Die Aktie von Eckert & Zieger hat Erholungspotenzial
Im ersten Halbjahr hat es viele Aktien hart getroffen. Falls Sie zu den langfristig orientierten Anlegern gehören, lohnt sich ein Blick auf die größten Verlierer. Zwar sind bei einigen Werten die Verluste durchaus zum großen Teil berechtigt. Bei anderen lässt sich aber ein Schnäppchen machen – einen Kandidaten dafür möchte ich Ihnen heute vorstellen.
Unternehmensportrait
Das Berliner Medizintechnikunternehmen zählt zu den weltweit größten Herstellern von radioaktiven Komponenten für medizinische, wissenschaftliche und messtechnische Zwecke. Eckert & Ziegler konzentriert sich auf Anwendungen in der Krebstherapie, der nuklearmedizinischen Diagnostik und der industriellen Radiometrie. Neben den radioaktiven Komponenten umfasst das Produktportfolio auch Analyse- und Bestrahlungsgeräte. Der Konzern besitzt Produktionsstätten in Europa, Nordamerika und Asien.
Zielgenaue Krebsbekämpfung bei geringen Nebenwirkungen
Die radioaktiven Isotope und die Analyse- und Bestrahlungsgeräte von Eckert & Ziegler sind sowohl in der Medizin als auch in der Industrie gefragt. Was das Unternehmen aber besonders interessant macht, sind die sogenannten Theranostika. Die Theranostik, die Kombination aus Therapie und Diagnostik, bezieht sich auf Wirkstoffe, die sowohl zur Identifizierung als auch zur Behandlung von Tumoren zum Einsatz kommen. Damit hat das Unternehmen den Kampf gegen den Krebs in einigen Bereich signifikant verbessert.
Beispielsweise bei der Behandlung von Prostatakrebs mittels der sogenannten Brachytherapie. Dabei handelt es sich um ein organerhaltendes, minimalinvasives Bestrahlungsverfahren, bei dem unter Schonung des umliegenden Gewebes millimeterkleine, schwach radioaktive Metallstifte („Seeds“) in die Prostata eingebracht werden. Diese geben beständig Strahlen in einem kleinen Bereich ab.
Dies führt dazu, dass über die Dauer der Behandlung (rund ein Jahr) insgesamt 2- bis 4-Mal so viel Strahlung in den gewünschten Bereich abgegeben wird als bei einer Außenbestrahlung. Aber dies geschieht aufgrund der zeitlichen Verteilung wesentlich schonender. Und im Gegensatz zur Außenbestrahlung wird das umliegende Gewebe nicht mit bestrahlt. Daher weist die Brachytherapie häufig ein für den Patienten vorteilhafteres Nebenwirkungsprofil auf. In vielen Fällen erspart diese Behandlung die chirurgische Entfernung der Prostata.
Seit dem Vorjahr erstatten die deutschen gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Brachytherapie (auch als Seed-Implantation bezeichnet) auch bei ambulanter Behandlung. Eckert & Ziegler ist Marktführer für Seeds in Europa. Ein potenziell sehr großer Markt: Allein in Europa gibt es laut Unternehmensangaben jährlich rund 470.000 Prostatakrebs-Neuerkrankungen.
Kursentwicklung: Auf Übertreibung nach oben folgt Übertreibung nach unten
Die Aktie von Eckert & Ziegler zählte lange Zeit zu den stärksten Werten des Börsenjahres 2021. Von Januar bis September 2021 verdreifachte sich der Aktienkurs. Seit Herbst 2021 bröckeln die Kurse.
Wie so oft an der Börse folgte auf die Übertreibung in die eine Richtung eine Übertreibung in die andere Richtung. Die Aktie stürzte von über 130 bis auf 30 Euro ab. Seitdem klettert der Kurs wieder nach oben, aktuell notiert er bei rund 45 Euro.
Analysten erwarten für Eckert & Ziegler eine deutliche Wachstumsbeschleunigung in den nächsten Jahren. Innerhalb von zwei Jahren soll der Umsatz – dank zunehmender Nachfrage aus dem Medizinbereich – von 180 Mio. auf rund 280 Mio. Euro steigen. Für Langfristanleger ist die Aktie daher auf jeden Fall einen näheren Blick wert.