Tech-Aktien: Trotz Konsolidierung gehört ihnen die Zukunft
Seit Januar läuft es nicht mehr rund an den Börsen. Stattdessen geht es runter. Der Dow Jones verlor erst rund 8 %, erholte sich und stürzte im März erneut ab. Von niedrigerem Niveau aus wiederholte sich das Ganze Mitte April. Bei den erfolgsverwöhnten Tech-Aktien war die Entwicklung parallel. Das Kursbarometer des Nasdaq zeigt steil nach unten.
Tech-Aktien unter Druck
Die Parallelen deuten darauf hin, dass vom Platzen einer Tech-Blase nicht die Rede sein kann. Viel eher handelt es sich um eine Konsolidierung. Ende 2015 gab es eine ähnliche Entwicklung – bis es im Juni wieder steil bergauf ging. Nur lief es bei den Tech-Aktien zwei Gänge rasanter. Seit der Finanzkrise legte der Nasdaq bis heute um 238 % zu, der Dow Jones um 87 %.
Natürlich können die Bäume nicht endlos in den Himmel wachsen. Schon deshalb war eine Korrektur nur eine Frage der Zeit. Im Gegensatz zum letzten Mal jedoch war diesmal Donald Trump einer der Auslöser. Erst drohte er mit seinen Strafzöllen einen Handelskrieg heraufzubeschwören und die Weltwirtschaft abzuwürgen. Danach beklagte er sich über Amazons geringe Versandgebühren, weil damit dem staatlichen US-Postal Service angeblich Erlöse in Milliardenhöhe entgehen.
Prompt knickte die Aktie des Schwergewichts Amazon ein. Danach ging es weiter: Meldungen, dass Intel seinen Großkunden Apple verliert, weil der künftig eigene Prozessoren für seine Rechner produzieren will, versetzten dem Chip Hersteller einen Dämpfer. Apple selbst litt unter dem Szenario eines Handelskriegs mit China, wo es Bauteile des iPhone lässt. Auch die Tesla-Aktie rutschte ab: Das Produktionsziel der neuen „Model“ wird kräftig verfehlt.
Datenskandal mit unabsehbaren Folgen
Bald darauf ging es in die nächste Runde, und die berührte das Geschäftsmodell von Unternehmen wie Amazon, Google oder Facebook, die von den Daten ihrer Kunden leben. Auslöser war der Datenskandal um Facebook. Seitdem werden die Schattenseiten der Internetfirmen und ihrer Dominanz beleuchtet. Der Ruf nach strengerer Regulierung wird nicht ohne Folgen bleiben.
Nicht auszuschließen, dass sich etwas zusammenbraut, was einen Wendepunkt der Tech-Unternehmen markiert. Was die Dominanz angeht, wird in Washington angeblich über Steuer- und Kartellgesetze gebrütet. Auch wenn es nicht in einer Zerschlagung wie beim Monopolisten Standard-Oil im Jahr 1911 enden wird, um Regulierungen kommt die Branche auf Dauer nicht herum.
Industrie, Banken und Finanzunternehmen müssen bis zu acht Mal mehr Vorschriften beachten, als Technologie- und Internetfirmen. Die Dringlichkeit in Sachen Datenschutz ist nicht mehr zu übersehen. In der EU gelten ab 25. Mai neue Gesetze, die die Nutzung und Übermittlung von Daten betreffen. Bei Verstoß sind 4 % des weltweiten Umsatzes als Strafe fällig. US-Regelungen werden folgen.
Unverzichtbare Giganten
Tech-Aktien dürften noch eine ganze Weile unter Nervosität der Marktteilnehmer leiden. Dennoch werden sie auf lange Sicht hohe Gewinne einfahren. Auf jeden Fall Amazon mit seiner Markposition und immer neuen digitalen Geschäftsfeldern sowie Google, allein weil es unverzichtbar geworden ist.
Ohne die Suchmaschine oder YouTube käme zumindest die westliche Gesellschaft kaum zurecht. Echte Alternativen gibt es nicht. So zeigten die jüngsten Quartalsergebnisse der Konzernmutter Alphabet einen Umsatzanstieg um ein Viertel auf 31,15 Mrd. US-Dollar.
Und bei Facebook legte der Umsatz gar um fast die Hälfte auf 11,97 Mrd. US-Dollar zu. Doch Facebook ist insofern verwundbarer als ihm verdrossene Nutzer notfalls den Rücken kehren. Unter Jugendlichen ist es ohnehin nicht mehr so verbreitet. Die gehen lieber auf Social-Media-Plattformen wie Instagram.
Dass ansonsten viele Tech-Aktien ihre Zukunft noch vor sich haben, zeigt schon die Entwicklung in Bereichen wie künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge, Stichwort: Industrie4.0. Aus deutscher Sicht hat hier etwa SAP noch einiges zu bieten. Dessen Chef Bill McDermott will den Wert der Aktie bis in sieben Jahren noch einmal verdreifachen.