MorphoSys stapelt 2021 tief
MorphoSys zählt 2021 bislang zu den Enttäuschungen am deutschen Aktienmarkt. Doch so schlecht wie die Kursentwicklung suggeriert, sind die Aussichten nicht.
Unternehmensportrait
MorphoSys nimmt eine führende Position in der Entwicklung sogenannter humaner Antikörper (siehe Kasten) ein. Die im Labor reproduzierten Antikörper kommen sowohl in der Forschung und Diagnostik als auch bei der Therapie von Krankheiten wie Krebs, Infektionserkrankungen, Herz- und Kreislauferkrankungen und Entzündungen zum Einsatz. Zahlreiche Pharma-Giganten wie Novartis, Pfizer und Roche zahlen MorphoSys für die Nutzung seiner Antikörper Lizenzgebühren.
Mit mehr als 100 verschiedenen Wirkstoffen in der Entwicklung und rund 40 laufenden klinischen Studien verfügt MorphoSys über eine der größten Antikörper-Pipelines der Branche. Sechs Wirkstoffe befinden sich in 13 verschiedenen Studien der 3. und letzten Phase vor der Zulassung. Die Schwerpunkte liegen dabei in Antikörpern zur Behandlung diverser Krebsarten wie Leukämie, Brustkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, multiples Myelom und Prostatakrebs.
Zulassung für Krebs-Medikament Monjuvi im Vorjahr
Einen großen Erfolg verbuchte MorphoSys im Vorjahr mit der Zulassung des Lymphdrüsenkrebs-Medikaments Monjuvi (Wirkstoff Tafasitamab). Mit seinem Kooperationspartner, dem US-Biotech-Konzern Incyte, wird MorphoSys in den nächsten Jahren versuchen, die Anwendungsgebiete auf weitere Krebsarten auszuweiten. Unter der Voraussetzung, dass diese Ausweitung gelingt, sehen Analysten das langfristige jährliche Umsatzpotenzial für Monjuvi bei mehr als einer Milliarde Euro.
2021 wird ein Übergangsjahr für MorphoSys
Erst einmal muss MorphoSys allerdings kleinere Brötchen backen. Die Umsätze mit Monjuvi sprudeln nicht so schnell wie sich manch optimistischer Anleger erhofft hatte. In Zukunft wird sich zwar der Umsatzanteil eigener Medikamente deutlich erhöhen. Aber dies braucht Zeit und ist zu Beginn auch mit höheren Ausgaben verbunden.
Zudem fehlt in diesem Jahr die hohe Einmalzahlung, die Kooperationspartner Incyte im Vorjahr für die Rechte an Monjuvi gezahlt hatte. Daher wird 2021 zu einem Übergangsjahr für MorphoSys mit deutlich niedrigeren Erlösen als im Vorjahr.
Management hat für 2021 eine sehr vorsichtige Prognose abgegeben
Die Prognose des Managements fällt sehr vorsichtig aus: Erwartet wird für 2021 lediglich ein Umsatz zwischen 150 und 200 Mio. Euro. Darin enthalten sind nur 16 Mio. Euro an Erfolgsprämien oder sonstigen Einmalzuflüssen aus Forschungsallianzen. Das ist niedriger als von Analysten erwartet und bietet einigen Spielraum für positive Überraschungen.
Bei den Anlegern kam die vorsichtige Prognose gar nicht gut an. Die MorphoSys-Aktie fiel sogar unter ihr Kursniveau vom Corona-Crash im Vorjahr.
Viel Pessimismus im Aktienkurs
Aus meiner Sicht fällt der aktuelle Kursabschlag bei MorphoSys derzeit zu hoch aus. Mit weniger als dem 7-Fachen des für nächstes Jahr prognostizierten Jahresumsatzes ist MorphoSys recht günstig bewertet. Vergleichbare US-Biotech-Unternehmen mit gut gefüllter Pipeline und starken langfristigen Wachstumsperspektiven bringen es beim sogenannten Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) in der Regel auf Bewertungen im zweistelligen Bereich.
Für langfristig orientierte Anleger mit einer gewissen Portion Risikofreude ist die MorphoSys-Aktie daher einen näheren Blick wert.