Bechtle-Aktie zieht nach vorläufigen Zahlen deutlich an
Seit dem Jahreswechsel tun sich Technologieaktien schwer. Auch die Papiere des IT-Dienstleisters Bechtle liegen mit einem Kursrückgang von rund einem Drittel deutlich im Minus. Allerdings gab der Aktienkurs jüngst wieder ein Lebenszeichen von sich. Nach Präsentation der vorläufigen Geschäftszahlen sprang der Kurs am Montag spürbar um 5% an. Trotz Lieferengpässen konnte das Unternehmen die Erwartungen der Analysten übertreffen.
Bechtle – Ein großer Spieler im IT-Geschäft
Bevor ich auf die aktuelle Geschäftsentwicklung eingehe, möchte ich Ihnen den IT-Dienstleister aus Neckarsulm näher vorstellen: Bechtle ist nämlich das größte unabhängige IT-Systemhaus in Deutschland. Dabei umfasst das operative Geschäft des Unternehmens 2 Segmente:
Im Bereich „IT-Systemhaus“ unterstützt Bechtle seine Kunden bei der Planung, dem Aufbau und Betrieb ihrer IT-Infrastruktur. Im Geschäftsbereich „IT-ECommerce“ vertreibt Bechtle ca. 44.000 Produkte für Computer in zahlreichen europäischen Ländern über die eigenen 2 Online-Marken „Bechtle direkt „ und „ARP Datacon“.
Hohe Wettbewerbs-Qualität
Mit seinem Geschäftsmodell, der Verbindung von IT-Dienstleistungen und dem Direktvertrieb von IT-Produkten hat sich Bechtle einen bedeutenden Marktanteil erobert. Vor allem auch durch Akquisitionen etablierter Firmen konnte sich Bechtle zudem im Bereich spezialisierter IT-Lösungen, wie z. B. CAD, Navision oder SharePoint, positionieren. Mit mehr als 60 Systemhäusern in Deutschland, der Schweiz und Österreich ist der Konzern stets in räumlicher Nähe zu seinen mehr als 55.000 Kunden.
Fallende Preise für IT-Hardware begrenzen zwar die Marktqualität, drängen jedoch kleinere Wettbewerber aus dem Markt. Als aktiver Marktkonsolidierer beschleunigt Bechtle diesen Prozess.
Langfristig beeindruckende Geschäftsentwicklung
Mit seiner Positionierung und seinen Zukäufen erzielte der IT-Spezialist in den letzten Jahren kräftige Zuwachsraten. Immerhin verbesserte sich der Umsatz von 2,62 Milliarden Euro in 2011 auf 5,99 Milliarden Euro in 2021. Auch wenn der Umsatz leicht unter dem 2020er Niveau lag (6,14 Milliarden Euro), beim Gewinn konnte Bechtle eine Bestmarke erreichen. Unter dem Strich blieb in 2021 ein Nettogewinn von 262 Millionen Euro hängen.
Das ist nicht nur deutlich mehr als im Zehnjahresvergleich (83 Millionen Euro in 2011), sondern lag auch höher als im Vorjahr (234 Millionen Euro). Die Nettogewinnmarge erreichte mit 4,36% das höchste Niveau der Firmengeschichte.
Bechtle steckt weltweite Lieferengpässe weg
Im gerade abgelaufenen zweiten Quartal zeigte sich Bechtle erstaunlich robust. Der Umsatz kletterte auf 1,4 Milliarden Euro – ein Plus von 13% zum Vorjahresquartal. Schon im ersten Quartal hatte das Unternehmen vor allem von einer starken Entwicklung im Onlineshop, in dem das Unternehmen IT-Hardware verkauft, profitiert. Das scheint sich nun fortzusetzen. Bemerkenswert ist das Umsatzplus vor allem, weil auch Bechtle mit den weltweiten Lieferengpässen konfrontiert ist.
Analystenerwartungen beim Gewinn übertroffen
Auch bei der Gewinnentwicklung konnte der IT-Dienstleister aus Neckarsulm positiv überraschen. Die Vorsteuermarge lag bei über 6%. Am Ende stieg der Vorsteuergewinn um 8% auf 88 Millionen Euro, was über den Konsensschätzungen der Analysten lag. Das komplette Zahlenwerk wird Bechtle zwar erst am 11. August präsentieren, die Anleger zeigen sich aber bereits von den Eckdaten überzeugt. Bislang kann der Konzern das schwierige Marktumfeld sehr gut meistern. Das macht den Investoren Mut, wie die anziehenden Kurse deutlich zeigen.