere Abgaswerte erzielt als im tatsächlichen Straßenverkehr.

Dieselskandal lastet noch immer auf VW

Es folgten ein massiver Absturz des Aktienkurses, der Rücktritt des langjährigen VW-Konzernchefs Martin Winterkorn, der sich erst kurz zuvor nach internem Gerangel als CEO hatte halten können, ein herber Imageverlust und Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Etliche Kunden, vor allem in den USA, forderten Schadenersatz. Aktionäre klagten wegen zu später Bekanntgabe relevanter Informationen. Noch immer laufen etliche, mit dem Skandal verbundene juristische Verfahren. Neben Volkswagen wurden in den vergangenen Jahren auch weitere Hersteller wegen ähnlicher Vorwürfe zur Rechenschaft gezogen.

Um sich vom Dieselgate reinzuwaschen, käme die Mobilitätswende hin zum Elektroantrieb für die Wolfsburger gerade recht, sollte man meinen. Doch die Realität sieht anders aus. In China, einem der wichtigsten Absatzmärkte für deutsche Autobauer, boomt der E-Auto-Markt – doch Volkswagen und Co. spielen im Reich der Mitte bei dieser Antriebsart kaum eine Rolle. Der Markt wird dominiert von Tesla und chinesischen Anbietern.

VW kündigt harte Einschnitte beim Elektrowerk in Zwickau an

In Europa sieht die Situation ähnlich aus: Auch hier hat Tesla meilenweit die Nase vorn. Zwar verkaufen Volkswagen, Audi, Mercedes-Benz und BMW auch hierzulande immer mehr Stromer, doch so recht will das Geschäft noch nicht an Fahrt aufnehmen. Das bekommt nun auch die Belegschaft zu spüren.

Im VW-Werk in Zwickau gab es in dieser Woche eine Betriebsversammlung, bei der es nicht zuletzt um die Zukunft von mindestens rund 1.000 Arbeitsplätzen ging. Der VW-Konzern hatte massiv investiert, um den Standort komplett vom Verbrennungsmotor auf batteriebetriebene Fahrzeuge umzurüsten. Nun aber dümpelt die Nachfrage vor sich hin, man wird die Autos kaum los – und überlegt daher nun unternehmensseitig, Schichten zu streichen und Personal einzusparen.

E-Auto-Boom im August: Kurzes Strohfeuer statt nachhaltiger Wende

Konkret betroffen sind von den Überlegungen vor allem die Beschäftigten mit befristeten Verträgen. Laufen die Arbeitsverhältnisse aus, dürften viele von ihnen nicht verlängert werden. Insgesamt 269 Beschäftigte sind davon bereits in wenigen Wochen betroffen, weitere könnten in den kommenden Monaten folgen.

Im August kamen laut Kraftfahrtbundesamt fast 87.000 Neufahrzeuge mit Batterieantrieb auf Deutschlands Straßen. Das entspricht fast 32 Prozent aller Neuzulassungen und markiert den zweithöchsten von der Behörde auf Monatsbasis bislang gemessenen Wert.

Auslaufende Subventionen belasten Nachfrage deutscher Kunden

Von einem nachhaltigen Boom dürfte jedoch nicht die Rede sein – ganz im Gegenteil: Beobachter rechnen mit einem drastischen Einbruch auf der Nachfrageseite. Denn die neuen Stromer wurden vor allem durch gewerbliche Kunden angemeldet, die „last minute“ noch staatliche Förderungen abgreifen wollten. Die Subventionen für diese Kundengruppe endeten zum 1. September, sodass nunmehr mit einem Nachfragetief zu rechnen ist.

Bereits zu Beginn des Jahres waren die staatlichen Förderungen für die Neuanschaffung von Elektrofahrzeugen deutlich reduziert worden, sehr zum Verdruss der Autobranche. Hinzu kommt, dass Elon Musk bei seinen Tesla-Modellen inzwischen teils hohe Rabatte gewährt und einen Preiskampf anzettelt, bei dem die deutschen Hersteller bislang kaum mithalten können.

VW Aktie mit gemischten Vorzeichen

Doch auch sie werden sich nach einem Jahr, in dem sie hohe Preise durchsetzen konnten, nun wieder auf Preisnachlässe einstellen müssen: Die Lieferengpässe sind größtenteils passé, die gesammelten Aufträge werden nach und nach abgearbeitet – und ein erneuter Nachfrageüberschuss ist vorerst nicht zu erwarten.

Die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie konnte in dieser Woche zwar kräftig zulegen um 1,8 Prozent, bewegt sich aber seit Jahresbeginn fast durchgehend im Minus. Zuletzt notierte das Papier mit knapp 110 Euro fast 9 Prozent schwächer als noch Anfang Januar.