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Hypoport-Vorstand vergrault Anleger mit gekappter Prognose

Inhaltsverzeichnis

Die Corona-Kursdelle war bei der Hypoport-Aktie schnell ausgebügelt. Seit dem Tief hatte sich der Kurs auf knapp über 600 Euro mehr als verdreifacht. Begleitet wurde die rasante Kursrally von starken Geschäftszahlen und einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld, dass die Nachfrage nach Immobilien regelrecht befeuert hat. Damit ist nun Schluss: Die deutlich verteuerten Finanzierungskosten wirken wie Sand im Getriebe des Berliner Immobilienkonzerns. Entsprechend zurückhaltend zeigt sich das Management des Konzerns und hat gerade die Jahresziele kräftig zurechtgestutzt.

Die Reaktion der Anleger fiel drastisch aus. Am vergangenen Freitag rauschten die Papiere um 40% in den Keller und notierten zeitweilig nur noch bei 76 Euro. Auch wenn sich die Papiere zum Wochenstart wieder leicht erholten, die alten Rekordhochs liegen in weiter Ferne.

Hypoport im Portrait

Die Hypoport-Gruppe mit ihren rund 2000 Mitarbeitern ist ein Netzwerk von Technologieunternehmen für die Kredit- & Immobilien- sowie Versicherungswirtschaft. Sie gruppiert sich in vier Segmente: Kreditplattform, Privatkunden, Immobilienplattform und Versicherungsplattform.

Das Segment Kreditplattform betreibt mit dem internetbasierten B2B-Kreditmarktplatz EUROPACE die größte deutsche Plattform für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite. Ein vollintegriertes System vernetzt ca. 700 Partner aus den Bereichen Banken, Versicherungen und Finanzvertriebe.

Das Segment Privatkunden vereint mit dem internetbasierten und ungebundenen Finanzvertrieb Dr. Klein Privatkunden AG und dem Verbraucherportal Vergleich.de alle Geschäftsmodelle, die sich mit der Beratung zu Immobilienfinanzierungen, Versicherungen oder Vorsorgeprodukten direkt an Verbraucher richten.

Das Segment Immobilienplattform bündelt alle immobilienbezogenen Aktivitäten der Hypoport-Gruppe außerhalb der privaten Finanzierung mit dem Ziel der Digitalisierung von Finanzierung, Verwaltung, Vermarktung und Bewertung von Immobilien. Das Segment Versicherungsplattform betreibt mit SMART INSUR eine internetbasierte B2B-Plattform zur Beratung, zum Tarifvergleich und zur Verwaltung von Versicherungspolicen.

Nachfrageschwäche bei Immobilienfinanzierung schlägt ins Kontor

Jahrelang segelte Hypoport auf einer Erfolgswelle. Von 2011 bis 2021 vervielfachten sich die Umsätze von 111,5 auf 504,3 Millionen Dollar. Das Nettoergebnis zog ebenfalls kräftig um 595% auf 34,1 Millionen Euro an. Doch inzwischen macht sich bei dem Finanzdienstleister die schwache Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen auf seiner Plattform negativ bemerkbar. Da derzeit nicht absehbar ist, wann der Cocktail aus steigenden Zinsen, hoher Inflation und wachsender makroökonomischer Risiken verdaut ist, schraubt das Hypoport-Management nun seine Jahresziele zurück.

Jahresziele werden deutlich verfehlt

Die derzeitige Jahresprognose werde deutlich verfehlt, so das Hypoport-Management am Freitag. Was das genau bedeutet, ist ungewiss. Ärgerlich ist es auf jeden Fall. Denn noch Anfang August hatte Hypoport trotz des deutlichen Zinsanstiegs bei Immobilienkrediten an seinen Jahreszielen festgehalten und für 2022 einen Umsatz von 500 bis 540 Millionen Euro und einen operativen Gewinn (Ebit) von 51 bis 58 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Der Vorstand hat nun als Reaktion jetzt Maßnahmen eingeleitet, um das Kostenniveau an das aktuelle Marktumfeld anzupassen.

Harte Zeiten für die Immobilienbranche – weitere Schleifspuren zu erwarten

Ganz unerwartet dürfte für die Anleger die aktuelle Entwicklung aber nicht kommen. Negative Vorzeichen gab es zuletzt genug. Laut der Bundesbank war der deutsche Hypothekenmarkt im Juli auf Jahressicht um 16% rückläufig (Anm.: der größte Rückgang seit 2017) und das dürfte erst der Anfang sein. Da die Zinsen deutlich angesprungen sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Immobilienpreise stärker unter Druck kommen. Die aktuelle Entwicklung trifft vor allem auch die Bauträger und Projektentwickler. Das zeigen die jüngsten Zahlen: Die deutschen Bauunternehmen sind mit einem Auftragsminus in die zweite Jahreshälfte gestartet (-5,8% im Juli).

Fazit: Die Boomzeiten am Immobilienmarkt haben in Deutschland ihren Zenit überschritten. Stark gestiegene Baupreise, deutlich höhere Finanzierungskosten und makroökonomische Unsicherheiten sorgen dafür, dass sich die Situation so schnell auch nicht verbessern dürfte. Entsprechend schwankungsstark bleibt die Anlage in Immobilienaktien beziehungsweise in Papiere des Finanzunternehmens Hypoport. Die gekappte Prognose hat die Aktie des ehemaligen Anlegerlieblings abstürzen lassen. Da nicht klar ist, wie stark der Gegenwind noch wird, eignet sich die Aktie derzeit nur für spekulative Anleger.