Automobil-Aktien: Die drei deutschen Hersteller BMW, Daimler und VW im Vergleich
- Nicht ganz so schlimm sieht der 9-Monats-Vergleich aus
- Unternehmensporträt
- Daimler: Nach 2 Gewinnwarnungen brachten die 9-Monats-Zahlen keine neuen Überraschungen
- Auch bei Nutzfahrzeugen steht Daimler vor großen Herausforderungen
- Unternehmensporträt
- Volkswagen kann gute Zahlen präsentieren
- Auf die Herausforderungen der Zukunft scheint VW gut vorbereitet zu sein
- Unternehmensporträt
BMW hat überraschend schwache Zahlen für das 3. Quartal präsentiert. Der Gewinn brach um 24% und das Vorsteuerergebnis um 26% ein. Die operative Marge in der Auto-Sparte hat sich sogar auf 4,4% nahezu halbiert.
Nicht ganz so schlimm sieht der 9-Monats-Vergleich aus
Bei einem Umsatzrückgang um 1,8% hat der Konzern netto 9% weniger verdient. Das Vorsteuerergebnis schrumpfte um 9,8% auf 7,9 Mrd. € und die operative Marge von 9,4 auf 7,6%. Der Absatz zog um 1,3% auf 1,83 Mio. Fahrzeuge an. Zuwächse gab es in den wichtigsten Märkten Deutschland, USA und China, die für die Hälfte des Gesamtabsatzes stehen. Belastet haben hohe Kosten für den Abgastest WLTP, Rückstellungen für Fahrzeugrückrufe sowie Rabattaktionen.
Hinzu kamen die von China erhobenen Zölle von bis zu 40% auf Autoimporte aus den USA. Betroffen waren vor allem die in China beliebten Modelle der X-Reihe. Trotz des enttäuschenden 3. Quartals hat BMW die im September revidierten Jahresziele für die Auto-Sparte bestätigt: ein leichter (bis zu 5%) Umsatzrückgang, ein moderater (5 bis 10%) Rückgang des Vorsteuerergebnisses sowie eine operative Marge von mindestens 7%. Bisher lautete das Margenziel 8 bis 10%. Allein die Belastungen durch Zölle schätzt BMW auf 300 Mio. €.
2019 ist sogar ein Anstieg auf 500 Mio. € denkbar, wenn sich nichts ändert. Mit Sparmaßnahmen kann BMW kaum gegensteuern. Im Gegenteil: Der Konzern muss kräftig in E-Mobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung investieren, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Auch BMW kann sich dem schwierigen Marktumfeld nicht entziehen.
Unternehmensporträt
Die BMW Group gehört mit ihren Marken BMW, Mini und Rolls Royce zu den weltweit führenden Herstellern von Pkws des gehobenen Preissegments. Motorräder und Finanzdienstleistungen runden die Produktpalette ab. Der Konzern betreibt 28 Produktionsstätten in 13 Ländern sowie ein globales Vertriebsnetzwerk mit Vertretungen in über 150 Ländern.
Daimler: Nach 2 Gewinnwarnungen brachten die 9-Monats-Zahlen keine neuen Überraschungen
Bei einem Umsatz leicht über Vorjahresniveau hat Daimler ein Fünftel weniger verdient. Die operative Marge im wichtigen Pkw-Geschäft schrumpfte von 9,3 auf 7,9% und lag im 3.Quartal nur noch bei 6,3%. Mehrere Faktoren belasteten die Ergebnisentwicklung: die Umstellung auf den neuen Abgastest WLTP, die internationalen Handelsstreitigkeiten, Rabattaktionen sowie der Rückruf von 690.000 Diesel-Fahrzeugen wegen eines Software-Updates. Überzeugt hat dagegen die Lkw-Sparte, die vom Nachfrageboom in den USA profitierte.
