iRobot-Aktie bröckelt weiter

Anfang August lief die Wahnsinnsmeldung über die Ticker und ließ die Papiere des Saugroboterspezialisten iRobot in die Höhe schießen. Das lag aber nicht etwa am Zahlenwerk, das eher durchwachsen ausfiel. Probleme mit den Lieferketten sorgten für einen drastischen Umsatzeinbruch und einen deutlich höheren Verlust. Der Grund des Kurssprungs lag vielmehr in einem Übernahmeangebot, dass der Roboterhersteller vom Online-Giganten Amazon präsentiert bekam. Der Tech-Riese will iRobot für 1,7 Milliarden Dollar schlucken.
Doch ob der Deal wirklich über die Ziellinie gebracht wird, steht noch unter einem Fragezeichen. Die Wettbewerbsbehörden sind noch dabei, die Übernahme genauer unter die Lupe nehmen.
iRobot – der Pionier der Saugroboter
Bevor wir auf die aktuellen Zahlen im Detail kommen, noch ein paar Hintergrundinformationen zum Geschäftsmodell des Konzerns: iRobot gilt als unangefochtene Größe auf dem Markt für Haushaltsroboter. Den Großteil der Umsätze (über 80%) stammen vom Saugroboter Roomba. Der Rest wird mit komplementären Produkten erwirtschaftet. Im Programm befinden sich u. a.: der Wischroboter Scooba (zum Nasswischen), der Kehrroboter Braava sowie Roboter zum Reinigen von Schwimmbädern und Abflussrinnen.
Mit einem Marktanteil von z. T. 69% in einzelnen Märkten wie den USA ist iRobot trotz der zunehmenden Konkurrenz der unangefochtene Marktführer. Lediglich im stark wachsenden chinesischen Markt hinkt der Konzern seinen Rivalen deutlich hinterher.
Markt ist laut Experten noch lange nicht gesättigt
Auch wenn iRobot der mit Abstand größte Player ist und mittlerweile weit über 20 Millionen Einheiten verkauft hat, ist der Markt noch lange nicht gesättigt. Davon gehen zumindest die Marktforscher von Fortune Business Insights aus. Sie bescheinigen der Branche weiterhin satte Zuwachsrate. Den Analysten zufolge könnte das Marktvolumen von 11,97 Milliarden Dollar in 2021 auf 50,65 Milliarden Dollar in 2028 ansteigen. Momentan ist der Markt noch stark Nordamerika-lastig. Doch auch in Europa und zunehmend dann auch in Asien werden die kleinen Helfer in immer mehr Haushalten eingesetzt werden.
Umsatz rauscht im dritten Quartal in den Keller
Im zurückliegenden dritten Quartal musste das Unternehmen aber mit kräftigem Gegenwind kämpfen. Die Umsatzentwicklung wurde in erster Linie durch Auftragsreduzierungen, Verzögerungen und Stornierungen von Einzelhändlern belastet. Unter dem Strich sackte der Umsatz um 36,9% auf 278,2 Millionen Dollar in den Keller. Das lag immerhin 144 Millionen Dollar unter den Analystenschätzungen.
Bei der Profitabilität musste der Roboterspezialist ebenfalls einen ordentlichen Dämpfer hinnehmen. Stand im Vorjahresquartal noch ein Gewinn von 57,2 Millionen Dollar in den Büchern, musste iRobot nun ein Verlust von 128,3 Millionen Dollar ausweisen.
Amazon bietet 61 Dollar in bar je iRobot-Aktie
Den Onlinehändler Amazon scheint der Einbruch nicht zu stören. Immerhin bietet der Technologie-Gigant 61 Dollar in bar je Aktie auf den Tisch gelegt. Inklusive ausstehender Schulden beträgt der Firmenwert 1,7 Milliarden Dollar. Amazon erweitert damit sein eigenes Hardware-Geschäft im Smart-Home-Bereich, das bereits die Echo-Speaker, die Fire-Tablets und die Kameras des 2020 übernommenen Anbieters Blick umfasst.
Mehrere Organisationen machen gegen Amazon-Offerte mobil
Dass der Deal kein Selbstläufer wird, war zu erwarten. Die beiden Akteure wurden im September zum zweiten Mal von der Federal Trade Commission aufgefordert, eine eingehendere Prüfung vorzunehmen. Im Oktober forderten Senatorin Elizabeth Warren sowie fünf weitere Kongressmitglieder die Wettbewerbsbehörde auf, die Transaktion zu blockieren.
Letzten Monat wurde zudem berichtet, dass eine gemeinnützige Tech-Watchdog-Gruppe die britische Wettbewerbsbehörde aufforderte, den geplanten Verkauf des Roomba-Herstellers an Amazon zu untersuchen. Der Grund sind Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der bereits starken Position von Amazon auf dem Markt für intelligente Haushaltsgeräte.
iRobot-Aktie mit deutlichem Abschlag zum Übernahmepreis
An der iRobot-Aktie hinterlässt die aktuelle Hängepartie ihre Spuren. Zuletzt bröckelte der Aktienkurs weiter ab. Mittlerweile notieren die iRobot-Papiere nur noch bei rund 47,60 Dollar. Das liegt unter dem Niveau vor Bekanntwerden der Übernahme und entspricht einem Abschlag von 13,40 Dollar zum Preis, den Amazon in bar auf den Tisch legen möchte. Vor dem Hintergrund der zuletzt einbrechenden Umsätze und den hohen Verlusten ist diese Entwicklung durchaus nachvollziehbar. Sollte der Deal nicht zustande kommen, dürfte die Aktie zusätzlich unter Druck kommen.