Vinfast Aktie: Kurzes Strohfeuer, eiskalter Absturz
Börsenhype um Vinfast: Der vietnamesische Hersteller von Elektroautos hat in dieser Woche sein Debüt am US-Börsenparkett gegeben – und binnen kürzester Zeit den Börsenwert von gleich zwei etablierten Branchengrößen in den Schatten gestellt.
Vinfast übertrumpft Börsenwert von Ford und GM
Die Vinfast Aktie schoss gleich am ersten Tag in die Höhe auf mehr als 37 Dollar und verhalf dem Newcomer damit zu einem Börsenwert von rund 85 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Ford brachte es parallel auf etwa 48 Milliarden, General Motors auf 46 Milliarden Dollar Börsenwert.
Weil jedoch nur ein geringer Anteil der Vinfast Aktien im freien Handel laufen, ist der Kurs recht anfällig für hohe Volatilität: So schnell der Wert ansteigt, so schnell fällt er auch wieder. Zudem war es kein klassischer Börsengang, mit dem Vinfast den Schritt ans Parkett gewagt hat.
Per SPAC ans Parkett
Stattdessen ließ sich der Tesla-Konkurrent von einer leeren, aber bereits börsennotierten Firmenhülle aufkaufen – einem sogenannten SPAC, kurz für Special Purpose Acquisition Company. Dabei wird eine Mantelfirma an die Börse gebracht, die auf der Suche nach potenziellen Übernahmekandidaten in einer spezifischen Branche ist. Wird ein solcher Kandidat identifiziert, fusionieren beide Unternehmen, wodurch der Börsengang für die übernommene Firma erleichtert wird. Sie muss weniger strikte Prüfungen durchlaufen.
Seit etwa zwei Jahren werden SPACS auch in Deutschland gehandelt. Der anfängliche Börsenhype entpuppte sich hierzulande jedoch oftmals als Flop und spielt aktuell kaum noch eine Rolle, anders als in den USA.
Produziert Vinfast bald auch in Deutschland?
Während Fahrzeuge aus dem Hause Tesla inzwischen häufiger auf Deutschlands Autobahnen zu bewundern sind und seit einiger Zeit sogar im brandenburgischen Grünheide zusammengebaut werden, ist Vinfast als Marke den meisten deutschen Autofahrern bislang eher unbekannt. Das könnte sich aber bald schon ändern – denn auch die Vietnamesen suchen derzeit nach einem Standort in Deutschland, um eine neue Produktionsstätte zu errichten.
Damit reiht sich Vinfast ein in die Riege fernöstlicher Autobauer, die nicht nur Tesla, sondern ganz nebenbei auch die alteingesessene Automobilindustrie herausfordert. Im wichtigen chinesischen Markt hat sich die Elektrifizierung bereits stärker durchgesetzt als in Europa, doch auch auf dem hiesigen Kontinent ist das Aus für Verbrennermotoren ab 2035 beschlossene Sache.
Deutsche Hersteller bei E-Mobilität abgeschlagen
Höchste Zeit also, im Bereich Elektromobilität Fuß zu fassen. Das gelingt deutschen Herstellern bislang eher schleppend. Die wenigen verfügbaren Modelle verkaufen sich nicht sonderlich gut, für das breite Massengeschäft ist man noch nicht soweit, und vor allem in China geraten deutsche Pkw zunehmend ins Hintertreffen.
Tesla ist bei den elektrisch betriebenen Fahrzeugen unangefochtener Marktführer – zumindest bislang, denn mit Herstellern wie Rivian, BYD oder nun auch Vinfast stehen fernöstliche Konkurrenten in den Startlöchern, den Rest der Welt von sich und ihren Produkten zu überzeugen.
Vinfast Aktie beweist Schwankungsanfälligkeit
Die Schwankungsanfälligkeit der Vinfast Aktie war im Laufe der ersten paar Tage am Parkett bereits eindrücklich zu beobachten. Das Papier wird seit Dienstag an der Technologiebörse Nasdaq gehandelt. Vom Ausgabepreis von 10 Dollar je Aktie schoss der Kurs nach oben, bereits der Erstkurs lag bei 22 Dollar, das Tageshoch übertraf die Schwelle von 37 Dollar.
Seitdem jedoch geht es steil bergab. Am Mittwoch konnte die Vinfast Aktie die 30-Dollar-Marke nur knapp halten, am Donnerstag rutschte der Kurs weiter bergab bis auf rund 20 Dollar. Auch am Freitag ging es weiter abwärts auf knapp unter 15,50 Dollar bis zum Nachmittag deutscher Zeit.
Bis auf Weiteres dient das Papier also eher sehr kurzfristig orientierten Spekulationsgeschäften. Für einen ernstzunehmenden Börsentitel muss das Unternehmen noch wachsen – und seine internationale Expansion erfolgreich vorantreiben.