Edwards Lifesciences-Aktie kein Schnäppchen

Sind Sie in dieser turbulenten Börsenzeit auf der Suche nach Aktien mit höherer Krisenresistenz? Dann lohnt sich für Sie ein Blick auf die Medizintechnikbranche. Auch wenn die Corona-Pandemie zwischenzeitlich für OP-Verschiebungen sorgte, bietet Ihnen die Branche in aller Regel gut planbare Geschäftsaussichten – unabhängig von der konjunkturellen Lage.
Allerdings ist es auch hier wichtig, sich die Einzeltitel genauer anzusehen. Bei Edwards Lifesciences haben sich die Wachstumsperspektiven zuletzt – etwas überraschend – verschlechtert.
Kurzportrait
Der US-Medizintechnikkonzern Edwards Lifesciences zählt mit einem Jahresumsatz von über 5 Mrd. US-Dollar zu den Marktführen in den Bereichen Herzklappen und Kreislauf-Monitoring. Vor allem bei den lebensrettenden Herzklappen hat der medizinische Fortschritt zuletzt – dank Edwards Lifesciences – einen großen Sprung nach vorn gemacht.
Neue Herzklappe mit überlegenen Eigenschaften
Edwards Lifesciences hat mit seiner innovativen Herzklappe SAPIEN 3 eine Art „Wunderwaffe“ der Herzmedizin entwickelt. Diese kann dem Patienten mit einem winzigen Schnitt in der Leistengegend („minimal-invasive“-OP-Methode) über einen Katheter eingeführt werden, statt wie bisher mittels Knochensäge den Brustkorb zu öffnen und den Patienten an eine Herz-Lungen-Maschine anzuschließen. Auf diese Weise können auch sogenannte Hochrisiko-Patienten die lebensrettende Herzklappe erhalten, bei denen eine Operation am offenen Herzen nicht möglich ist.
Das ist aber noch nicht alles: Wie klinische Studien belegen, rettet die SAPIEN 3-Herzklappe nicht nur die Leben der Hochrisikopatienten, sie senkt auch die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls. Hinzu kommt: Im Vergleich zu Operationen am offenen Herzen, bei denen die Patienten eine erheblich längere Erholungsphase brauchen, senkt SAPIEN 3 die Therapie- und Krankenhausaufenthaltskosten beträchtlich.
Enttäuschende Zahlen und Prognosen
Nachdem Edwards Lifesciences sonst zuverlässig Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich vermelden kann, enttäuschten die Ergebnisse für das zweite Quartal. Mit 1,37 Mrd. US-Dollar lag der Umsatz minimal unter dem Vorjahreszeitraum (1,38 Mrd. US-Dollar). Beim Gewinn musste das Unternehmen sogar einen Rückgang von 78 Cent auf 65 Cent pro Aktie hinnehmen.
Zudem wurden die Prognosen für das Gesamtjahr sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn abgesenkt. So etwas hören die Anleger natürlich gar nicht gerne.
Aktie immer noch recht ambitioniert bewertet
Die schlechten Zahlen und der schwache Gesamtmarkt haben die Aktie von Edwards Lifesciences wieder in die Nähe ihres Jahrestiefs gedrückt. Ein Schnäppchen ist der Wert damit allerdings noch lange nicht.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt auf Basis der 2022er-Prognosen bei 34 und das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) bei 11. Im Gegenzug erhalten Anleger ein krisensicheres Geschäftsmodell und eine starke Marktposition.
Auf dem aktuellen Niveau drängt sich für mich ein Investment in die Edwards-Aktie nicht auf. Aber um höhere Kurse zu rechtfertigen, muss das Unternehmen seinen Wachstumskurs bald wieder aufnehmen. Das halte ich zwar für wahrscheinlich, doch aktuell gibt es einfach zu viele andere Unternehmen mit günstigeren Bewertungen und/oder besseren Wachstumsperspektiven.