Nokia Aktie: Turnaround in Sicht
„Hoppla“ dürfte sich mancher gedacht haben, als kürzlich die Meldung vom Nokia-Comeback mit Smartphones durch die Presse ging. Waren die Finnen doch einst Weltmarktführer bei Handys. An der Nokia-Aktie selbst allerdings sind solche neuen Phantasien kaum abzulesen.
Alter Name für jungen Mobiltelefonanbieter
Das Rätsel löst sich erst beim genaueren Hinsehen auf: Es geht um das finnische Unternehmen HMD, nicht aber um Nokia, das sich seit 2014 nur noch als Telekommunikationskonzern und Netzwerkausrüster betätigt. HMD wiederum ist ein Startup, der sich mit voller Bezeichnung HMD Global Investmentfonds nennt, 2015 gegründet wurde und nicht börsennotiert ist.
Gemeinsam mit FIH Mobile will HMD wieder Nokia Handys auf den Markt bringen und sein Glück versuchen. Und FIH Mobile ist als Tochterunternehmen von Apple-Zulieferer Foxconn kein schlechter Partner für das Projekt. Ermöglicht wird das Revival der legendären Marke, weil HMD die Rechte von Nokia und die Handysparte von Microsoft gekauft hat. Der Softwareriese hatte 2014 das Handygeschäft von Nokia übernommen, das sich nach langen Verlusten gesundschrumpfen und neu aufstellen musste.
Der Vertrag mit Microsoft sah eine komplette Marktsperre von 30 Monaten für Mobiltelefone mit dem Namen Nokia vor. Im Oktober letzten Jahres lief die Frist ab und HMD kann nun für zehn Jahre Smartphones und Tablets anbieten. Mit Nokia selbst gibt es weder Beteiligungen noch Verflechtungen. HMD will selbständig agieren – auch gegenüber Microsoft: Die neuen Geräte werden nicht mehr mit dem Betriebssystem Windows, sondern Android von Google laufen.
Auftrieb für Nokia-Aktie
Nokia bleibt allerdings bei dem Geschäft nicht ganz außen vor. Es verdient an den Lizenzen für Eigentums- und Namensrechte. Da der Handymarkt weitgehend gesättigt ist, geht HMD einen eigenen Weg. Es will zunächst mit einfachen Telefonen Länder mit geringerer Kaufkraft erobern und dann sein Angebot erweitern.
Bei Erfolg und entsprechenden Gebühreneinnahmen könnte die Nokia-Aktie etwas Auftrieb bekommen. Seit 2014 hat das Papier 22,7 % verloren. Im Herbst letzten Jahres gab es Hoffnung für einen Turnaround. Die Aktie konnte sich von nur noch 3,8 € auf 5,8 € erholen, gibt seit Juli aber wieder nach. 2016 war trotz gestiegener Umsätze das operative Ergebnis 106 % auf einen Verlust von 103 Mio. € eingebrochen. Für dieses Jahr stehen die Zeichen wieder auf ein blasses Grün.
Einer der Gründe ist die Zurückhaltung der Telekomkonzerne bei Investitionen. Sie warten auf die Umstellung des internationalen Netzstandards von LTE auf G5. Alle paar Jahre kommt ein neuer Standard und damit neue Geräte. G5 wird die Übertragungsgeschwindigkeit um das Zehnfache steigern, allerdings erst ab 2020.
Besser als Rivale Ericsson
Von der Flaute ist auch der Konkurrent und die Nummer eins der Netzwerkausrüster-Branche betroffen: Ericsson. Die Schweden, die ebenfalls früher Handys verkauft hatten, sind genauso in den roten Zahlen und warten auf den kommenden Wachstumszyklus durch G5. Sie hatten mit ähnlichen Gewinneinbrüchen geschockt, und das bei rückläufigen Umsätzen. Nun sollen die Kosten um mindestens 1 Mrd. € gesenkt werden. Auf dem Spiel steht fast ein Viertel der 109.000 Arbeitsplätze.
Was für Nokia spricht, ist dass die Margen schon jetzt deutlich über denen von Ericsson liegen. Die Finnen waren offenbar besser auf die bald auslaufende Investitionsflaute vorbereitet. Die Ericsson-Aktie liegt seit zehn Jahren in verschiedenen Zeitfenstern durchgehend im Minus. Die Nokia-Aktie konnte wenigstens auf fünf Jahressicht ein Plus von 127,59 % schaffen. Außerdem ist die Dividendenrendite mit derzeit 3,56 % um einiges höher.