Ergomed-Aktie nach Übernahmeangebot mit Kurssprung

Das Deal-Karussell dreht sich munter weiter. Immer öfter greifen auch Finanzinvestoren zu und nehmen Firmen von der Börse. Gerade hat der britische Private-Equity-Konzern Permira eine Vereinbarung über den Kauf von Ergomed über 888,1 Millionen Dollar abgeschlossen. Die Anleger freuen sich. Die Papiere von Ergomed schossen um 28% bis auf 1.350 Pence in die Höhe. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren war die Aktie noch für unter 170 Pence zu haben.
Anleger erhalten zwei unterschiedliche Angebote
Permira legt für Ergomed 703 Millionen Pfund beziehungsweise 888,1 Millionen Dollar auf den Tisch. Im Rahmen der Transaktion erhalten die Anleger zwei Offerten. Konkret bietet Permira je Ergomed-Aktie 1.350 Britische Pence, was einen Aufschlag von etwa 28% auf den Schlusskurs vom vergangenen Freitag bedeutet.
Das Private-Equity-Unternehmen hat zudem noch ein alternatives Angebot unterbreitet, das 451 Pence pro Aktie in bar und den Rest in nicht börsennotierten Wertpapieren verspricht. Der Vorstand von Ergomed hat jedoch davon abgesehen, bislang Empfehlungen für das alternative Angebot abzugeben.
Übernahme beendet Jahrzehnt an der Börse
Die Übernahme erfolgt fast ein Jahrzehnt nach dem Börsendubet von Ergomed. Ergomed ist auf die Entwicklung und das Management klinischer Studien spezialisiert und hat Kunden in über 100 Ländern.
Ergomed verfolgte traditionell eine zweigleisige Geschäftsstrategie: Einerseits agierte es als Auftragsforschungsinstitut (CRO), das anderen Arzneimittelentwicklern auf Honorarbasis Dienstleistungen in den Bereichen Arzneimittelentwicklung und Pharmakovigilanz (PV) anbot, und andererseits fungierte es als Co-Entwicklungspartner für bestimmte Projekte, wobei die Kosten mit anderen Arzneimittelentwicklern geteilt wurden. Der letztgenannte Teil des Geschäfts wurde jedoch 2018 eingestellt, und Ergomed konzentrierte sich nun auf die anderen Segmente, die sich als profitabler erwiesen.
Starker Fokus auf der Krebsforschung
Dabei liegt der Fokus auf der Onkologie, wo Ergomed nach eigenen Angaben über 450 Studien durchgeführt hat. Das Spektrum reicht von Brustkrebs bis zu Lymphomen. Das Unternehmen betreibt auch eine Tochtergesellschaft namens PrimeVigilance, die ihren Kunden die Überwachung nach der Markteinführung anbietet.
Permira als finanzstarker Partner
Das Unternehmen wird Permiras Portfolio von Medizinunternehmen wie Neurapharm und Cambrex ergänzen. Permira erklärte, dass man sich für Ergomed entschieden habe, weil das Unternehmen eine „differenzierte Plattform“ in der Kategorie Pharma-Outsourcing darstelle und in „wachsenden Märkten tätig sei, die vom Rückenwind der zunehmenden Komplexität, der regulatorischen Anforderungen und der Outsourcing-Raten profitieren“.
Die Private-Equity-Gruppe erklärte zudem, dass Ergomed sein Potenzial als private Gruppe leichter ausschöpfen könne, und versprach, die nächste Wachstumsphase des Unternehmens mit Investitionen in seine technologischen und kommerziellen Fähigkeiten und möglicherweise „transformativen“ Fusionen und Übernahmen zu unterstützen.
Ergomed – Wachstum durch Übernahmen
Die Permira-Offerte erfolgt, nachdem Ergomed in den letzten Jahren selbst gezielt mit Übernahmen gewachsen ist. Erst im letzten Jahr hatten sich die Briten mit der 26 Millionen Pfund teuren Übernahme des Beratungsunternehmens für regulatorische Angelegenheiten ADAMAS verstärkt.
Im ersten Halbjahr erzielte Ergomed ein Umsatzplus von 10% auf 76,7 Millionen Pfund. Zum Halbjahr war das Unternehmen schuldenfrei und verfügte über einen Barmittelbestand von 26 Millionen Pfund. Analysten von Edison rechnen damit, dass sich die Einnahmen des Unternehmens bis zum Ende des Jahrzehnts auf 390 Millionen Pfund belaufen könnten.
Derweil scheint das Angebot auf Gegenliebe zu stoßen. Laut Ergomed wird die Offerte bisher von seinem Vorstandsvorsitzenden und Gründer Reljanovic, der 18% des bestehenden Aktienkapitals von Ergomed repräsentiert, sowie von Amanti Global Investors Ltd. unterstützt wird. Beide Parteien halten gemeinsam ein Fünftel des ausgegebenen Aktienkapitals.