Chargepoint: Hersteller von Ladestationen für Elektroautos wagt den Sprung aufs Parkett

Was lange währt, wird endlich gut. Bereits vor über drei Jahren stellt der Hersteller von Ladesäulen für Elektroautos, Chargepoint, einen möglichen Börsengang in den Raum. Jetzt ist es endlich soweit: Der Sprung auf das Parkett steht in den Startlöchern. Wie schon bei Nikola Motor erfolgt der Börsengang über eine Fusion, in diesem Fall mit der Investmentfirma Switchback Energy Acquisition. Die Ankündigung erfolgte just nach einer gerade durchgeführten Finanzierungsrunde über 127 Millionen Dollar.
Chargepoint in der Pole-Position
Auch wenn Chargepoint hierzulande den wenigsten ein Begriff ist, unter den weltweiten Anbietern von Ladelösungen für Elektroautos ist das Unternehmen bekannt wie ein bunter Hund. Chargepoint wurde im Jahr 2007 gegründet und zählt mit 115.000 Ladepunkten zu den größten vernetzten Anbietern weltweit. Vor gut drei Jahren hat das Unternehmen den Sprung nach Europa gewagt.
Dabei betreibt Chargepoint keine eigenen Ladestationen. ChargePoint stellt die Säulen her, verkauft diese und nimmt sie in sein Netz auf, das über eine Handy-App aufgerufen werden kann. Das Unternehmen berät seine Kunden beim Aufbau und liefert gleich ein komplettes Abrechnungssystem mit. Wer mit Chargepoint kooperiert, kann dann an allen Stationen im Netzwerk laden. Unter den Investoren des Konzerns finden sich neben Daimler, Siemens und BMW aber auch der Ölmulti Chevron.
Experten rechnen mit E-Auto-Boom
Die grundlegende These hinter dem Börsengang liegt auf der Hand. Vor dem Hintergrund des zu erwartenden Absatzbooms bei Elektrofahrzeugen, werden auch immer mehr Ladestationen benötigt. Experten gehen davon aus, dass der Absatz von Elektroautos von 2019 bis 2022 auf 2,9 Millionen Fahrzeuge um 380% zulegen wird.
Börsengang durch die Hintertür
Dabei soll der Börsengang durch die Hintertür erfolgen. Chargepoint soll mit der börsennotierten Switchback Energy Acquisition Corp – einer leeren Unternehmenshülle – verschmolzen und dabei mit 2,4 Milliarden Dollar bewertet werden. Solche Börsengänge erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Sogenannte SPACs (Special Purpose Acquisition Vehicles) wie Switchback sammeln dabei selbst mit einem Börsengang Geld ein und gehen erst danach auf die Suche nach einem Unternehmen, das sie dafür kaufen könnten. Nach der Fusion ist die neue Firma – meist unter dem Namen des Übernahmekandidaten – direkt an der Börse gelistet.
Bis zu 600 Millionen Dollar Emissionserlös
Mit dem geplanten Börsengang will Chargepoint-Boss Pasqule Romano einen Erlös von 600 Millionen Dollar einfahren. Dabei soll das Geld vor allem zur Wachstumsfinanzierung verwendet werden. Das Geschäfts-, Flotten- und Privatkundengeschäft soll laut Konzernangaben damit beflügelt werden und die Reichweite in Europa und Nordamerika deutlich ausgebaut werden. Zudem sollen mit dem Erlös auch Schulden reduziert werden.
Schwarze Zahlen Fehlanzeige
Noch schreibt Chargepoint allerdings Verluste. Die Ambitionen aber sind groß. Bis 2025 soll die Anzahl der Ladestationen auf 2,5 Millionen vervielfacht werden. Schwarze Zahlen hält Firmenchef Romano ab 2022 oder 2023 für möglich. Dazu muss sich aber der Marktanteil der Elektroautos, der in den USA momentan bei 1,9% liegt, aber deutlich erhöhen.
Konkurrenz schläft nicht
Zudem müssen sich die Anleger bewusst sein, dass die Rivalen Chargepoint nicht kampflos das Feld überlassen werden. In Europa haben zuletzt Firmen wie EnBW, Innogy, Ionity und die Shell-Tochter NewMotion ihr Ladenetz erheblich ausgebaut. Wie erfolgreich die Geschäftsmodelle in Zukunft sein werden, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.