Elektronik-Unternehmen: Weltweit gute Aussichten – wenn die Konjunktur mitspielt

Die Pandemie hat einen großen Teil ihres Schreckens verloren, zumindest was die Konjunkturdaten angeht.
Da die Elektronik-Branche besonders zyklisch ist, gelten die Entwicklungen von Branchengrößen wie ABB, Hitachi oder Siemens als wichtige Gradmesser für die zukünftige Entwicklung. Gleichzeitig stehen diese Werte stellvertretend für die Entwicklungen in den USA, in Japan und Deutschland. Bei allen drei Unternehmen befinden sich die Auftragsbestände auf einem sehr hohen Niveau.
Die Wirtschaft stellt sich auf ein starkes Jahr 2022 ein. Die wichtigen Nachholeffekte, die bereits für das Jahr 2021 erwartet wurden, werden jetzt verzögert eintreten. Nachdem die pandemiebedingten Beschränkungen der Wirtschaft überwiegend aufgehoben wurden, kam es zu einer Überlastung der logistischen Infrastruktur. Betroffen waren vor allem Industriehäfen und der Frachtverkehr. Die Frachtpreise nahmen teils absurde Höhen an, was sich negativ auf die Nachfrage auswirkte. Dazu kamen steigende Rohstoffpreise und ein Mangel an Vorprodukten. Das gilt nicht nur für die Chips und Halbleiter, die medial intensiv diskutiert wurden, sondern auch für Plastikstoffe, Verbundmittel und Metalle.
Gepaart mit der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken kam es zu einer Inflationsrate bei industriellen Vorprodukten von 12%. Das ist der höchste Wert seit dem Ölpreisschock in den Jahren 1973 und 1974. Für die Elektronik- Branche sind solche Daten wichtig, denn diese Unternehmen stellen genau diese Produkte her, sind gleichzeitig aber ihrerseits auf Rohstoffe angewiesen.
Es wird nicht nur elektrisch, sondern digital
In einem solchen herausfordernden Marktumfeld zeigt sich, wer strategisch planen kann, Logistik beherrscht und sein Geschäftsmodell digital vorangebracht hat. So überzeugte uns Hitachi mit starken Zahlen und einem angepassten Geschäftsmodell. Dabei sollen Software- und Service-Dienstleistungen eine tragende Rolle spielen. Das liefert nicht nur neue Wachstumsimpulse, sondern verbessert gleichzeitig die operativen Margen. Einen ähnlichen Weg wird Siemens gehen. Nach den radikalen Restrukturierungsmaßnahmen liegt der strategische Fokus jetzt klar auf der digitalen Industrie und den intelligenten Technologien. Etwas enttäuscht bin ich dagegen von Sony. Die PlayStation 5 kämpft immer noch mit Lieferproblemen und verpasste damit ihr zweites Weihnachtsgeschäft. Dafür setzen die Japaner künftig auf die Produktion eines eigenen Elektro-Autos. Ich bin skeptisch.
Foto-Industrie geht neue Wege
Fotografie-Unternehmen wie Agfa-Gevaert, Canon, aber auch Olympus mussten sich neu erfinden. Smartphones und Tablets haben den Digitalkameras den Rang abgelaufen und das traditionelle Geschäft mit der Fotografie strukturell verändert. Canon hat beschlossen, die Produktion seiner Spiegelreflex-Kameras nach 161 Jahren einzustellen. Wettbewerber werden folgen.
Die Konzerne gehen neue Wege. Während Olympus und Agfa stärker auf die Medizintechnik und das Gesundheitsgeschäft setzen, entwickelt Canon sein Geschäft mit Büro-Lösungen weiter.