Fusion auf dem skandinavischen Spirituosenmarkt

Heute möchte ich Ihnen über eine Fusion zweier skandinavischer Spirituosenhersteller- und -händler berichten, die am frühen Morgen bekannt gegeben wurde. Der größte norwegische Wein- und Spirituosenhändler Arcus AS (AS steht für Aksjeselskap; deutsch: Aktiengesellschaft) wird mit der finnischen Altia Oyj (Oyj steht für Julkinen osakeyhtiö; deutsch: Aktiengesellschaft) verschmelzen.
Die Vorstände beider Unternehmen gaben heute in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt, dass sie ein Fusionsabkommen unterschrieben haben. Das Gemeinschaftsunternehmen wird unter dem Namen Anora Group plc (plc steht für public limited company; deutsch: Aktiengesellschaft) firmieren und seinen Hauptsitz in Helsinki haben.
Prozedere der Fusion
Der Zusammenschluss wird als grenzüberschreitende Verschmelzung umgesetzt, wobei Arcus mit Altia verschmolzen und anschließend aufgelöst wird. Die Honorierung der Arcus-Aktionäre soll in einem Aktientausch erfolgen.
Konkret wird den Inhabern von Arcus-Aktien für jede Aktie 0,4618 neue Altia-Aktien angeboten. Dieses Tauschverhältnis ergibt sich aus der Relation der aktuellen Börsenkurse beider Unternehmen und beinhaltet somit keine Übernahmeprämie.
Den Aktionären soll die geplante Fusion jedoch durch eine Zusatzdividende schmackhaft gemacht werden. Altia bietet seinen Aktionären eine Zusatzdividende in Höhe von 0,40 Euro pro Aktie an.
Die Zusatzdividende wird zusätzlich zu der von der Altia-Hauptversammlung am 20.06.2020 genehmigten Dividende von 0,21 Euro pro Aktie gezahlt. Die Dividende wird zum Jahresende ausgezahlt, sodass Arcus-Aktionäre, die ihre Aktien vorher umgetauscht haben, auch von der Sonderausschüttung profitieren werden.
Kursgewinne an den Börsen in Oslo und Helsinki
An den heimischen Börsen begrüßten die Investoren die geplante Fusion. Der Kurs der Arcus-Papiere stieg an der Osloer Börse mit Börsenbeginn um stolze +9,3% an, verlor im weiteren Verlauf des Börsentages aber wieder einige Prozentpunkte.
Auch der Kurs der Altia-Aktie vollführte an der Börse in Helsinki Freudensprünge. Er legte im Tagesverlauf bis zu +4,3% zu, lies aber im Tagesverlauf wieder leicht nach.
Insgesamt deuten die soliden Kursgewinne darauf hin, dass die Investoren der Fusion positiv gegenüberstehen und der Zusammenschluss somit auch problemlos über die Bühne gehen wird.
Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt
Da die skandinavischen Getränkeunternehmen den meisten von Ihnen nicht bekannt sein werden, möchte ich sie kurz vorstellen: Die in der Region Oslo ansässige Arcus AS ist in den Bereichen Produktion, Import, Verkauf und Vertrieb von Wein und Spirituosen tätig. Das Unternehmen ist dabei Weltmarktführer im Bereich Aquavit-Produktion.
Im vergangenen Jahr erzielten die 435 Arcus-Mitarbeiter einen Umsatz von knapp 250 Mio. Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich in 2019 auf 35,87 Mio. Euro.
Altia Oyj ist ein mehrheitlich im Staatsbesitz befindliches finnisches Unternehmen mit Sitz in Helsinki. Auch Altia ist in den Bereichen Produktion, Im- und Export, Verkauf und Vertrieb von Wein und Spirituosen in ganz Skandinavien sowie dem Baltikum tätig. Seit 2018 ist Altia an der Börse in Helsinki gelistet.
In 2019 erzielten die 650 Altia-Mitarbeiter einen Umsatz von 359,6 Mio. Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) betrug in 2019 44,6 Mio. Euro.
Wie es weitergeht
Mindestens 2/3 der Aktionäre müssen der Fusion auf außerplanmäßigen Hauptversammlungen noch zustimmen. Diese sollen im November 2020 stattfinden. Einige Großaktionäre haben bereits ein positives Signal für die Fusion gegeben.
Auch die zuständigen Aufsichtsbehörden müssen noch ihr Votum für die grenzüberschreitende Fusion der beiden Getränkekonzerne erteilen. Beide Unternehmen rechnen damit, dass die Fusion im 1. Halbjahr 2021 umgesetzt werden kann.