Zalando-Aktie: Wachstumsraten der Online-Handelsplattform schwächen sich ab

Starke Nerven brauchen derzeit Anleger, die beim führenden Online-Modehändler Zalando investiert sind. Wurde die Aktie zu Corona-Hochzeiten noch gefeiert und über 100 Euro getrieben, ist nun Ernüchterung eingekehrt. Die Wachstumsdynamik lässt nach und die Gewinnmargen sind rückläufig. Das hatte zuletzt den Investoren des DAX-Neulings bitter aufgestoßen. Nach den jüngsten Kursrückgängen notierten die Zalando-Papiere „nur“ noch knapp über der 50 Euro-Marke und haben damit seit dem Rekordhoch im letzten Sommer rund 50% an Wert eingebüßt.
Zalando – weit mehr als nur ein Online-Schuhhändler
Bevor ich auf die aktuellen Zahlen eingehe, möchte ich Ihnen Zalando näher vorstellen. Denn viele denken bei dem Konzern nur an einen werbestarken Schuhhändler. Doch Zalando ist weit mehr als das. Seit der Gründung vor 12 Jahren ist Zalando zu einem milliardenschweren Modehändler angewachsen, der in nunmehr 23 europäischen Ländern aktiv ist und die größte europäische Mode-Website betreibt. Den überwiegenden Teil der Erlöse erzielt Zalando mit Bekleidung.
Zalando’s Angebot für Damen, Herren und Kinder reicht von bekannten Trendmarken bis hin zu gefragten Designerlabels. Insgesamt arbeitet Zalando mit rund 2.000 Markenherstellern zusammen. Neben Schuhen und Bekleidung gehören Accessoires, Beauty-Produkte und Sportartikel zum Sortiment.
Inzwischen über 48 Millionen aktive Kunden
Inzwischen zählt der Berliner Konzern über 48 Millionen aktive Kunden. Im Jahresvergleich erhöhte sich die Kundenanzahl um 10 Millionen Kunden. Dabei kommen die Kunden aus 23 unterschiedlichen Märkten. Darunter befinden sich sechs neue Märkte (Kroatien, Estland, Lettland, Litauen, Slowakei und Slowenien), die im Laufe des letzten Jahres erschlossen wurden.
Gestützt wird das Geschäft durch eine hochmoderne Logistik-Infrastruktur (z.B. computeroptimierter Kommissionierungs-Prozess, etc.). Durch diese können 85% von Zalandos aktiven Kunden innerhalb von 750km erreicht werden.
Auch andere Zahlen bestätigen die Attraktivität der Internetseiten des Konzerns. In 2020 erhöhte sich die Anzahl der Seitenaufrufe vs. 2020 um 38,3% auf 7,46 Milliarden.
Anzahl der Bestellung steigt kräftig an
Auch wenn es in einigen Regionen bereits wieder Lockerungsmaßnahmen gibt, Online-Shopping boomt weiterhin ohne Ende. Das macht sich auch gerade in den vorgelegten Zahlen bemerkbar. Insgesamt wickelte der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr Waren im Gesamtwert von 14,3 Milliarden Euro ab. Das lag 34,1% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Im Schnitt tätigen die aktiven Kunden 5,2 Bestellungen (2020: 4,8) mit einem Bestellwert von 56,9 Euro (2020: 57,7 Euro).
Umsatz klettert um 29% nach oben
Unter dem Strich erzielte Zalando im abgelaufenen Jahr einen Umsatz von 10,4 Milliarden Euro, was einem Anstieg um 29,7% entspricht. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legt aber deutlich weniger stark von 420,8 auf 468,4 Millionen Euro zu. Unter dem Strich verdiente Zalando 234,5 Millionen Euro (vs. 226,1 Mio. Euro in 2020).
Corona-Schub lässt nach
Für das laufende Geschäftsjahr stellt Zalando ein Umsatzplus zwischen 12 und 19% auf 11,6 bis 12,3 Milliarden Euro in Aussicht. Den um Sondereinflüsse bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll bei 430 bis 510 Millionen Euro liegen. Der Blick auf die Margen zeigt, dass diese rückläufig sind. Bezogen auf die Mitte der Planungsspanne liegt die operative Gewinnmarge bei 3,9% und damit unter dem Niveau der beiden Vorjahre (2021: 4,5%; 2020: 5,3 %).
Unterdessen wird kräftig investiert. So dürfte der Ausbau des Distributionsnetzes bis 2023 um vier Logistikzentren zwischen 400 und 500 Millionen Euro verschlingen. Das ist zwar notwendig, um zukünftiges Wachstum zu erschließen, drückt aber derzeit auf die Stimmung der Anleger.