Auch bei Nutzfahrzeugen steht Daimler vor großen Herausforderungen
Denn die neuen Vorgaben der EU zur Reduktion der CO2-Emissionen von Nutzfahrzeugen sind technisch nur schwer zu erfüllen und kosten viel Geld. Im Gesamtjahr erwartet Daimler nach wie vor ein leichtes Umsatz- und Absatzwachstum sowie einen deutlichen Rückgang des operativen Ergebnisses, also um mindestens 10%. 2017 waren es 14,3 Mrd. €. Die Dividendenhöhe hängt vom freien Cashflow ab. Der aber war nach 9 Monaten noch leicht negativ. Daimler muss also im 4. Quartal dringend seinen hohen Lagerbestand abbauen, damit genügend Geld in die Kasse fließt.
2019 steht die Aufspaltung des Konzerns in 3 rechtlich selbstständige Einheiten an: Pkw & Vans, Trucks & Busse sowie Finanz- und Mobilitätsdienste. Daimler kann dann flexibler und fokussierter die technologischen Herausforderungen der Branche bewältigen.
Wenn sich aber abzeichnet, dass Daimler seine Ziele nicht erreichen kann, droht ein weiterer Kursrutsch.
Unternehmensporträt
Daimler ist ein weltweit führender Hersteller von Premium-Personenwagen und bei Nutzfahrzeugen weltweit die Nummer 1. Geschäftsfelder sind Mercedes-Benz Cars, Daimler Trucks, Daimler Financial Services sowie Vans und Busse.
Volkswagen kann gute Zahlen präsentieren
Dieselskandal, Handelsstreitigkeiten sowie der neue Abgastest WLTP machen VW zwar zu schaffen, dennoch übertraf der Konzern mit seinen Zahlen für die ersten 9 Monate die Erwartungen des Marktes. Der Umsatz stieg um 2,7% und der Gewinn um 24,1%. Die operative Marge schrumpfte jedoch von 6,3 auf 6,2%, denn der Dieselskandal belastete nochmals mit 2,4 Mrd. €.
Umsatzzuwächse meldeten die Marken VW, Audi, Skoda, Seat und Porsche. Die Rentabilität konnte aber nur Seat verbessern.
Regional ist der Konzern nur in Asien und Lateinamerika gewachsen. In Asien stieg der Umsatz sogar um 13,3% auf 31,4 Mrd. €. Die Jahresprognose wurde bestätigt: ein Umsatzwachstum von 5% und eine operative Marge von 6 bis 7%. Der Absatz soll den Vorjahreswert von 10,7 Mio. Autos leicht übertreffen.
Auf die Herausforderungen der Zukunft scheint VW gut vorbereitet zu sein
Mit einer Nettoliquidität von 24,8 Mrd. € im Fahrzeugbereich ist der Konzern jedenfalls finanzstark genug, um die geplanten Investitionen in E-Mobilität, Digitalisierung, Mobilitätsdienste und autonomes Fahren aus eigener Kraft stemmen zu können. Zudem erhofft sich VW einen Erlös von rund 6 Mrd. € aus dem für 2019 geplanten Teilbörsengang der Lkw-Tochter TRATON mit den Marken Scania und MAN. Damit TRATON ein Erfolg wird, müssen Scania und MAN aber ihre Rivalität beenden und kooperieren. Mit der Einführung des Baukastensystems wie im Pkw-Geschäft könnte TRATON mittelfristig eine operative Marge von 9% erreichen.
VW ist auf dem Weg zu alter Stärke, hat das Vertrauen aber noch nicht vollständig zurückgewonnen.
Unternehmensporträt
Die Volkswagen-Gruppe (VW) ist mit einer Produktion von fast 10 Mio. Autos der größte Hersteller Europas. Wichtigster Absatzmarkt ist Deutschland. Zum Konzern gehören die Pkw-Marken Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Seat, Skoda, Porsche und Volkswagen sowie das Nutzfahrzeuggeschäft mit Scania und MAN. Ergänzend hierzu bietet der VW-Konzern Finanzdienstleistungen an. In 21 Ländern finden sich 60 Fertigungsstätten.