Übernahmewelle überrollt skandinavische Immobiliengesellschaften

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Unter den skandinavischen Immobiliengesellschaften spielt sich gerade ein wildes Übernahmeszenario ab. So hat das schwedische Immobilienunternehmen Castellum im August 2021 bekannt gegeben, dass es seinen ebenfalls in Schweden ansässigen Mitbewerber Kungsleden für stolze 2,74 Mrd. Euro übernehmen will.

Am vergangenen Freitag wurde eine weitere Übernahme in diesem Sektor aus Norwegen vermeldet. Das in Oslo ansässige Immobilienunternehmen Entra teilte mit, dass es seinen norwegischen Konkurrenten Oslo Areal für 13,55 Mrd. norwegische Kronen (NOK – entspricht etwa 1,3 Mrd. Euro) schlucken wird.

Für Entra selbst liegt wiederum eine aktuelle Übernahmeofferte des schwedischen Mitbewerbers Balder vor. Balder ist Großaktionär von Entra und hält aktuell einen Anteil von 34% der Entra-Aktien.

Zuvor hatte bereits Castellum, das selbst gut 30% der Entra-Anteile hält, und auch der schwedische Immobilienkonzern SBB – der mit vollständigen Namen übrigens Samhallsbyggnadsbolaget I Norden AB heißt – Interesse an einer Übernahme von Entra bekundet.

Damit Sie jetzt nicht ganz den Überblick verlieren, möchte ich Ihnen im Folgenden die massiven Konsolidierungsbestrebungen auf dem skandinavischen Real-Estate-Markt chronologisch erläutern.

Übernahme von Kungsleden durch Castellum so gut wie durch

Am 10. November 2021 teilte das schwedische Immobilienunternehmen Castellum mit, dass ihr nach Veröffentlichung der Übernahmeofferte für Kungsleden im August 2021 bereits 91,9% der Kungsleden-Aktien angedient wurden. Die Übernahme dürfte daher, vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden, in Kürze abgeschlossen werden.

Die in Göteborg ansässige Castellum ist eine der größten börsennotierten Immobiliengesellschaften in Skandinavien und besitzt ein Immobilienportfolio im Wert von ca. 12 Mrd. Euro. Das Real-Estate-Unternehmen ist auf Büro- und Logistik-Immobilien spezialisiert und in den schwedischen Wachstumsregionen sowie in Kopenhagen und im Raum Helsinki tätig.

Kungsleben ist eine in Stockholm beheimatete Immobiliengesellschaft, die sich ebenfalls auf Gewerbeimmobilien in Schwedens Wachstumsregionen konzentriert. Der Wert der Kungsleben-Immobilien belief sich zur Jahresmitte 2021 auf 4,1 Mrd. Euro.

Entra schluckt Oslo Areal für 1,3 Mrd. Euro

Die in Oslo beheimatete Immobiliengesellschaft Entra hat am vergangenen Freitag bekannt gegeben, dass sie sich mit dem norwegischen Versicherer Gjensidige und dem schwedischen Rentenversicherer AMF Pensionsforsakring, die jeweils 50% der Oslo-Areal-Aktien besitzen, über den Erwerb sämtlicher Oslo-Areal-Anteile geeinigt hat.

Entra ist laut eigenen Angaben ein führender Eigentümer, Verwalter und Entwickler von Büroimmobilien in Norwegen. Das Real-Estate-Unternehmen besitzt und verwaltet 96 Gebäude mit einem Gesamtwert von 6,17 Mrd. Euro, die sich in Oslo und Umgebung, Bergen, Stavanger und Trondheim befinden.

Oslo Areal ist Eigentümer und Entwickler von Büroimmobilien in und um Oslo. Das Unternehmen besitzt 17 Bürogebäude, von denen 15 zentral in Oslo und zwei in Sandvika vor den Toren Oslos gelegen sind. Der Wert des Immobilien-Portfolios von Oslo Areal beläuft sich auf 1,3 Mio. Euro.

Diese Transaktion muss noch durch die norwegische Wettbewerbsbehörde genehmigt werden und wird voraussichtlich im Januar 2022 abgeschlossen sein.

Übernahme von Entra durch Balder ist noch offen

Im Oktober 2021 hat die schwedische Immobiliengesellschaft Balder den Aktionären des norwegischen Mitbewerbers Entra ein Übernahmeangebot von 202,50 NOK (19,49 Euro) je Aktie unterbreitet. Insgesamt ist Balder bereit, für die Übernahme des norwegischen Konkurrenten 3,6 Mrd. Euro auf den Tisch zu blättern.

Das Angebot endet am 7.12.2021, sodass sich erst in dieser Woche entscheiden wird, ob Balder den norwegischen Mitbewerber übernehmen kann oder nicht. Balder hat sich bereits im Vorfeld 34% der Entra-Stimmrechte gesichert. Entscheidend wird dabei sein, ob die schwedische Immobiliengesellschaft Castellum, die 30,6% der Entra-Anteile hält, ihre Aktien verkaufen wird oder nicht.