Tui, Lufthansa, Ryanair: Reiseaktien im Tiefenrausch

Wer in diesem Sommer einen Urlaub in der Mittelmeerregion gebucht hat, wird sich wohl häufiger im klimatisierten Hotelzimmer als unter freiem Himmel aufgehalten haben. Eine Hitzewelle jagt die nächste, immer wieder sorgten Temperaturen von 40 Grad und mehr für Schlagzeilen.
Albtraum statt Traumurlaub: Mittelmeerregion im Ausnahmezustand
Touristenattraktionen wie die Akropolis in Athen blieben wegen der anhaltenden Hitze zeitweise für Besucher geschlossen – man wollte keinen Kreislaufkollaps bei den Touristen riskieren. Trauriger Höhepunkt ist seit einigen Tagen die griechische Ferieninsel Rhodos, die Jahr für Jahr Touristenscharen aus aller Welt anzieht. Dort wüten seit Tagen massive Waldbrände, die zuletzt kaum unter Kontrolle zu bringen waren.
Zigtausende Anwohner und Touristen waren direkt betroffen, etliche mussten ihre Häuser verlassen. Einige voll ausgebuchte Hotels wurden vorsorglich evakuiert, die Gäste provisorisch in Sammelunterkünften wie Turnhallen untergebracht – Albtraum statt Traumurlaub.
Tui bringt keine weiteren Touristen nach Rhodos
Europas größter Reiseveranstalter Tui hat daraufhin die Reißleine gezogen und entschieden, für einige Tage keine weiteren Urlauber nach Rhodos zu fliegen. Die Tui-Maschinen, die die Insel zuletzt ansteuerten, flogen mit leeren Kabinen und sollten lediglich Touristen in ihre Heimatländer zurückbringen.
Wer eine Pauschalreise gebucht hat, ist gegenüber Individualreisenden in dieser Situation klar im Vorteil: Pauschalurlauber können dem Reiseveranstalter gegenüber Rechte geltend machen. Tui und andere Anbieter sind verpflichtet, die Pauschaltouristen auszufliegen oder auch die Versorgung vor Ort sicherzustellen. Wer im Voraus eine Reise nach Rhodos für diese Woche gebucht hat, kann in den meisten Fällen kostenfrei umbuchen oder stornieren. Individualreisende bleiben häufig auf den Kosten sitzen.
Tui Aktien geben zum Wochenauftakt nach
Weil aber allein von Tui mehrere Tausend Touristen von den Waldbränden auf Rhodos betroffen sind und nun zum Teil vorzeitig abreisen möchten, fürchten Anleger finanzielle Nachteile für den in Hannover ansässigen Reiseveranstalter. Zwar boomt der Tourismus in diesem Sommer, nach Jahren der pandemiebedingten Flaute zieht es die Menschen wieder ans Meer, doch der Hitzedom über dem Mittelmeer und die jetzigen Waldbrände dämpfen die Euphorie – auch am Parkett.
Die Tui Aktie rutschte zum Wochenauftakt um 3,7 Prozent ins Minus, und auch andere Reiseaktien wurden abgestraft. Die Lufthansa Aktie konnte ihren Sinkflug immerhin im späteren Handelsverlauf eindämmen und ging nur 0,3 Prozent leichter aus dem Handel. Vorausgegangen war der Quartalsbericht des irischen Billigfliegers Ryanair, der – anders als viele andere – die Insel Rhodos planmäßig weiterhin ansteuert.
Ryanair: Starke Q1-Bilanz durch Ausblick eingetrübt
Der Zeitraum von April bis Ende Juni – in der Ryanair-Zählweise das 1. Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 – kann sich sehen lassen: Unterm Strich lag der Gewinn bei 663 Millionen Euro und damit über den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum hatte Ryanair lediglich 188 Millionen Euro Gewinn ausgewiesen.
Beim Umsatz verbucht Ryanair ein Plus von 40 Prozent auf 3,65 Milliarden Euro. Die Kapazitätsauslastung der Maschinen – vorwiegend Ferienflieger auf europäischen Strecken – stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal von 92 auf 95 Prozent. Mit gut 50 Millionen Passagieren beförderte Ryanair in seinem Auftaktquartal rund 11 Prozent mehr Fluggäste als im Vergleichszeitraum.
Ryanair und Easyjet: Aktien von Billigfliegern im Sturzflug
Dass die Ryanair Aktie am Ende dennoch um gut 6 Prozentpunkte nachgab, lag wohl vor allem am gedämpften Ausblick: Anstelle der ursprünglich angepeilten 185 Millionen Fluggäste im gesamten Geschäftsjahr rechnet der Vorstand nun lediglich mit einer Steigerung auf 183,5 Millionen Passagiere.
Auch Papiere des direkten Konkurrenten Easyjet gerieten mit in den Abwärtsstrudel und gingen am Montag 5,2 Prozent tiefer aus dem Handel.