+++ Die kostenlosen Online Live Webinare 2023 - Trading, Finanzen, Geldanlage & Vermögen +++

Credit Suisse-Übernahme offiziell abgeschlossen

Inhaltsverzeichnis

Übernahmeprozesse können häufig sehr lange dauern. So liegen zwischen der Bekanntgabe einer Übernahmevereinbarung bis zum endgültigen Abschluss der Transaktion mindestens ein halbes Jahr.

Dass es auch schneller gehen kann, zeigt die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, von der ich Ihnen bereits im März 2023 berichtet habe. So gab die UBS bekannt, dass sie die Credit Suisse am 12. Juni 2023 offiziell übernommen hat.

Damit konnte die 3 Mrd. Schweizer Franken (CHF) schwere Übernahme in weniger als 3 Monaten nach Bekanntgabe des Zusammenschlusses abgeschlossen werden. Für diese Übernahme in Schallgeschwindigkeit war aber ein massives staatliches Eingreifen notwendig, wie die folgende Retrospektive zeigt.

Credit Suisse war in Turbulenzen geraten

Für den schnellen Abschluss der spektakulären Bankenübernahme gab es gleich mehrere Gründe. So war die Credit Suisse – nach der UBS immerhin die zweitgrößte Bank der Schweiz – aufgrund einige Skandalen und Fehleinschätzungen in eine Vertrauenskrise hineingerutscht.

In 2022 hatte die Credit Suisse einen Verlust von 7,3 Mrd. CHF angesammelt. Als es dann im Rahmen der US-Bankenkrise im März 2023 zum Zusammenbruch der Silicon Valley Bank kam, haben die Kunden der Credit Suisse mehr als 60 Mrd. CHF an Vermögenswerten abgezogen.

So schrumpfte das verwaltete Vermögen der Credit Suisse im 1. Quartal 2023 auf 1,25 Bio. CHF. Ende 2022 hatte es noch bei 1,29 Bio. CHF gelegen.

Guter Ruf gefährdet – Schweizer Regierung greift durch

Um den weltweit guten Ruf des Schweizer Finanzmarktes zu retten, hat die Schweizer Regierung Mitte März 2023 durchgegriffen und die beiden Finanzhäuser sowie Spitzenvertreter von Politik und Aufsichtsbehörden sowie Vertreter der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu Verhandlungen an einen Tisch geholt.

Ergebnis dieser Verhandlungen war die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS für 3 Mrd. CHF. Flankiert wurde der Deal durch eine Notverordnung des Schweizer Bundesrates, die den beiden Züricher Bankhäusern massive Liquiditätshilfe-Darlehen einräumte.

Davon hat die Credit Suisse bis Ende März netto 108 Mrd. CHF in Anspruch genommen. Zusammen können die Credit Suisse und die UBS im Rahmen ihres Zusammenschlusses auf Hilfen von Staat und SNB von bis zu 260 Mrd. CHF zurückgreifen.

Neben der finanziellen Absicherung des Schweizer Banken-Deals durch die SNB hat auch die Schweizer Regierung den schnellen Zusammenschluss mit einer Notverordnung unterstützt. Mittels dieser Notverordnung wurde die ansonsten erforderliche Zustimmung der Aktionäre für die Bankenfusion ausgehebelt.

Hoher Verlust für Aktionäre der Credit Suisse

Die Notübernahme traf die Inhaber von Credit Suisse-Papieren hart. Sie verloren durch den vereinbarten Aktientausch fast 60% ihres in Credit Suisse-Aktien investierten Geldes.

Noch schlimmer traf es die Inhaber eigenkapitalähnlicher Anleihen der Credit Suisse, den sogenannten Additional-Tier-1-Anleihen (AT-1). Sie erlitten durch den Übernahme-Deal einen Totalverlust, denn ihre Papiere mit einem Nominalwert von 16 Mrd. CHF wurden auf null abgeschrieben.

Garantievertrag abgeschlossen

Am 09.06.2023 haben die UBS und die Schweizer Regierung einen Garantievertrag unterzeichnet, der mit dem jetzt bekanntgegebenen Vollzug der Übernahme in Kraft tritt.

Danach trägt UBS die ersten potenziellen Verluste in der Höhe von 5 Mrd. CHF aus einem näher bestimmten Portfolio von Non-Core-Assets der Credit Suisse. Anschließend trägt die Schweizer Bundesregierung die nächsten 9 Mrd. CHF an potenziellen realisierten Verlusten.

Mit anderen Worten: Die Kosten der Notübernahmen werden nicht nur von den Aktionären und Anleihe-Inhabern der Credit Suisse getragen, sondern auch die Schweizer Bürger müssen möglicherweise für die Verluste geradestehen.

Fusion katapultiert UBS an Weltspitze

Durch den Zusammenschluss der beiden führenden Schweizer Großbanken entsteht der weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter. So verwaltet die UBS jetzt ein Vermögen von über 5 Bio. US-Dollar.

Mit weltweit etwa 120.000 Mitarbeitern zählt UBS nun auch zu den größten Arbeitgebern im Finanzsektor. Doch dies dürfte sich bald ändern, denn Experten gehen davon aus, dass die UBS sich von mehreren Tausend Mitarbeitern trennen wird.

Auf dem Börsenparkett ist die Credit Suisse seit vergangenem Montag nicht mehr vertreten. Am 12.06.2023 war der letzte Handelstag der Credit Suisse-Aktien an der Schweizer Börse SIX.