Kommunikationsdienstleister Sinch schluckt Pathwire für 1,9 Mrd. US-Dollar

Momentan häufen sich die Übernahmen im Bereich der E-Mail-Zustellplattformen. So hatte ich Ihnen bereits vor wenigen Wochen von der Übernahme des US-amerikanische E-Mail-Marketingunternehmens Mailchimp durch das Steuersoftware-Unternehmen Intuit berichtet.
Eine weitere Übernahme in diesem Sektor gab jetzt der schwedische Cloud-Kommunikationsdienstleister Sinch AB bekannt. So teilte Sinch am Donnerstag mit, dass es eine endgültige Vereinbarung zur Übernahme der US-amerikanischen E-Mail-Versandplattform Pathwire unterzeichnet habe.
Sinch zahlt stolze 1,9 Mrd. US-Dollar
Die Übernahme des im Privatbesitz befindlichen E-Mail-Marketing-Spezialisten Pathwire aus San Antonio/Texas lassen sich die Schweden richtig was kosten: Für den Deal blättern sie 925 Mio. US-Dollar (USD) in bar und 51 Mio. neue Sinch-Aktien auf den Tisch.
Der Schlusskurs der Sinch-Aktie am 29.09.2021, dem Tag vor Bekanntgabe der Übernahme, lag bei 165,9 Schwedische Kronen (SEK). Umgerechnet belief sich der Aktienanteil des Kaufpreises somit auf gut 961 Mio. USD. In Summe muss Sinch also etwa 1,9 Mrd. USD bzw. 16,6 Mrd. SEK für die Übernahme bezahlen.
Der vereinbarte Kaufpreis entspricht in etwa dem 18-Fachen des erwarteten Bruttogewinns von Pathwire im laufenden Geschäftsjahr. Dieser wird auf 104 Mio. USD geschätzt. Der Jahresumsatz für 2021 der Texaner wird auf 132 Mio. USD taxiert.
Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt
Da die beiden Unternehmen in Deutschland nur Insidern bekannt sein dürften, möchte ich sie Ihnen kurz vorstellen. Die führende Cloud-Kommunikationsplattform von Sinch ermöglicht es Unternehmen, jedes Mobiltelefon auf der Welt in Sekundenschnelle über mobile Messaging-, Sprach- und Video-APIs zu erreichen.
Sinch ist seit seiner Gründung im Jahr 2008 profitabel und schnell wachsend. Die 1.778 Mitarbeiter des Unternehmens erwirtschafteten in 2020 einen Umsatz von gut 8 Mrd. SEK (SEK steht für Schwedische Kronen, was etwa 800 Mio. Euro entspricht). Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich im vergangenen Jahr auf 452,9 Mio. SEK (etwa 44,6 Mio. Euro).
Sinch hat seinen Hauptsitz in Stockholm/Schweden und ist in 43 Ländern vertreten. Die Schweden zählen 8 der 10 größten US-Technologieunternehmen zu ihren Kunden. Die Aktien von Sinch werden an der NASDAQ Stockholm gehandelt.
Pathwire bietet E-Mail-Schnittstellen (API)-Technologie und intuitive E-Mail-Marketing-Lösungen an, die es Unternehmen auf der ganzen Welt ermöglicht, komplexe Kommunikationsprobleme zu lösen. Mit seinen Marken Mailgun, Mailjet und Email on Acid stellt Pathwire jährlich über 250 Mrd. E-Mails für Unternehmen wie DHL, Wikipedia, Toast, Lyft und Microsoft zu.
Übernahme kommt bei Investoren gut an
Die Nachricht von der Übernahme des US-amerikanischen Mitbewerbers kam bei den Sinch-Anlegern gut an. So legte der Kurs der Sinch-Papiere an der Stockholmer NASDAQ am 30.09.2021, dem Tag der Bekanntgabe des Deals, deutlich zu.
Konkret stieg die Aktie im Laufe des Börsentags um gute 3% und lag beim Erklingen der Stockholmer Schlussglocke bei 171,10 SEK. Die Investoren glauben offensichtlich daran, dass sich der nicht ganz günstige Deal für Sinch lohnen wird.
Sinch ist auf Expansion gestrickt
Die Übernahme von Pathwire festigt die Position von Sinch als weltweit führendes Kommunikations-Unternehmen, das mehr als 180.000 Kunden aus dem Bereich Geschäftskunden und Entwickler betreut. Durch die Übernahme von Pathwire erhöht sich der Jahresumsatz von Sinch laut eigenen Angaben auf 2,3 Mrd. USD und die Zahl der Mitarbeiter auf 4.000.
Dass Sinch ein stark expandierendes Unternehmen ist, zeigt auch die Übernahmestatistik des schwedischen Kommunikationsdienstleisters: Die Pathwire-Übernahme ist bereits der dritte Mega-Deal der Schweden in diesem Jahr. Im Juni schluckte Sinch die australische MessageMedia für 1,3 Mrd. USD und im Februar die in Chicago beheimatete Inteliquent für 1,14 Mrd. USD.
So geht es weiter
Der Abschluss der Pathwire-Übernahme unterliegt den üblichen Bedingungen, einschließlich der Einreichung von Fusionskontrollanträgen bei der Federal Trade Commission und dem US-Justizministerium. Die Transaktion soll bis Ende 2021 abgeschlossen werden.