Augenheilkunde: Alcon übernimmt Ivantis für 475 Mio. Dollar

Heute Morgen gab das weltweit führende Unternehmen im Bereich der Augenheilkunde – die schweizer Alcon AG – bekannt, dass sie das US-amerikanische Startup lvantis, Inc. übernommen hat. Für das auf minimal-invasive Glaukom-(Grüner Star)-Operationen spezialisierte Startup legen die Schweizer 475 Mio. US-Dollar (USD – etwa 411 Mio. Euro) auf den Tisch.
In der Übernahmevereinbarung wurde darüber hinaus vereinbart, dass beim Erreichen bestimmter Zielgrößen weitere Zahlungen an die Besitzer von Ivantis fällig werden. Konkret ist die Rede von „bestimmten kommerziellen und regulatorischen Meilensteinen“, womit die Erreichung konkreter Umsatzziele und die Zulassung neuer Medikamente gemeint sein dürfte.
Bevor ich näher auf den Übernahme-Deal eingehen werde, möchte ich Ihnen die beiden auf Augenerkrankungen spezialisierten Unternehmen kurz vorstellen.
Alcon und Ivantis im Kurzporträt
Die im schweizerischen Freiburg (etwa 30 km südwestlich von Bern) ansässige und nach eigenen Angaben weltweit führende Unternehmen im Bereich der Augenheilkunde Alcon AG hat eine wechselvolle Unternehmensgeschichte durchlaufen.
Gegründet wurde das Unternehmen 1945 in Fort Worth/Texas von den Apothekern Robert Alexander und William Conner, aus deren Nachnamen sich auch der Name des Unternehmens ableitete. 1977 wurde Alcon vom schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé übernommen, der damit auch in das Pharmageschäft einstieg.
Zwischen 2008 und 2010 verkaufte Nestlé Alcon in mehreren Tranchen an den ebenfalls in der Schweiz beheimateten Pharmariesen Novartis für insgesamt 38,7 Mrd. USD. Nach einer Fusion mit dem Kontaktlinsenspezialist Ciba Vison wurde Alcon 2019 ausgegründet und ist seitdem an der SIX Swiss Exchange und der New York Stock Exchange gelistet.
Alcon ist in mehr als 140 Ländern vertreten und beschäftigt weltweit mehr als 23.000 Mitarbeiter. In 2020 erzielte der Konzern einen Umsatz von 6,8 Mrd. USD und ein operatives Einkommen von 789 Mio. USD.
Ivantis Inc. ist ein im Privatbesitz befindliches Unternehmen, das 2007 in Irvine/Kalifornien gegründet wurde. Kerngeschäft des Startups ist es, neue Technologien zur Behandlung von Augenkrankheiten zu entwerfen, zu entwickeln und zu vermarkten.
In insgesamt 7 Finanzierungsrunden konnte das Startup bisher 132,4 Mio. USD von insgesamt 16 Kapitalgebern einstreichen. Ivantis ist spezialisiert auf die Behandlung des grünen Stars (Glaukom). Hierfür hat das US-Unternehmen Augentropfen, Laserbehandlungen und den Hydrus Microstent, der 2018 von der FDA zugelassen wurde, entwickelt.
Der wimperngroße Hydrus Microstent wird operativ in das Auge eingesetzt und senkt den Augendruck, indem es den Fluss durch den sogenannten Schlemm’schen Kanal, den natürlichen Abflussweg des Auges, wiederherstellt.
Glaukom-Behandlung ist Wachstumsmarkt
Auch wenn es sich ein wenig makaber anhört, aber die weltweite Nachfrage nach wirksamen Glaukom-Behandlungsmethoden ist groß. Dabei ist der von Ivantis entwickelte und zugelassene Hydrus Microstent, der bereits mehr als 85.000 implantiert wurde, eine wichtige Technologie zur Bekämpfung des grünen Stars.
Dies betont auch der Alcon-Chef (CEO) David Endicott in einem Statement zur Ivantis-Übernahme: „Das Glaukom ist nach dem Grauen Star die zweithäufigste Erblindungsursache, von der weltweit mehr als 75 Millionen Menschen betroffen sind, und es besteht ein erheblicher ungedeckter Patientenbedarf. Diese Transaktion wird es uns ermöglichen, unser Glaukom-Portfolio weltweit um ein einzigartig wirksames Produkt zu erweitern.“
So reagierten die Investoren
Der Kurs der Alcon-Aktie startete heute Morgen an der Schweizer Börse SIX mit leichten Gewinnen in den Börsentag, verlor diese aber bis zum Mittag wieder. Die Investoren scheinen von der Übernahme des relativ kleinen US-Startups nicht zu größeren Käufen motiviert worden zu sein.
Wie es weitergeht
Die Transaktion wird laut Alcon voraussichtlich im ersten Quartal 2022 abgeschlossen werden. Vorher müssen jedoch noch die üblichen Abschlussbedingungen erfüllt und die behördlichen Genehmigungen eingeholt werden.