Playtika macht Rovi ein feindliches Übernahmeangebot
Am Donnerstag wurde bekannt, dass der israelische Computer-Spiele-Entwickler Playtika Holding Corp. daran interessiert ist, den kleineren finnischen Mitbewerber und Hersteller des Computerspiels Angry Birds, Rovio Entertainment Corporation Oyj, zu übernehmen.
Playtika gab in einer Pressemitteilung vom 19.01.2023 bekannt, dass es auf ein bereits am 16. November 2022 unterbreitetes Übernahmeangebot für Rovio sogar noch eine Schüppe drauflegen will.
Playtika bessert Übernahmeangebot nach
Ursprünglich hatten die Israelis 8,50 Euro je Rovio-Aktie in bar geboten. Das überarbeitete Angebot vom 19. Januar 2023 beläuft sich auf 9,05 Euro pro Aktie in bar.
Bei 76,12 Mio. ausstehender Rovio-Aktien bewertet das nachgebesserte Playtika-Angebot den finnischen Spieleprogrammierer mit etwa 689 Mio. Euro. Rovio hat aktuell einen Markt- bzw. Börsenwert von ca. 440 Mio. Euro.
Das feindliche Angebot beinhaltet eine stolze Übernahmeprämie von 55% gegenüber dem Schlusskurs der Rovio-Aktie vom 18. Januar 2023. Bevor ich jedoch weiter in die Details des unaufgeforderten Angebots eingehe, möchte ich Ihnen beide Unternehmen kurz vorstellen.
Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt
Die Rovio Entertainment Corporation wurde 2003 gegründet und hat ihren Sitz in Espoo/Finnland (Großraum Helsinki). Rovio ist weltweit tätig und kreiert, entwickelt und veröffentlicht mobile Spiele.
Darüber hinaus lizensiert Rovio die Marke Angry Birds für Verbraucherprodukte, Filme, Animationen und andere Unterhaltungsprodukte. Das beliebte Handyspiel Angry Birds, in dem wütende Vögel gegen Schweine kämpfen, wurde von Rovio 2009 entwickelt und ist zu einem Dauerbrenner geworden.
Im Geschäftsjahr 2021 erwirtschaftete Rovio einen Jahresumsatz von 286,2 Mio. Euro. Der operative Gewinn (EBIT) belief sich auf 40,7 Mio. Euro. Die Aktien des Unternehmens sind an der NASDAQ Helsinki unter dem Handelskürzel ROVIO notiert.
Playtika ist laut eigenen Angaben ein Marktführer im Bereich der mobilen Spieleunterhaltung und -technologie mit einem Portfolio von zahlreichen Casino-Spielen wie etwa Poker und Solitär. Playtika wurde 2010 gegründet und war eines der ersten Unternehmen, das Free-to-Play-Spiele in sozialen Netzwerken und kurz darauf auch auf mobilen Plattformen anbot.
Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Herzliya/Israel (Großraum Tel Aviv). Die Aktien von Playtika sind an der US-Technologiebörse NASDAQ unter dem Kürzel PLTK notiert. Im Geschäftsjahr 2021 erzielte Playtika einen Jahresumsatz von 2,58 Mrd. US-Dollar (USD – entspricht 2,38 Mrd. Euro) und ein EBIT von 560 Mio. USD (517 Mio. Euro).
Playtika will Spieleportfolio ausbauen
Wie Playtika-Chef Robert Antokol in einem kurzen Statement bestätigte, wollen die Israel durch eine mögliche Übernahme von Rovio ihr Spieleangebot ausbauen:
„Wir sind der festen Überzeugung, dass die Kombination von Rovios renommiertem Know-How und der Größe seiner Nutzerbasis mit unseren erstklassigen Monetarisierungs- und Spielbetriebsfähigkeiten einen enormen Wert für unsere Aktionäre schaffen wird.“
So reagierte die Börse
Die Nachricht über das nachgebesserte Angebot von Playtika sorgte für einen massiven Kurssprung bei den Rovio-Aktien. Der Kurs stieg im Laufe des Freitags an der NASDAQ Helsinki um stolze 35,8% auf 7,70 Euro an.
Die Investoren sehen es offensichtlich als wahrscheinlich an, dass es zwischen Rovio und Playtika zu Übernahmeverhandlungen kommen kann. Allerdings liegt der aktuelle Kurs noch deutlich unter dem nachgebesserten Angebot von 9,05 Euro pro Aktie.
Auch der Kurs der Playtika-Aktie legte am Freitag kräftig zu. Er stieg an der US-NASDAQ um 7,48% und ging mit 10,20 USD ins Wochenende. Auch hier begrüßen Anleger die Neuigkeiten über eine mögliche Übernahme von Rovio durch Playtika.
Wie es weitergeht
In einer kurzen Börsenmitteilung bestätigte Rovio am Freitag den Erhalt des unverbindlichen Angebots von Playtika. Die Finnen teilten mit, dass sie aktuell keine Verhandlungen mit Playtika führen.
Ferner gaben sie bekannt, dass der Rovio-Vorstand den unverbindlichen Vorschlag prüfe und anschließend entscheiden werde, ob und wie mit ihm verfahren wird.