Okta: Anleger senken nach 6,5 Milliarden Dollar schwerer Übernahme den Daumen
Deutlich fiel die Reaktion bei den Okta-Anlegern nach den Zahlen und Bekanntgabe einer 6,5 Milliarden Dollar schweren Übernahme aus. Die Aktie sackte zu Beginn um 7% in den Keller, bevor im Handelsverlauf eine Gegenbewegung einsetzte. Dabei lagen die Zahlen sogar deutlich über den Erwartungen. Offenbar waren sich die Anleger nicht ganz einig, wie sie die geplante Mega-Übernahme bewerten sollen. Der Deal entspricht immerhin rund 20% der gesamten Börsenkapitalisierung von Okta und ist damit einer der größten Deals in der Softwarebranche bisher. Die Hintergründe liegen aber auf der Hand: Okta will durch den Zukauf sein Wachstum weiter ankurbeln.
Okta der Sicherheitsspezialist für Unternehmen
Hinter Okta verbirgt sich ein SaaS-Unternehmen, das Software und Dienstleistungen für Identitäts- und Zugriffsverwaltung anbietet. Das Unternehmen mit Sitz in San Francisco wurde im Jahr 2009 gegründet und beschäftigte zum Ende des letzten Geschäftsjahres 2248 Mitarbeiter. Dabei arbeiten die Lösungen von Okta nach dem sogenannten „Single Sign-on“-Prinzip, kurz SSO. Hier geht es darum, dass nach einer einmaligen Authentifizierung auf alle Applikationen und Dienste, für die der Nutzer berechtigt ist, am selben Arbeitsplatz zugegriffen werden kann, ohne dass man sich jedes Mal neu anmelden muss.
Hohe Wachstumsdynamik hält an
Mit seiner Positionierung konnte Okta zuletzt kräftige Wachstumsraten verzeichnen. Im Schlussquartal 2020 kletterten die Erlöse um 40% auf 234,7 Millionen Dollar. Das lag 12,7 Millionen Dollar über den Analystenerwartungen. Unter dem Strich blieb sogar ein kleiner Gewinn von 6 Cent je Aktie hängen, während die Analysten mit einem Verlust in Höhe von 1 Cent je Aktie gerechnet hatten. Im Gesamtjahr 2020 gingen bei Okta 835,4 Millionen Dollar an Umsatz durch die Bücher vs. 586 Millionen Dollar im Vorjahr.
Software wird immer beliebter
Unterdessen scheinen die Identitätsmanagementlösungen immer mehr an Popularität zu gewinnen. Im vierten Quartal erhöhte sich die Kundenbasis um 26% auf 10.000. Inzwischen zählt Okta 1.950 Kunden mit einem jährlichen Vertragsvolumen von mehr als 100.000 Dollar. Das ist ein Zuwachs von 33% zum Vorjahresquartal.
Okta will Rivalen für 6,5 Milliarden Dollar schlucken
Im laufenden Jahr will Okta weiter dynamisch wachsen. Firmenboss Todd McKinnon rechnet mit einem Jahresumsatz von 1,08 bis 1,09 Milliarden Dollar, was einem Plus von 29 bis 30% entspricht. Zudem möchte sich Okta mit einem Megadeal für die Zukunft positionieren: Für 6,5 Milliarden Dollar will der US-Konzern den kleineren Rivalen Auth0 schlucken. Mit einem Abschluss der Übernahme wird noch im zweiten Quartal gerechnet.
In der Corona-Pandemie, in der Unternehmen gezwungen sind, verstärkt online miteinander zu agieren, haben beide Firmen viele Neukunden gewonnen. Mit ihrer cloudbasierten Software helfen sie dabei, die Identitäten von Firmenangestellten und Kunden zu überprüfen, bevor diese bestimmte Internetseiten und Anwendungen besuchen dürfen. Auth0 war im Juli noch mit 1,9 Milliarden Dollar bewertet worden.
Auth0 soll weiter unabhängig agieren
Okta-Chef McKinnon schrieb in einem Blogpost, dass Auth0 weiterhin unabhängig agieren wird. Er sagte, er kenne Auth0-CEO Eugenio Pace seit Jahren und nannte ihn „einen begeisterten Verbündeten bei der Etablierung von Identität als primäre Cloud.“ Mit Auth0 erhält Okta ein Cloud-Identitätsunternehmen, das Entwicklern hilft, das Identitätsmanagement in Anwendungen einzubetten, was seiner Identitätsplattform eine völlig neue Dimension verleiht.
Auth0 Vorstand Eugenio Pace und Mitgründer Matias Woloski kommen beide von Microsoft, wo sie bis zur Gründung ihres Startups im Jahr 2013 gearbeitet haben. Wie McKinnon betont, handelt es sich um ein großes Unternehmen mit 800 Mitarbeitern. Es wird erwartet, dass es in diesem Jahr einen Umsatz von 200 Millionen Dollar erreichen wird, allerdings auf Grund hoher Investitionen noch Verluste schreibt. Bei Firmen rechnen mit erheblichen Umsatzsynergien.
Neben Salesforce Ventures gehörten auch Sapphire Ventures, Bessemer Venture Partners und Meritech Capital Partners zu den Investoren des Unternehmens.