Alpha Auto Group übernimmt britischen Mitbewerber Lookers

An der Londoner Börse LSE schoss der Kurs der Autohandelskette Lookers gestern um mehr als 30% in die Höhe. Grund für diesen Kurssprung – Sie können es sicher schon denken – war die Bekanntgabe einer Übernahmevereinbarung.
So haben die Bietergesellschaft (engl. Bidco) Global Auto Holdings Limited und die traditionsreiche britische Autohandelskette Lookers in einer Börsenmeldung mitgeteilt, dass sie eine Übernahmevereinbarung unterzeichnet haben.
Darin hat sich die Bietergesellschaft, hinter der die kanadische Autohandelskette Alpha Auto Group Holdings LP (AAG) steht, bereit erklärt, den traditionsreichen britischen Mitbewerber Lookers plc für 465,4 Mio. Britische Pfund (GBP – entspricht etwa 544 Mio. Euro) zu übernehmen.
Bevor ich Ihnen jedoch weitere Details des Übernahmeangebots erläutere, möchte ich die in Deutschland eher unbekannten Autohändler kurz vorstellen.
Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt
Das Traditionshaus Lookers wurde bereits im Jahr 1908 von John Looker in Manchester als Fahrradhandel gegründet. 1910 stieg das Unternehmen in den Handel mit Automobilen ein. Heute ist das börsennotierte Unternehmen in den Bereichen Verkauf, Vermietung und Wartung von Kraftfahrzeugen und Motorrädern in Großbritannien und Irland tätig.
Die mittlerweile in Altrincham (13 km südwestlich von Manchester) ansässige Autohandelskette vertritt 35 Automarken und verkauft eine große Auswahl an Neu- und Gebrauchtwagen in 147 Franchise-Häusern. Allein in 2022 hat Lookers 163.000 Neu- und Gebrauchtwagen, Kleintransporter und Motorräder verkauft.
Im vergangenen Jahr haben die gut 6.500 Lookers-Mitarbeiter einen Umsatz von 4,3 Mrd. GBP (etwa 5 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 107 Mio. GBP (125 Mio. Euro).
Alpha Auto Group ist laut eigener Aussage eine führende Autohandelsgruppe mit Sitz in Toronto, Ontario. Das kanadische Unternehmen wurde 2014 gegründet und hat 22 Niederlassungen in den USA und Kanada.
Im Jahr 2022 hat die in Privatbesitz befindliche AAG einen Umsatz von etwa 1 Mrd. US-Dollar (USD – etwa 920 Mio. Euro) und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von ca. 100 Mio. USD (92 Mio. Euro) erzielt, so ein Sprecher des Unternehmens.
Die Übernahme-Offerte im Detail
AAG bietet jedem Lookers-Aktionär 120 britische Pence (GBp) in bar für jeden Lookers-Anteil. Bei gut 382 Mio. ausstehender Lookers-Aktien bewertet das AAG-Angebot das britische Traditionshaus mit 465,4 Mio. GBP (544 Mio. Euro).
Das Angebot enthält eine solide Übernahmeprämie von 35,3% auf den Schlusskurs der Lookers-Aktie von 88,7 GBp am 19. Juni 2023 (dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe des Übernahmeangebots). Falls Sie Lookers-Aktien in Ihrem Depot haben, ist das sicherlich eine gute Nachricht für Sie.
Die AAG-Bidco hat sich bereits im Vorfeld der Übernahme unwiderrufliche Zusagen von Lookers-Großaktionären gesichert, die insgesamt ca. 42,1% des ausgegebenen Aktienkapitals von Lookers ausmachen. Ein Zustandekommen des Deals gilt daher als sehr wahrscheinlich.
AAG will neue Märkte erschließen
Die Gründe, warum AAG den Mitbewerber Lookers übernehmen will, liegen auf der Hand. So will das stark expandierende kanadische Autohaus im europäischen Markt Fuß fassen. Dies bestätigt auch Kuldeep Billan, Direktor der Bidco und Gründer und CEO von AAG, in seinem Kommentar zur Lookers-Übernahme:
„Die vorgeschlagene Übernahme von Lookers stellt eine überzeugende Gelegenheit dar, eine der führenden britischen Autohandelsgruppen zu erwerben und gleichzeitig eine Partnerschaft mit fantastischen Automobilhersteller-Marken und den rund 6.500 Mitarbeitern von Lookers einzugehen.“
So reagieren die Anleger
Am 20.06.2023, dem Tag der Bekanntgabe des Angebots, sprang der Kurs der Lookers-Aktie um 33,9% auf 118,8 GBp. Damit lag der Kurs nur noch geringfügig unter den von AAG gebotenen 120 GBp. Es spricht somit alles dafür, dass die Investoren den Deal begrüßen und an einem Zustandekommen der Übernahme glauben.
Wie es weitergeht
Das Übernahmeangebot bedarf nach britischem Recht der Zustimmung der Lookers-Aktionäre auf einem Gerichtstermin sowie auf einer Lookers-Hauptversammlung. Darüber hinaus müssen noch weitere Aufsichtsbehörden dem Übernahmeplan zustimmen.
Es wird erwartet, dass die Übernahme Ende des 3. bzw. Anfang des 4. Quartals 2023 realisiert werden kann.