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Blue Prism-Aktie: Bieterwettkampf um britischen Softwarespezialisten geht in die nächste Runde

Blue Prism-Aktie: Bieterwettkampf um britischen Softwarespezialisten geht in die nächste Runde
SergeyP / Shutterstock.com
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Es ist ein Übernahmekrimi, wie er im Buche steht. Im September wollte die Private-Equity-Gesellschaft Vista Equity Partners den britischen Spezialist für Prozessautomatisierung Blue Prism für 1,5 Milliarden Dollar schlucken. Das Management von Blue Prism unterstützte die Offerte bis der US-Softwarekonzern SS&C Technologies Holding mit einem höheren Konkurrenzangebot dazwischen grätschte. Doch damit war noch lange nicht Schluss.

Wettbieten geht in die Verlängerung

Hinter SS&C steckt ein US-Konzern, der sich auf Softwareprodukte für die Finanzdienstleistungs- und Gesundheitsbranche fokussiert hat. Die Produkte ermöglichen es den Kunden, komplexe Geschäftsprozesse zu automatisieren.

Der Softwarekonzern SS&C bot 1.200 Pence pro Aktie in bar (vs. 1.125 Pence je Aktie von Vista Equity). Doch es dauerte nicht lange, da erhöhte der Finanzinvestor Vista Equity Partners sein Angebot auf 1.250 Pence pro Anteilschein. Eigentlich wähnte sich der Interessent schon als der Sieger, hatte aber die Rechnung ohne den Rivalen SS&C Technologies gemacht.

US-Softwarekonzern kommt mit nochmals erhöhtem Angebot zum Zug

Jetzt hat SS&C Technologies nochmals seine eigene Offerte auf 1.275 Pence je Aktie erhöht und kommt damit offenbar zum Zug. Nach Angaben von Blue Prism wird der Vorstand den Aktionären empfehlen, das jüngste Barangebot anzunehmen.

Durch den Zusammenschluss „erhalten wir Zugang zu erheblichen Kapitalressourcen und Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Zugang zu den umfangreichen 18.000 Kunden von SS&C“, so Jason Kingdon, der Vorstand von Blue Prism.

Dabei soll der Hauptsitz von Blue Prism in Großbritannien als Zentrum für die Automatisierung von Roboterprozessen offenbar beibehalten werden.

Prozessautomatisierung: Ein Markt mit hohen Wachstumsraten

Robotic Process Automation (RPA) ist ein Ansatz zur Prozessautomatisierung, bei dem manuelle Tätigkeiten durch Softwareroboter erlernt und automatisiert ausgeführt werden. Dabei bilden Softwareroboter die Eingaben eines Anwenders auf einer bestehenden Benutzeroberfläche nach. Durch das Nachahmen von Benutzereingaben entfällt das aufwendige Programmieren einer Anwendungsschnittstelle.

Gerade bei operativen Prozessen mit sich wiederholenden Verarbeitungsschritten kann RPA seine Stärken ausspielen, wie z. B. die Automatisierung von 35% der Backoffice-Prozesse bei Telefonica. Durch den vergleichsweise niedrigen Implementierungsaufwand verbunden mit einem hohen Automatisierungspotenzial ist in der Praxis (z. B. Banken, Telekommunikation, Energieversorgung) ein hohes Interesse an RPA vorhanden.

Der Markt wird derzeit von den drei führenden Anbieter UiPath, Automation Anywhere und Blue Prism beherrscht. Laut Forrester wird der Markt für RPA-Software im Jahr 2021 einen Wert von 2,9 Milliarden Dollar haben, gegenüber 125 Millionen Dollar im Jahr 2016.

Blue Prism: Der Pionier und Marktführer

Blue Prism aus Warrington in Großbritannien gilt als einer der Pioniere der Prozessautomatisierung.  Das erste Produkt kam bereits im Jahr 2003 auf den Markt, der Börsengang erfolgte im Jahr 2016. Inzwischen kommen die digitalen Arbeiter des Konzerns in zahlreichen Gebieten, wie zum Beispiel der Erstellung von Gehaltsabrechnungen, Verbuchung von einfachen Finanztransaktionen oder Kontrollaufgaben im Bereich Compliance zum Einsatz. Auch im Bereich Analytik und Berichterstattung bietet Blue Prism Lösungen an.

Aktuell zählt das Unternehmen 2031 Kunden aus über 70 Industrien und 170 Ländern, die die Dienste von Blue Prism in Anspruch nehmen. Dabei zahlen die Top 50 Kunden im Schnitt etwa 1,3 Millionen Pfund pro Jahr. Bekannte Kunden sind besonders Coca Cola, Google, Microsoft, Credit Suisse, SAP, Siemens, Salesforce, Amazon, Salesforce oder auch ServiceNow und Oracle.

Aktienkurs steigt über den Angebotspreis

Die Aktionäre freut die jüngste Entwicklung. Der Blue Prism-Aktienkurs kletterte der gestern auf 1.327 Pence je Aktie und lag damit sogar oberhalb der gerade erhöhten Übernahmeofferte. Scheinbar glauben einige Anleger, dass das letzte Wort im Übernahmekampf noch nicht gesprochen ist.